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Katholisches Eheverständnis und Verhütung

******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
Katholisches Eheverständnis und Verhütung
Seit langem frage ich mich als Konfessionslose, wie eigentlich das katholische Eheversprechen in der Praxis interpretiert und gelebt wird.

Während der Trauzeremonie wird, soweit ich informiert bin, folgende Frage an die Ehepartner gerichtet:
"Bist du bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will, und sie im Geiste Christi und seiner Kirche zu erziehen?"

Die Frage verstehe ich dergestalt, dass die künftigen Ehepartner als Mann und Frau freimütig Sex haben sollen, dabei aber jedes zustande kommende Kind akzeptieren sollen und sich diesem nicht in den Weg stellen, sprich: sie sollen nicht verhüten, da dies Gottes Wunsch, ihnen Kinder zu schenken, widerspricht.

Daher frage ich euch, und speziell die Katholiken unter euch, wie ich diese Frage des Priesters/Diakons verstehen darf. Wie sie in unserer heutigen Gesellschaft interpretiert wird und wie generell das katholische Eheleben mit Glaubensbekenntnis und Verhütung in Einklang zu bringen ist. Ich möchte keine Diskussion über Sinn und Unsinn des katholischen Glaubens an sich.

  • Dürfen katholisch getraute Eheleute verhüten?

Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Erfahrungen. *les*
********vate Mann
2.561 Beiträge
Dürfen ist in diesem Fall schwer zu definieren
Hallo zusammen,

ich bin katholisch und ich bin nicht mehr verheiratet. Ich habe ökumenisch geheiratet, da meine ExFrau evangelisch war (, die übrigens mit Kirche nix am Hut hatte und nur kirchlich geheiratet hat, weil es in der Kirche halt so schön sentimental ist mit Blumenkindern und weißem Kleid und Orgelmusik und allem Zipp und Zapp).

Ich kann mich an die Trauung und die Aussage darin nicht mehr erinnern, das ist ja jetzt 25 Jahre her. Ich kann mich aber erinnern, dass es im Vorfeld ein Traugespräch gab, in dem die Themen, die Du angesprochen hast, thematisiert wurden.

Klare Aussage:
Es gibt das Kirchenrecht und es gibt die Umsetzung in der Praxis durch Kirchenmenschen.

Das bedeutet: Jeder Pastor, Pfarrer, Diakon usw. legt Dinge anders aus, ist mehr oder weniger streng und stellt mehr oder weniger intime Fragen. Es gibt hier keine allgemeingültige Aussage zu dem Kirchenpersonal. Genauso wenig gibt es eine allgemeingültige Aussage zu den verheirateten Menschen - denn diese leben den Glauben (oder eben auch gar keinen Glauben) sehr individuell aus.

Wenn man nach dem Kirchenrecht geht, ist die Aussage klar:

Verhütung ist nicht gewünscht, weil es Gottes Wille ist, ob es ein Kind gibt oder nicht. Wenn frau schwanger wird, ist das ein Gottesgeschenk. Daher ist das Thema Abtreibung grundsätzlich ein Tabu und Verhütung ebenfalls. Es gibt z.B. Schwangerschaftsabbruchsberatung mit kirchlichen Stellen, die extrem konservativ sind und versuchen, eine Frau unter allen Umständen davon zu überzeugen, das Kind auszutragen und es dann zur Adoption frei zu geben oder andere Alternativen zu finden. Die Aussage, die dahinter steht: Wir ehren das Leben und versuchen alles, um es möglich zu machen und zu schützen.

Das ist auch aus meiner Sicht eine grundsätzlich gute Haltung.

Sie wird aber nicht jeder Betrachtungsweise gerecht. Daher hat sich auch in der Kirche eine Gegenbewegung gebildet (in Deutschland z.B. "Kirche von unten", in Lateinamerika die Befreiungstheologie und sozialkritische und "Revoluzzeransichten z.B. von Leonardo Boff"), die andere Ansichten zu einer Vielzahl von Themen haben und damit die Amtskirche und deren Lehrregeln anders sehen.

Sorry, wenn ich weiter ausgeholt habe. Will damit sagen, dass es hier eben nicht richtig oder falsch gibt oder schwarz oder weiß - wie da vorgegangen wird, ist vom Kirchenpersonal vor Ort abhängig. ich kann dazu auch sagen, dass ich teilweise wesentlich konservativere evangelische Pfarrer kennen gelernt habe, als katholische Pastöre...

Genau so geht auch jeder Mensch anders damit um. Ob und wann und wie ich verhütet habe, war immer meine persönliche Sicht. Ich hab das so gemacht, wie ich lustig war. Als ich Kinder haben wollte, wurden die abgesetzt, davor und danach verhütet. Ich habe mich für die Kinder bewusst entschieden und nicht agiert nach dem Motto " schaun wir mal, was passiert"..

