Psychologische Sperre im Kopf?
*****e76:
Ich kann mich nur von einem Switch dominieren lassen, ich bin selber viel zu dominant um mir von einem Dom was sagen zu lassen....
Wieso das so ist weiss ich gar nicht.....
*********chen:
Da kann ich mich mal anschließen. Für mich ist es extrem schwierig, einen dominanten Mann zu finden, weil ich selbst zu dominant bin und Mann schon alle Hände voll zu tun hat, mich "unterzukriegen". Der einzige, bei dem das bislang funktioniert hat, war auch Switcher. Da ging es.
Aber woran liegt das?
Diese Aussagen klingen für mich durchaus interessant – vor allem auch, weil sich die zitierten Personen offenbar selber nicht erklären können, warum dies bei ihnen so ist!
Ich persönlich kann das keineswegs bestätigen: Für mich selber macht es in der submissiven Rolle keinen Unterschied, ob mein Gegenüber eine Femdom oder Switcherin ist – entscheidend ist dabei allein, dass sie in ihrer Rolle authentisch ist und meine Submission unmissverständlich (bzw. umgekehrt gerade doch miss-verständlich: nämlich klar verständlich als Ansage einer Miss!
), also konsequent und mit dem erforderlichen Nachdruck einfordert und dabei keinen Zweifel daran lässt, wer – in der gegenwärtigen Situation – das Sagen hat.
Umso mehr würden mich die Gründe dafür interessieren, dass sich eine Person zwar von einem Switcher, der nur zeitweise eine Sehnsucht nach der dominanten Rolle verspürt, jedoch nicht von einer Person dominieren lässt, die ausschließlich dominant veranlagt ist und somit dem Ideal eines Dom doch mindestens ebenso gutentsprechen sollte.
*********eeker:
Woran könnte es liegen? Zum einen vielleicht daran, dass ein Switcher den Wechsel nicht wie der Teufel das Weihwasser fürchtet und deshalb mit der Situation souveräner umgeht? Vielleicht, weil es viel leichter ist den aufkommenden Kampf zu erkennen und dadurch, dass man auch versteht, warum der andere switcht, dies leichter umgehen oder beseitigen kann? Es könnte aber auch daran liegen, dass die Abneigung vieler Doms oder Domsen gegenüber Switchern es schwerer macht sich auf sie einzulassen.
Ich halte dies für äußerst spannende Erklärungsansätze! Auffällig ist aber, dass dabei die Ursache jeweils auf der Seite der dominanten Person gesucht wird. Wobei mir nicht klar geworden ist, wie die Formulierung "schwerer macht, sich auf sie einzulassen" beim dritten Argument zu verstehen sein soll: Sollen die Schwierigkeiten, sich auf das Gegenüber einlassen zu können, wegen ihrer Abneigung gegenüber Switchern bei den Doms und Femdoms selber oder vielmehr umgekehrt auf Seiten der Switcher bestehen, weil diese die Abneigung der Femdoms und Doms spüren? Allerdings würde die Ursache im Hinblick auf deren Abneigung gegenüber Switchern auch im letztgenannten Fall ihren Ursprung im Verhalten der Femdoms und Doms haben.
Ich möchte mal einen anderen Erklärungsversuch in den Raum werfen, bitte aber die betreffenden Personen, es nicht persönlich zu nehmen, wenn ich damit komplett daneben liegen sollte: Könnte es nicht vielmehr sein, dass die Ursache vor allem auf Seiten der switchenden Person zu finden ist? Und dass dabei – wenn auch nur im Unbewusstsein – eine Scheu vor einer Art Gesichtsverlust eine Rolle spielt? Ich denke, folgende Anmerkung könnte schon in die richtige Richtung gehen:
*********eeker:
Vielleicht glauben sie, sich stärker beweisen zu müssen. Vielleicht fordern wir dies ja unbewusst auch wirklich ein.
Dabei würde ich allerdings mehr die Perspektive der Switcher betonen wollen: Vielleicht glauben diese oftmals, sich gegenüber einer ausschließlich dominanten Person beweisen, nämlich ihrer Führung erwehren zu müssen – und fordern daher, um die Rollenverteilung für sich annehmen zu können, ein solch hohes Maß an Dominanz ein, dass ihr Gegenüber dem oftmals nicht zu entsprechen vermag.
