Was du beschreibst ist für mich keine Diskriminierung, sondern vielmehr eine klare Benennung dessen, was die betreffenden Menschen möchten. Manchmal gepaart auch aus Erfahrung.
Diskriminieren tust vielmehr du, weil du allen anderen absprichst, "wahre BDSMler" zu sein. Sind diese aber genauso wie es Switcher sind! Dann, wenn sie BDSM für sich als wertvoll empfinden und jemanden gefunden haben, der/die "ihr BDSM" teilt.
Dann noch mal etwas im Detail:
In erster Linie möchte jeder Mensch, dass sein/ihr Partner zu einem steht. Das gilt auch für BDSM. Das bedeutet dann auch, dass man möchte, dass der andere als den, der er ist, anerkennt.
Daraus resultiert dann, dass man volle Hingabe möchte und nicht nur halbe, echte Sklaven und nicht nur unechte, richtige Doms und nicht nur Halbtagsdoms haben möchte. Es ist der Wunsch, respektiert zu werden! Also als Dom dann auch wirklich dann als solcher ernst genommen zu werden und das nicht in Frage gestellt zu bekommen. Wenn ich "oben" bin gegenüber einem Menschen in diesem Moment, dann möchte ich das nicht in Frage gestellt sehen, sondern anerkannt. Basta.
Das ist dann auch häufig das Problem bei Switchern: Für manche (nicht alle freilich) gehört der Kampf um "oben" einfach dazu. So nach dem Motto "bist du zu schwach, bin ich zu stark". Kann man machen, mögen aber nun einmal nicht alle Doms. Sie möchten eine klare, eindeutige Unterwerfung, oder auch: Dass Sub zu ihnen und ihrer Submission auch steht und ihn als Dom anerkennt.
Der Grund hierfür ist in erster Linie, dass so dann beide kein großes Vorspiel benötigen, keinen "Vorkampf", sondern gleich mitten rein können. Das empfinden viele als sehr entspannend. Und umgekehrt als anstrengend, wenn es nicht so ist.
Wer so tickt, gerne, sie dürfen so sein. Und dementsprechend ihre passenden Gegenstücke suchen.
Wer von ihnen immer wieder diese "Kampfswitcher" (jetzt von mir mal spontan ausgedacht) erlebt hat, der hat irgendwann die Nase voll und schließt von vorneherein alle aus bei der Partnersuche.
Kann ich dann auch gut verstehen.
Glücklicherweise sind nicht alle Switcher so drauf.
Will heißen, es kann auch mal eines Vorurteils geschuldet sein.
Es gibt genug Switcher, die gegenüber einer Person IMMER nur eine Rolle inne haben. Und es für sie unvorstellbar ist, die andere Seite ihr gegenüber wahr zu nehmen.
Dann, und zwar vor allem dann, macht auch eine SM-Beziehung mit einem Nicht-Switcher einen Sinn. Denn dann wird der Nicht-Switcher niemals persönlich merken, dass der andere überhaupt Switcher ist - ihm/ihr gegenüber ist er es nämlich schlicht und einfach nie.
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Ich persönlich bin eine Mischung aus beider Sorte Switcher: "Was sich mag, das neckt sich" gehört im Flirtmodus für mich einfach dazu. Da können sich dann auch mal beide Seiten von mir gleichzeitig melden.
Wenn mich aber eine Person wirklich packt, eine Seite von mir volle Kanne sich meldet, aber sowas von, dann kann es auch passieren (und ist es mir öfters auch schon), dass die zweite nichts mehr zu melden hat gegenüber dieser Person. Dann
bin ich devot, dann
bin ich dominant-sadistisch und nichts anderes.
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Das einzige Vorurteil, das mir als Switcher immer wieder mal begegnet: "Ihr könnt doch gar nicht so tief gehen, weil ihr immer nur 50% Zeit / Energie für nur eine Seite aufwenden könnt".
Das ist in der Tat ein Vorurteil. Und zwar nur eines. Denn natürlich gebe ich "in play" immer 100%! Und fühle auch so! Da ist nix gespielt! Und gebe es in der umgekehrten Rolle genauso! Es ist im Grunde genommen wie Polyamorie, nur auf SM gemünzt: Ich bin dazu fähig, beide Seiten in mir zum Klingen zu bringen. Genauso, wie eine polyamore Person dazu fähig ist, mehr als eine Person gleichzeitig zu lieben.
Das ist aber keine Fähigkeit, auf die ich jetzt besonders stolz sein wollte, so nach dem Motto "ich kann mehr als ihr, ätsch!". Nein, überhaupt nicht.
Denn dieses Ausloten, dieses ständig in sich hinein hören müssen, welcher Teil gegenüber den Menschen, denen ich begegne, "hier!" schreit, ist häufig auch verdammt anstrengend. Genauso wie es eine Fähigkeit ist, ist es auch eine Bürde.
Mir wäre es manchmal lieber, wenn ich nur einer Seite zugetan wäre. Würde vieles einfacher machen.