Das ist aber die Lehrmeinung der Amtskirche, was gerade in sozial schwachen Gebieten der Welt für eine Vergrößerung der Probleme sorgt.
Ich habe aber ohnehin eine andere Ansicht zur Sexualität und der Frage des Auslebens, als es die Amtskirche hat *gg* ich habe schon Jugendgruppen geleitet, wo ich meine Meinung zur Sexualität offen dargelegt habe - wenn die "Amtskirche" meine Einstellung dazu gewusst hätte, wäre ich sicherlich "gefeuert" worden.

Die Antwort lautet also:
Nach der Amtskirche darf ein katholisches Paar also nicht verhüten, es kräht aber kein Hahn danach..... jedenfalls nicht, bis es zur folgenden Situation kommt:

Eine katholische Krankenschwester und bei einem katholischen Krankenhaus angestellt heiratet und lässt sich dann scheiden. Das wird heute mittlerweile von Arbeitgebern akzeptiert....dann will sie aber wieder heiraten.... Dann droht ihr, dass sie den Job verliert. Solche Arbeitgeber mit kirchlichem Bezug (da spielt es keine Rolle, ob evangelisch oder katholisch) nennt man Tendenzbetriebe mit Weltanschauungsschutz.

Wie kommt jetzt eine solche Krankenschwester aus der Nummer raus?
Das geht nur, indem sie nachweist, dass die erste Ehe gar nicht rechtsgültig bestanden hat. Die Ehe muss also nichtig sein - aus Kirchensicht.

Es gibt dann ein kirchenrechtliches Verfahren (sogar mit Kirchenrechtsanwalt, den man beauftragen muss), bei dem es einen Kirchenanwalt gibt (wie Ankläger quasi), der behauptet, dass die Ehe gültig war und ihr Anwalt muss darlegen, dass die Ehe eben nicht gültig abgeschlossen war.
Und wie macht der Anwalt der Frau dies: Indem er nachweist, dass die wesentlichen Grundlagen der Ehe von vornherein nicht erfüllbar waren, weil z.B. ein Partner die Regeln der Kirche nicht befolgen wollte: Er wollte keine Kinder, er wollte verhüten, er wollte mögliche Kinder nicht im (christlichen) Glauben erziehen usw usw... da gibt es eine ganze Latte an Kriterien und das Verfahren ist echt "komisch"

Aber es geht und dann entscheidet ein Kirchengericht letztlich, dass die Ehe quasi unter falschen Voraussetzungen geschlossen wurde und damit juristisch gar nicht geschlossen wurde.
Damit ist der Weg frei für eine Neuheirat und die Krankenschwester kann gleichzeitig den Job behalten.
Bekanntester Fall eines solchen Scheidungsantrags: Heinrich der 8 von England, der sich so darüber geärgert hat, dass der Papst seiner Scheidung nicht zugestimmt hat, dass er kurzerhand seine eigene, die anglikanische , Kirche gegründet hat.

Ich glaube, dass die Mehrzahl der auch gläubigen Menschen außerhalb der katholischen Kernländer wie z.B. Bayern, wo Menschen ja durchaus auch in anderen Dingen eher "konservativere" Meinungen haben, das so leben wie ich: Ich habe Spaß, solange ich damit niemanden verletze, ist das alles ok.

Und wenn wir einmal vor unserem Schöpfer stehen, wird er mich nicht fragen, ob bei meiner Frequenz des Vögelns nicht hätten noch weitere 15 Kinder herauskommen müssen, sondern wird sich über meine 3 freuen und schauen, ob ich sie zu aufrechten Menschen erzogen habe.

So denke ich persönlich, schimpfe aber auch auf keinen anderen Menschen, der das anders sieht.... jeder nach seiner Facon!
Andere Leute wirst Du hier in einem Sexforum aber wohl kaum finden - ich gelte wohl schon als Exot, weil ich überhaupt noch gläubig und dann auch noch katholisch bin - und trotzdem hier bin *gg*
*********ynter Frau
9.823 Beiträge
NFP (Natürliche Familienplanung) ist erlaubt
Im Gegensatz zu einer hormonellen Empfängnisverhütung stehe bei der NFP die Beobachtung des weiblichen Zyklus im Mittelpunkt. So misst die Frau beispielsweise regelmäßig ihre Temperatur, um die Zeit ihres Eisprungs – also die fruchtbare Phase des Zyklus – zu bestimmen.

Dies habe zur Folge, dass das Paar mehr über das Thema Sexualität und seine eigenen Bedürfnisse sprechen müsse, ergänzt Werner. Gerade darin liegt für sie ein Vorteil der Methode begründet, da sowohl die Frau als auch der Mann in die Verantwortung genommen würden.
Quelle: katholisch.de


Ich bin selbst katholisch, verheiratet und habe Kinder.
Aber ehrlich gesagt, ließ ich mir bei der Familienplanung von niemanden hereinreden, denn schließlich musste ich die Kinder aufziehen.
Und ich kenne viele Katholiken, die in dieser Angelegenheit den Kirchoberen bewusst den Gehorsam verweigern.
******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
*********ynter:
Und ich kenne viele Katholiken, die in dieser Angelegenheit den Kirchoberen bewusst den Gehorsam verweigern.