Zwischen zwei nicht switchenden Personen untereinander, wo die Rollenverteilung immer gleich bleibt, ist das Kräfteverhältnis eindeutig geklärt. Im Extremfall einer 24/7-Beziehung hat die Femdom bzw. der Dom ohnehin immer das Sagen. Im anderen Extremfall fügt sich eine Person, die im Alltag aufgrund ihrer Wesensart dominant auftritt und hierzu in ihrer Sexualität gezielt einen Ausgleich sucht (der typische Fall der beruflich erfolgreichen Führungsperson, die im privaten Bereich die Verantwortung abgeben und sich fallen lassen können möchte), freiwillig in die Rolle der bzw. des Sub, obwohl ihr bewusst ist, dass sie beim BDSM ebenso die Führung beanspruchen könnte, wenn sie es darauf anlegen würde. Aber auch in allen anderen Fällen, bei denen sowohl Femdom bzw. Dom als auch Sub sich ihrer dauerhaften Rolle glücklich schätzen, müssen sich die Protagonisten gegenseitig nichts beweisen.
Bei zwei switchenden Personen untereinander ist das Kräfteverhältnis in gewisser Weise ebenfalls geklärt: Nämlich in der Weise, dass es gerade nicht generell geklärt sein muss – sei es nun, dass die Rollenverteilung nach einer festen Regel vorgenommen bzw. von Fall zu Fall einvernehmlich abgesprochen oder hierum jeweils zu Beginn bzw. auch während eines Spiels immer wieder von Neuem gerungen wird. Niemand ist dem anderen dauerhaft über- oder unterlegen. Jede Person weiß, dass sie auch mal wieder auf der anderen Seite stehen wird, weil dies beiderseitig so gewollt ist. Also muss sich auch hier niemand in der Weise gegenüber dem anderen beweisen, dass das Kräftverhältnis ein für alle Mal in einem Machtkampf ausgefochten werden müsste.
Trifft eine switchende auf eine ausschließlich als Femom bzw. Dom agierende Person, verhält es sich hingegen anders: Hier ist ein Spiel nur in der Weise vorstellbar, dass die switchende Person die Rolle der bzw. des Sub übernimmt, da sich ihr Gegenüber auf eine andere Konstellation nicht einlassen wird. Damit ist das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Personen aber nicht geklärt. Denn bei der switchenden Person könnte es sich dennoch um die dominanter veranlagte Person handeln, die sich in einem Machtkampf durchsetzen würde, wenn sich ihr Gegenüber darauf einließe.
Ich könnte mir vorstellen, dass es einer sehr dominant veranlagten Person, die allerdings gerne switchen möchte, gerade dann schwer fällt, sich einer ausschließlich als Femdom bzw. Dom agierenden Person hinzugeben, wenn sie sich im Vergleich zu dieser Person für dominanter bzw. stärker hält. Denn in diesem Fall ist aufgrund des nach außen ungeklärten Kräfteverhältnisses nicht offensichtlich, dass ihre Hingabe allein auf Freiwilligkeit beruht, weil dies ihrer sexuellen Präferenz in der konkreten Situation entspricht, und sich somit daraus gerade nicht folgern lässt, dass sie sich gegenüber der anderen Person nicht durchsetzen könnte.
Hierin liegt der Unterschied zu der bereits oben erwähnten beruflich erfolgreichen Führungspersönlichkeit, die im privaten Bereich gezielt einen Ausgleich sucht: Sie erleidet hierdurch keinerlei Art von Gesichtsverlust, weil es für die Beteiligten offensichtlich ist, dass die Übernahme der Rolle der bzw. des Sub auf Freiwilligkeit beruht. Die switchende Person hingegen hat ein Bedürfnis, gegenüber der ausschließlich als Femdom bzw. Dom agierenden Person ihre eigene Dominanz bzw. Stärke zu beweisen.
In diese Richtung gehend interpretiere ich auch folgende Äußerung:
*********chen:
Also ich "fordere" das mit Sicherheit ein. Nur weil ein Mann mir sagt, dass er dominant ist, heißt das noch lange nicht, dass ICH ihn auch als dominant mir gegenüber empfinde. Das muss er schon erstmal unter Beweis stellen, dass das so ist
...
Hat wahrscheinlich schlicht und ergreifend mit Augenhöhe zu tun.