Dürfen ist in diesem Fall schwer zu definieren
Hallo zusammen,
ich bin katholisch und ich bin nicht mehr verheiratet. Ich habe ökumenisch geheiratet, da meine ExFrau evangelisch war (, die übrigens mit Kirche nix am Hut hatte und nur kirchlich geheiratet hat, weil es in der Kirche halt so schön sentimental ist mit Blumenkindern und weißem Kleid und Orgelmusik und allem Zipp und Zapp).
Ich kann mich an die Trauung und die Aussage darin nicht mehr erinnern, das ist ja jetzt 25 Jahre her. Ich kann mich aber erinnern, dass es im Vorfeld ein Traugespräch gab, in dem die Themen, die Du angesprochen hast, thematisiert wurden.
Klare Aussage:
Es gibt das Kirchenrecht und es gibt die Umsetzung in der Praxis durch Kirchenmenschen.
Das bedeutet: Jeder Pastor, Pfarrer, Diakon usw. legt Dinge anders aus, ist mehr oder weniger streng und stellt mehr oder weniger intime Fragen. Es gibt hier keine allgemeingültige Aussage zu dem Kirchenpersonal. Genauso wenig gibt es eine allgemeingültige Aussage zu den verheirateten Menschen - denn diese leben den Glauben (oder eben auch gar keinen Glauben) sehr individuell aus.
Wenn man nach dem Kirchenrecht geht, ist die Aussage klar:
Verhütung ist nicht gewünscht, weil es Gottes Wille ist, ob es ein Kind gibt oder nicht. Wenn frau schwanger wird, ist das ein Gottesgeschenk. Daher ist das Thema Abtreibung grundsätzlich ein Tabu und Verhütung ebenfalls. Es gibt z.B. Schwangerschaftsabbruchsberatung mit kirchlichen Stellen, die extrem konservativ sind und versuchen, eine Frau unter allen Umständen davon zu überzeugen, das Kind auszutragen und es dann zur Adoption frei zu geben oder andere Alternativen zu finden. Die Aussage, die dahinter steht: Wir ehren das Leben und versuchen alles, um es möglich zu machen und zu schützen.
Das ist auch aus meiner Sicht eine grundsätzlich gute Haltung.
Sie wird aber nicht jeder Betrachtungsweise gerecht. Daher hat sich auch in der Kirche eine Gegenbewegung gebildet (in Deutschland z.B. "Kirche von unten", in Lateinamerika die Befreiungstheologie und sozialkritische und "Revoluzzeransichten z.B. von Leonardo Boff"), die andere Ansichten zu einer Vielzahl von Themen haben und damit die Amtskirche und deren Lehrregeln anders sehen.
Sorry, wenn ich weiter ausgeholt habe. Will damit sagen, dass es hier eben nicht richtig oder falsch gibt oder schwarz oder weiß - wie da vorgegangen wird, ist vom Kirchenpersonal vor Ort abhängig. ich kann dazu auch sagen, dass ich teilweise wesentlich konservativere evangelische Pfarrer kennen gelernt habe, als katholische Pastöre...
Genau so geht auch jeder Mensch anders damit um. Ob und wann und wie ich verhütet habe, war immer meine persönliche Sicht. Ich hab das so gemacht, wie ich lustig war. Als ich Kinder haben wollte, wurden die abgesetzt, davor und danach verhütet. Ich habe mich für die Kinder bewusst entschieden und nicht agiert nach dem Motto " schaun wir mal, was passiert"..
Das ist aber die Lehrmeinung der Amtskirche, was gerade in sozial schwachen Gebieten der Welt für eine Vergrößerung der Probleme sorgt.
Ich habe aber ohnehin eine andere Ansicht zur Sexualität und der Frage des Auslebens, als es die Amtskirche hat
ich habe schon Jugendgruppen geleitet, wo ich meine Meinung zur Sexualität offen dargelegt habe - wenn die "Amtskirche" meine Einstellung dazu gewusst hätte, wäre ich sicherlich "gefeuert" worden.
Die Antwort lautet also:
Nach der Amtskirche darf ein katholisches Paar also nicht verhüten, es kräht aber kein Hahn danach..... jedenfalls nicht, bis es zur folgenden Situation kommt:
Eine katholische Krankenschwester und bei einem katholischen Krankenhaus angestellt heiratet und lässt sich dann scheiden. Das wird heute mittlerweile von Arbeitgebern akzeptiert....dann will sie aber wieder heiraten.... Dann droht ihr, dass sie den Job verliert. Solche Arbeitgeber mit kirchlichem Bezug (da spielt es keine Rolle, ob evangelisch oder katholisch) nennt man Tendenzbetriebe mit Weltanschauungsschutz.
Wie kommt jetzt eine solche Krankenschwester aus der Nummer raus?
Das geht nur, indem sie nachweist, dass die erste Ehe gar nicht rechtsgültig bestanden hat. Die Ehe muss also nichtig sein - aus Kirchensicht.
Es gibt dann ein kirchenrechtliches Verfahren (sogar mit Kirchenrechtsanwalt, den man beauftragen muss), bei dem es einen Kirchenanwalt gibt (wie Ankläger quasi), der behauptet, dass die Ehe gültig war und ihr Anwalt muss darlegen, dass die Ehe eben nicht gültig abgeschlossen war.
Und wie macht der Anwalt der Frau dies: Indem er nachweist, dass die wesentlichen Grundlagen der Ehe von vornherein nicht erfüllbar waren, weil z.B. ein Partner die Regeln der Kirche nicht befolgen wollte: Er wollte keine Kinder, er wollte verhüten, er wollte mögliche Kinder nicht im (christlichen) Glauben erziehen usw usw... da gibt es eine ganze Latte an Kriterien und das Verfahren ist echt "komisch"
Aber es geht und dann entscheidet ein Kirchengericht letztlich, dass die Ehe quasi unter falschen Voraussetzungen geschlossen wurde und damit juristisch gar nicht geschlossen wurde.
Damit ist der Weg frei für eine Neuheirat und die Krankenschwester kann gleichzeitig den Job behalten.
Bekanntester Fall eines solchen Scheidungsantrags: Heinrich der 8 von England, der sich so darüber geärgert hat, dass der Papst seiner Scheidung nicht zugestimmt hat, dass er kurzerhand seine eigene, die anglikanische , Kirche gegründet hat.
Ich glaube, dass die Mehrzahl der auch gläubigen Menschen außerhalb der katholischen Kernländer wie z.B. Bayern, wo Menschen ja durchaus auch in anderen Dingen eher "konservativere" Meinungen haben, das so leben wie ich: Ich habe Spaß, solange ich damit niemanden verletze, ist das alles ok.
Und wenn wir einmal vor unserem Schöpfer stehen, wird er mich nicht fragen, ob bei meiner Frequenz des Vögelns nicht hätten noch weitere 15 Kinder herauskommen müssen, sondern wird sich über meine 3 freuen und schauen, ob ich sie zu aufrechten Menschen erzogen habe.
So denke ich persönlich, schimpfe aber auch auf keinen anderen Menschen, der das anders sieht.... jeder nach seiner Facon!
Andere Leute wirst Du hier in einem Sexforum aber wohl kaum finden - ich gelte wohl schon als Exot, weil ich überhaupt noch gläubig und dann auch noch katholisch bin - und trotzdem hier bin