Ist dies ein Verweigern des Gehorsams ggü. den Kirchenoberen, oder ggü. Gott? Ich denke, das muss man mit seinem Gewissen ausmachen, wenn man wirklich gläubig ist und an diese höchste Instanz glaubt, ist man dieser zu Rechenschaft verpflichtet, weniger dem weltlichen Vertreter. Oder sehe ich das falsch?
*********ynter Frau
9.823 Beiträge
Auch bei den Katholiken gibt es strenggläubige und eher moderate.

Vermutlich werden die Strengen sich exakt an die Regeln halten und die Moderaten diese etwas großzügiger auslegen.
Ich z.B. denke, dass Gott uns ein gutfunktionierendes Gehirn geschenkt hat. Wenn es also von Gott nicht gewünscht ist, dass wir es entsprechend benutzen und gewisse Medis bzw Hilfsmittel entwickeln, warum ließ er uns dann nicht "dumm"?
Ich weiß, dass das provokativ ist. *zwinker*
******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
Provokativ womöglich, aber deine eigene Meinung, und eigene Meinungen und Erfahrungen zum Thema wollte ich ja erfragen, weniger eine Leitlinie für die katholisch-durchschnittliche Allgemeinheit. *zwinker*
********vate Mann
2.561 Beiträge
Cerridwen- auch das kann man so nicht sagen...
...ein streng gläubiger Katholik wird Dir sagen, dass das, was die Kirche sagt, "Gesetz" ist.... denn - so die Logik der Katholiken - der Papst ist Stellvertreter Gottes und damit unfehlbar. Wenn der Papst also festlegt, dass Verhütung nicht gottgewollt ist, dann ist diese Meinung auch die Meinung Gottes... klingt komisch, ist aber so...

Damit ist es für einen Katholiken eigentlich tabu, sich seine eigene Interpretation "zu backen".
Die Realität sieht aber anders aus: Die Kirche erreicht mit dieser starren Haltung immer weniger Menschen und wundert sich über Entfremdung. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Erstarken der Freikirchen in Deutschland, die auch eine eher konservative Haltung zur Sexualität haben (keinen Sex vor der Ehe usw.).

Die meisten Menschen lassen sich nicht von der Amtskirche reinreden, sie organisieren sich selber.
Die Frage, die sich daher stellt: Ist die Kirche bereit, sich selber zu ändern, damit sie für Menschen wieder offener wird? Da gibt es 2 Strömungen : Die einen sagen, man muss bewahren, die anderen sagen, man muss sich öffnen. Daher hatte gerade die Reformbewegung große Hoffnungen auf den aktuellen Papst gesetzt, der aus südamerikanischen Verhältnissen eine historisch eher andere Sicht auf die Dinge hatte. Da sind die Hoffnungen aber bisher enttäuscht worden, da auch der Papst eingebettet ist in einen Kirchenstaat, in dem es den Menschen dort nicht selten um Macht und Einfluss geht - etwas ganz und gar Unchristliches, da egoistisch....

Ob man Regeln akzeptiert, die von dort aufgestellt werden (z.B. auch das Zölibat ist so ein Thema, an dem sich die Geister scheiden), ist dann im stillen Kämmerlein dann jedem selbst überlassen.
Die Kirche wäre aber- bei allen Schismen zum Trotz, die ja schon seit 2 Jahrtausenden die Kirchen prägen (nicht nur Anglikaner, Protestanten, Hussiten, Calvinisten, Altkatholische, koptische Christen (Äthiopien und Agypten), Orthodoxe (griechisch, russisch, serbisch) - nicht die von heute, wenn man jedem Trend nachgerannt wäre. Manche Dinge haben über Jahrhunderte Halt gegeben (Kritiker sagen: den Gläubigen Angst gemacht).

