Systemkrise(n)
Jetzt saßen sie wieder, am Sonntag bei Günter Jauch, am Montag bei Plasberg, die Experten aus Finanzwelt, Journalismus und Politik. Und debattierten über Griechenland und ob es aus dem Euro 'raus muß oder nicht, und ob es seine Schulden bezahlen kann oder nicht, usw.Und sie redeten wieder über das Thema wie im Märchen die Hofschranzen über des Kaisers neue Kleider. Und dann kam Varoufakis, zeigte den Mittelfinger und rief: "Aber der Kaiser ist doch nackt!"
Doch was bleibt den Experten anderes übrig, als das zu überhören und weiter von des Kaisers neuen Kleidern zu reden. Sonst müßten sie ja zugeben, dass sie zwar wissen, wie das Finanzwesen funktioniert, sich nur leider die Realität nicht daran hält.
Wir haben nämlich weder eine Griechenlandkrise, noch eine Eurokrise und auch keine Schuldenkrise, wir haben ein Systemkrise! Unser Finanz- oder besser Geldsystem ist pervertiert!
Ursprünglich entwickelte sich Geld als Zwischen-Tauschmittel, um nicht den Sack Kartoffeln gegen ein Paar Schuhe tauschen zu müssen, auch als Wertfindungsmittel für die verschiedenen Güter und auch als Wertaufbewahrungsmittel. Das funktioniert solange, wie die jeweilige Währung mit Gold oder anderer "Hardware" hinterlegt war. Seit dies aufgegeben wurde läuft die Sache aus dem Ruder. Geld ist zum großen Teil nichteinmal mehr nur bedrucktes Papier, oft nur mehr Zahlen in einer Datei. Und für diejenigen, die viel davon haben eine Möglichkeit, denen die wenig davon haben noch etwas abzunehmen.
Seit dies über Zinsen nur mehr schlecht geht entwickeln sich weitgehend unbemerkt Prallelwährungen. Immobilien z.B. Da kauft man sich eben dann für sein Geld in ein neues Wohnprojekt ein. Aber nicht, um selbst darin zu wohnen, sondern um es zu vermieten. Was folgt ist, dass sowohl die Bodenpreise wie die Immobilienpreise steigen und damit auch die Mieten. Die Zeche zahlen wieder die unteren Schichten, die bei dem Spiel nicht mitspielen können.
Zurück in die Finanzwelt. Ganz sicher werden "sie", wenn sie auf Griechenland genügend Druck ausgeübt haben wieder Geld überweisen. Wer will schon Griechenland pleite gehen lassen. Zuerst wäre schon die griechische Bevölkerung leidtragend. Würde sich aber wahrscheinlich bald aufrappeln, vielleicht eigene Parallelwährungen finden und zu einem halbwegs normalen Leben zurückfinden.
Aber was sollen die Banken machen, wenn Griechenland nicht mehr zahlt? Die Forderungen abschreiben? Macht sich nicht so gut in den Bilanzen. Und könnte in einem Dominoeffekt zu einer Kettenreaktion führen. Also wird man lieber Geld überweisen, neue Verbindlichkeiten aufbauen, damit man die alten nicht abschreiben muß. Und der Krug geht weiter solange zum Brunnen bis er bricht ...
tassilo