Auf die Frage, ob man die Kirche revolutionieren soll oder nicht, hat das Buch "Antrittsrede einer amerikanischen Päpstin" von Ester Villar interessante Denkanstöße gegeben...
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Kirche ist Kirche
und Christentum geht auf Jesus zurück. Und der hatte zu Vielem, was Kirche behauptet , eine völlig andere Meinung, was auch immer wieder zu Abspaltungen (nicht erst durch die Reformation) führte. Ich sehe vor allem keinen Grund, die in der Wüstengesellschaft entstandenen Regeln des AT auf mein Christentum 1:1 anzuwenden. Im letzten Konzil machte die katholische Kirche, unbeachtet von den Medien, einen sehr wichtigen Schritt in die Moderne, indem sie als letzte Instanz das Gewissen anerkannte. Was man als Christ mit diesem vereinbaren kann, darf ich tun. Und das betrifft auch das Kinderbekommen oder Nichtbekommen. Ich sehe keinen Grund, warum mein Gewissen mir Verhütung verbieten sollte. Anders verhält es sich mit procuratius abortus, Schwangerschaftsabbruch also. Wir sind beide Katholiken, daher wäre das für uns nie in Frage gekommen. Das hätte unser Gewissen überstrapaziert. Das heißt aber nicht, dass ich anderen Menschen diese Gewissensentscheidung durch Verbot abnehmen wollte. Damit muss sich wohl oder über jede Frau mit ihrem Gewissen auseinandersetzen. Ich jedenfalls würde von keiner Frau erwarten, dass sie das tut, wenn es zu einer unerwarteten Befruchtung kommt, nur im Stillen hoffen, dass sie darauf verzichtet.

Noch etwas: es kommt wirklich darauf an, in welcher Gemeinde man lebt. Es gibt vollkommen tolerante Gemeinden und solche, in denen die Hardliner bis hin zu Opus Dei die Toleranz ein Fremdwort sein lassen. Wir hier störten uns nie an der Teilnahme an der Kommunion oder an Wiederverheiratung. Jesus hätte das sicher nicht gewollt.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Ich verweise
auch noch auf ein Buch:

"Die Gesellschaft und das Böse" von Arno Plack. Darin wird aufgezeigt, welche Funktion die Schaffung schlechten Gewissens für die Macht in den Staaten, auch in den Religionen hat.
********vate Mann
2.561 Beiträge
@fesselnd
korrekt...die Kirche hat Jahrhunderte lang über die Angst - man kann quasi schon sagen - regiert! Ob Ablass mit Angst vor Höllenqualen oder "wenn Du Dich selbst befriedigst, bekommst Du einen krummen Rücken" oder was auch immer.... mit solchen Argumenten wurden "die Schäfchen beisammen" gehalten.... dieser Begriff ist ja auch finanziell zu gebrauchen- und die Grenzen zwischen Glaubensschäfchen und finanzieller Stärke der Kirche (- die übrigens jahrhundertelang weltliche und geistliche Ämter zusammen gelegt hat, indem ein Landesfürst auch Bischof war oder einflussreiche Familien die Päpste gestellt haben) waren da durchaus fließend.

Das muss man sich immer vor Augen halten, wenn da ein Pastor am Ambo oder auf der Kanzel steht und einem die Leviten liest...(Für die, die das nicht wissen: Der Begriff stammt aus der Bibel 26. Kapitel aus dem 3. Buch Mose. Die Leviten als einer der 12 Stämme Isreals töteten die Einwohner der Stadt Sichem. Daher wurde ihnen prophezeit, dass sie sich als Stamm auflösen und über Isreal zerstreuen würden. Der Begriff wird allgemein auch heute noch als Synonym für eine Strafpredigt genutzt).

Vergesst nie: Jemand, der Euch die Leviten liest, sieht nackt genau so aus wie ihr, geht auch auf die Toilette und muss pupsen und was essen. Warum sollte er also Euch etwas voraus haben? Nicht an der Ausbildung oder den Worten sollte man einen Menschen messen, sondern an dessen Taten - das gilt eben auch für Kirchenpersonal... und da sind Drohung und Angst machen sicherlich nicht positiv zu werten....
*********ynter Frau
9.823 Beiträge
Die Regeln sind menschengemacht!
Woher weiß ich, dass das Gottes Wille ist?
********vate Mann
2.561 Beiträge
Weil es der Papst sagt
Und der weiß es als Stellvertreter Gottes... *zwinker*
******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
Hey hey hey.... ich möchte keine Grundsatzdiskussion um Sinn und Unsinn der Kirche an sich. *nene* Nur eure Sicht der Dinge, wie ihr die Vorschriften für euch interpretiert und anwendet.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Es ist
ein Unterschied, ob ich Teil der Amtskirche bin oder Glied einer Gemeinde. Natürlich kann man zum Beispiel als Pfarrer beides sein. Ich war eine Periode lang im Kirchengemeinderat. Das ist im Nachhinein deutlicher zu sehen, wie wichtig das ist, dass man sich engagiert, statt zu meckern oder einfach weg zu bleiben. Nur so kann man langfristig Änderungen erwarten.

Ich hatte auch in meinem ersten Studium katholische Theologie belegt. Und auch das war sehr wichtig, um zu verstehen, wie groß die Unterschiede zwischen dem Glauben "der Schäfchen" und dem, was die Amtskirche vermittelt, sind. Und mir wurde klar, dass der Zölibat der kleinere Grund ist, wenn Theologiestudenten aufgeben. Die meisten Aspiranten stammen aus ländlichen Regionen, oft aus Mehrkinderfamilien und es ist eine große Ehre, wenn ein Sohn "berufen" wird, ein Stipendium erhält. Nun kommen diese Söhne mit ihrem fast naiv zu nennenden tief verwurzelten Glauben in ein Institut oder eine Uni und erfahren dort plötzlich vom Wissen der Theologie und sehen und hören viel Ungereimtes, was sie verzweifeln lässt. Im Grund ist es ein Wunder, dass sie dann einfach nur aufgeben, statt rebellisch zu werden. Allerdings wirken verschiedene Kräfte mäßigend auf sie ein, nicht zuletzt die eigene Familie. Und sie sind einfach nicht aus dem Stoff gemacht, aus dem man Rebellen schneidert. Ernst Freiherr von Feuchtersleben sagte in einem Aphorismus "Das ist der Fels, an dem die Besten scheitern, dass sie aufhören zu lieben, wenn sie anfangen zu erkennen."

Der Papst ist kein Befehlshaber mehr, leider zu oft Marionette des vatikanischen Klüngels. Auf den jetzigen lasse ich nichts kommen, denn Männer wie er tun das, was möglich ist, sorgen für schrittweise Veränderungen.

Ich war noch nie in Rom, aber schon dreimal in Lourdes. Der Grund ist einfach: dort erlebe ich den Glauben, der uns ausmacht, auch wenn die Amtskirche den Rahmen ermöglicht.

Mag sein, dass die Diasporasituation unserer Gemeinde im protestantischen Württemberg das ermöglicht, aber soweit ich es beurteilen kann, sind wir hier sehr weltoffene, ohnehin sehr ökumenisch eingestellte Katholiken. Natürlich schaut man nicht hinter die Stirn. Als ich für die 6 Kigä unserer Gemeinde neben dem Kirchenpfleger mitverantwortlich war für die Einstellungen, gab es nur eine Ausnahmesperre: die Zeugen Jehovas. Sonst war alles bunt gemischt: Protestantinnen, Neuapostolen, Mohammedanerinnen, Katholiken, usw., eben auch geschiedene Wiederverheiratete. Es zählte nur die Qualifikation und dazu das Versprechen, dem christlichen Glauben nicht zuwider zu handeln, was für die Muslimas bedeutete, sich zurückzunehmen, auf keinen Fall zu missionieren.

Natürlich wird, wenn die Pfarrer aus ländlichen Vielkinderfamilien stammen, der Gedanke an Kindern das Leben schenken, in die Gemeinden getragen. Aber das muss wirklich jede-r mit sich selbst ausmachen, wie er/sie dazu steht. Nüchtern betrachtet, zählt das Verhütungsverbot längst zum Müll der Kirchengeschichte.
******g63 Mann
2.752 Beiträge
Vieles was die Kirche will, ist aber auch aus Profitdenken entstanden.
Ich finde die Einstellung von fesselnd aber super.
Das Gewissen und ein paar Gebote reichen schon, um ein guter Christ zu sein.
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Ich bin konfessionslos.

Ich denke mal dass Katholiken in erster Linie Christen sind. Die meisten werden quasi ja durch Geburt Mitglied in einer Konfession. Im erwachsenen Alter muss man sich dann entscheiden. 99% werden nicht alles 1 zu 1 gutheißen was die katholische Kirche predigt. Sie sind freie Menschen und werden sich das rausuchen was ihnen gut tut.

Die katholische Kirche kann ja letztlich nur Empfehlungen geben wie sie die Botschaft der Bibel theologisch interpretiert. Sie kann keine Gesetze erlassen.

Also sagt sie ihren Mitgliedern was ihrer Meinung nach Sünde sei und was nicht.

Übrigens mit der festen Zusage daß Gott und eben auch die Kirche den Sünder liebt, aber nicht die Sünde.

Insofern ist es absolut möglich dass ein erzkonservativer Katholik mit einem Homosexuellen befreundet ist, und gleichzeitig sagt das gleichgeschlechtliche Liebe Sünde ist.

Bei der Empfängnisverhütung hat die katholische Kirche auch ihre klare Meinung. Dennoch hat jeder gläubige Katholik die Wahlmöglichkeit nach seinem eigenen Gewissen zu handeln. Die Kirche klagt weder an noch richtet sie. Dies tut nur einer.

Wenn also ein Gläubiger Katholik der Meinung ist, dass trotz der Empfehlung seiner Kirche der liebe Gott dies am jüngsten Gericht anders sieht. Dann kann er oder sie völlig tiefenentspannt ein hunderter Pack Kondome im Supermarkt kaufen.

kirk ende
*******enig Mann
10.036 Beiträge
Gruppen-Mod 
meine Meinung dazu als Ungläubiger:
die röm.-kath. Kirche ist ein interessanter und um die Pflege des Kulturguts des sogenannten christlichen Abendlands bemühter Männerverein, den jeder Mensch mit einigermaßen funktionierender Resthirnaktivität nicht ernst nehmen kann bzw. darf.

1. das moralisch-ethische Gerüst dieses Vereins: fabelhaft
2. seine Umsetzung ins echte Leben: leider mangelhaft
3. seine Moral: doppelt
4. die Kunst in den Gotteshäusern: nur vom feinsten


Je älter ich werde, desto klarer wird mir die Gewissheit, dass meine Theorie, welche ich schon kurz nach der Pubertät aufstellte, richtig sein muss: Religionen, und zwar alle, egal ob rot, gelb oder grün, dienen einzig und allein dazu, dem beschränkten Menschen alles zu erklären, was seine Beschränktheit nicht zu fassen vermag und vor allem dazu, der Jämmerlichkeit über das Wissen um die eigene Sterblichkeit zu entrinnen. Deshalb müssen wir die Krone der Schöpfung sein, nach nationalsozialistischer Ideologie die Herrenrasse, ganz egal wie es heißen mag - in jedem Falle besser als die anderen, besser als die Tiere, besser als die Leute aus Takatukaland und deshalb zum ewigen Leben berufen und deshalb auch dazu berechtigt, Tiere millionenfach abzuschlachten und ihre Kadaver für 1,99 als Hamburger zum Schnellfraß anzubieten. Wenn noch die Naziideologie dazukommt, sind wir auch noch berechtigt, andere uns nicht passende Rassen abzuschlachten, ganz dolle Show.

Nein, diesen Scheiß kann man nicht ernst nehmen und so wie ich dem Papst nicht vorschreibe, welches Zäpfchen er sich einschieben soll, falls es ihn im Gedärm jucken sollte, so lasse ich mir vom Papst nicht vorschreiben, was ich meiner Frau reinschiebe und ob da jetzt ne Tüte drauf ist oder nicht. Geht den guten Mann einfach nix an, meine Meinung.
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
******wen:
Daher frage ich euch, und speziell die Katholiken unter euch, wie ich diese Frage des Priesters/Diakons verstehen darf. Wie sie in unserer heutigen Gesellschaft interpretiert wird und wie generell das katholische Eheleben mit Glaubensbekenntnis und Verhütung in Einklang zu bringen ist.

Wie du diese Frage verstehen darfst, weiß ich nicht. Ich bin katholisch, katholisch getraut und auch wieder geschieden (Sünde im Sinne der Amtskirche, wohl menschlich in den Augen Gottes). Wie haben wir das Thema gehalten? Als wir uns kennenlernten nahm sie die Pille. In den ersten Monaten nutzten wir auch Kondome, schon rein aus gesundheitlichen Gründen und ich meine in diesem Punkt wird Gott auf meiner Seite sein, da es zu unseren Pflichten gehört unsere körperliche und gesundheitliche Unversehrtheit auch im Namen des Herrn zu erhalten.

Das ist übrigens auch ein vernünftiger Punkt, um sich Gedanken über die ständige Zuführung von Hormonen zu machen. Wie gesagt, es gibt Kondome und - soweit der Zyklus regelmäßig ist - natürliche Methoden, um im Großen und Ganzen, die Herrschaft über seinen Körper und über weitestgehende Geburtenkontrolle zu behalten. An dieser Stelle kommt für mich dann der Satz aus dem Trauritus.

"Bist du bereit, die Kinder anzunehmen, die Gott euch schenken will, und sie im Geiste Christi und seiner Kirche zu erziehen?"

Ja. Manchmal ist der Geist willig, aber das Fleisch schwach (oder war das in unserem Fall anders herum?). Irgendwann haben wir nicht kontrolliert und unsere Tochter ist jetzt 19 Jahre. Zwei Jahre später haben wir uns getrennt. Wir haben das Beste daraus gemacht.

Du stellst aber noch die Frage nach dem Glaubensbekenntnis.

************************sbekenntnis:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, / und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, / empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, / gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, / hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, / aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; / von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. / Ich glaube an den Heiligen Geist, / die heilige katholische Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, / Vergebung der Sünden, / Auferstehung der Toten / und das ewige Leben. / Amen.

Da steht nix von Verhütung, Exklusivität, Scheidung, BDSM, Homosexualität, oder sonstige menschliche Dinge, aber es steht da was von "Vergebung der Sünden"... ich interpretiere das als salvatorische Klausel.

Delta
******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
**********tarii:
Du stellst aber noch die Frage nach dem Glaubensbekenntnis.

Du mögest mir verzeihen, wenn ich mit den genauen Wortdeutungen des katholischen Glaubens nicht vertraut bin und mich daher nicht auf Haarspaltereien einlassen kann. *zwinker* Für mich beginnt ein Glaubensbekenntnis im Kopf und ist nicht an amtlich protokollierte Textbausteine gebunden. Daher bezog ich das Bekenntnis auf die Zeremonie, die sich vor dem Altar abspielt, und in deren Zuge die Eheleute dies und jenes bekennen und versprechen, siehe EP.

Von katholischer Seite her heißt es, dass dem heiratswilligen Paar in Gesprächen mit dem Priester/Diakon Fragen zur Festigkeit des Glaubens gestellt werden. Mehrere von euch haben darauf geantwortet, dass sie Strenge oder Liberalität von Gottesmann zu Gottesmann variiert. Dass womöglich der eine die Verhütungspraxis des Paares als Sünde ansehen und den kirchlichen Segen verweigern würde, während das für den nächsten Geistlichen kein Ehehindernis darstellt.
Mir als Nicht-Christin mutet dies seltsam an. Mir ist zwar klar, dass zwar zum einen das Curriculum des Theologiestudiums von Hochschule zu Hochschule verschieden sein kann, die grundsätzlichen Inhalte sollten doch aber kongruent sein. Die persönliche Freiheit des einzelnen Gottesmannes endet in meinen Augen an den Dogmen ihrer Oberen. Deren Richtlinie scheint klar zu sein: natürliche Verhütung mittels Zyklusbeobachtung ist akzeptabel, alles andere als Sünde und Ehehindernis zu bewerten. Ebenso die Absicht der Eheleute, ihre Kinder im katholischen Sinne zu erziehen. Auch hier scheint es große Differenzen zu geben.

Wäre ich im Glauben erzogen worden, würden sich mir spätestens jetzt ernstliche Zweifel auftun.
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
******wen:
Du mögest mir verzeihen, wenn ich mit den genauen Wortdeutungen des katholischen Glaubens nicht vertraut bin und mich daher nicht auf Haarspaltereien einlassen kann. *zwinker*

Als guter Katholik Spalte ich alles mögliche, Haare spalten sich meistens von alleine (und unter Freunden Haare sind nicht mein Spezialthema, man hat sie oder wie ich eben nicht). Bei unserer Trauung war zwar Glaube Thema, aber treue schon nicht mehr. Das kommt nicht zwingend vor. Das Glaubensbekenntnis gehört dazu (wie in jedem Gottesdienst), auch Dinge wie positive christliche oder katholische Einstellung. Und der Satz mit den Kindern ist natürlich auch dabei. Macht ja Sinn. Warum heiratet man kirchlich, wenn man damit nichts anfangen kann und es nicht weitergeben will?

******wen:
Mehrere von euch haben darauf geantwortet, dass sie Strenge oder Liberalität von Gottesmann zu Gottesmann variiert.

Das ist so. Jeder liest einen Beitrag hier und versteht etwas anderes. So ist es auch mit der Bibel und dem Katechismus. Auch wenn man es sich kaum vorstellen kann, die katholische Kirche bewegt sich. Meine Mam ging nicht in die Kirche und wenn nicht zur Kommunion, weil ein Priester ihr die Beichte nicht abnahm, weil sie die Pille nahm - das war Ende der 60er Jahre. Meine Mam wurde - als Sekretärin am katholischen Lehrstuhl für alte Kirchengeschichte - mit allen Ehren kirchlich bestattet und wahr in der Gemeinde sehr angesehen und bekannt. Ich gehe nicht zur Kommunion, weil ich geschieden bin und seit meiner Hochzeit nicht mehr Beichten war. Keine Ahnung, wieviele Priester mir schon gesagt haben, dass ich darf, weil im jeden Gottesdienst die Sünden vergeben werden... Offiziell ist es aber noch so und ich bin für mich mit Gott so im Reinen, dass ich diese Geste der Kirche nicht brauche. Was der einzelne Gottesmann sagt und denkt interessiert mich nur auf menschlicher Basis. Die Kirche ist Kirche, weil sie eine Gemeinschaft ist, sie kann auch ohne Vorstand sein.

Delta
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
@smartkoenig
die röm.-kath. Kirche ist ein interessanter und um die Pflege des Kulturguts des sogenannten christlichen Abendlands bemühter Männerverein, den jeder Mensch mit einigermaßen funktionierender Resthirnaktivität nicht ernst nehmen kann bzw. darf.

das darf gerne deine Meinung sein, aber genau das war hier nicht gefragt und beleidigt mich und andere Menschen mit Glauben. Ich persönlich hatte mich auch bemüht zu erklären, dass Kirche nicht identisch mit Glaube ist. Ich will das aber nicht fortspinnen, weil die Frage zu katholischem Eheverständnis und Verhütung beantwortet sein soll, was allerdings aus besagten Gründen sehr unterschiedlich ausfallen muss.

Tatsächlich bin ich 45 Jahre verheiratet, wäre ich vielleicht bei nur ziviler Trauung eher bereit gewesen, die Ehe aufzugeben, weil ich vor dem Altar das Eheversprechen, das ich als Eid begriff, ablegte:

Ich verspreche dir die Treue
in guten und bösen Tagen,
in Gesundheit und Krankheit,
bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren
alle Tage meines Lebens.

Das war wohlüberlegt, ich heiratete mit 27 eine 24 jährige, wir waren also nach 3 Jahren Kennen uns durchaus dieses Schritts bewusst. Mit den Kindern ließen wir uns weitere 8 Jahre Zeit, ganz bewusst. Aber zunächst erfolgte eine Fehlgeburt. Aber wir nahmen sie dann mit großer Freude an. Aber wegen Lebensgefahr meiner Frau wurde sie mit dem 2.Kaiserschnitt sterilisiert. Wie erwähnt, das Gewissen ist die höchste Instanz, nicht die Kirche. Und so haben wir stets für uns entschieden, was wir verantworten wollen, nicht nach irgendwelchen Vorgaben. Meine Frau ist nach wie vor sehr aktiv in der Gemeinde, weil es für uns wichtig ist, mitzuwirken, mitzugestalten. Wir sind Kirche, nicht die Oberen.

Das Papsttum sehe ich in einer Leuchtturmfunktion. Das kann gar nicht anders, als Wege zu weisen, muss es auch, denn es vertritt auch den Glauben selbst. Und über eine Milliarde Menschen folgen dieser Orientierung, die Einen mehr, die Anderen weniger.

Nachwort: als Teil der Gemeinde gehe ich auch zur Kommunion, nahm neulich in einem protestantischen Gottesdienst auf Einladung der Pastorin auch am Abendmahl teil. Übrigens gab es nur eine Stelle im Credo, die bei ihnen anders war, der Satz mit der katholischen Kirche.
******wen Frau
15.879 Beiträge
Themenersteller 
**********tarii:
Warum heiratet man kirchlich, wenn man damit nichts anfangen kann und es nicht weitergeben will?

Ich hörte schon Eheleute sagen, dass sie aus verschiedensten Gründen kirchlich heirateten:
Die Familie wollte es so.
Die Gemeinde erwartet es so.
Die Braut möchte romantisch in weiß und mit Wallawalla und Blumenkindern vor den Altar schreiten und von der Empore ein georgeltes Ave Maria hören.
Einer der Partner ist katholisch, der andere nicht.

To be continued. Für mich persönlich (!) hat die kirchliche Ehe keine Bedeutung, da vor dem Gesetz gegenstandslos und nur für den Herzensfrieden von Bedeutung. Da ich allerdings auch glaube, dass Gott kein prunkstrotzendes, millionenteures Bauwerk braucht, um ein Gebet zu erhören, und eine inbrünstig gemurmelte Bitte an der Bushaltestelle genauso wirkungsvoll ist wie ein Paternoster in der ersten Reihe der Kirchenbänke, bin ich da recht heidnisch angesiedelt.
(Und wenn zwischen standesamtlicher und kirchlicher Heirat Monate bis Jahre liegen, rollen sich mir eh die Fußnägel hoch. Aber das ist rein persönliches Empfinden und tut nichts zur Sache, dass andere das aus Überzeugung so handhaben.)
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
******wen:
(Und wenn zwischen standesamtlicher und kirchlicher Heirat Monate bis Jahre liegen, rollen sich mir eh die Fußnägel hoch. Aber das ist rein persönliches Empfinden und tut nichts zur Sache, dass andere das

Ups... 6 Monate... Standesamtlich haben wir uns Venedig im Karneval geleistet, dem Anlass entsprechend... die kirchliche Trauung haben wir dann auf den heißesten Tag des Jahres gelegt. Das ging leider nicht zeitgleich.

******wen:
Ich hörte schon Eheleute sagen, dass sie aus verschiedensten Gründen kirchlich heirateten:
Die Familie wollte es so.
Die Gemeinde erwartet es so.
Die Braut möchte romantisch in weiß und mit Wallawalla und Blumenkindern vor den Altar schreiten und von der Empore ein georgeltes Ave Maria hören.
Einer der Partner ist katholisch, der andere nicht.

Na, das sind fast alles Gründe bei denen ich eine Ablehnung durch den Priester verstehen könnte.

Eines der Gebote lautet: du sollst kein falsches Zeugnis ablegen...

Aber wir hatten ja schon das Glaubensbekenntnis mit der salvatorischen Klausel.

Delta
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Es ist
ganz sicher anders, wenn man in katholischem Selbstverständnis aufwächst, wie man die Welt betrachtet, als wenn man konfessionslos erwachsen wird. Manche denken dann gleich wieder an Gehirnwäsche. Aber genau das ist es nicht. Es gibt eine Art Pubertät im Glauben, während der alles radikal hinterfragt wird und sich schließlich der eigene Glaube formt. Zu denken, wir seien unheilbar blöd, weil wir uns dazu bekennen, zeigt nur, dass Außenstehende fehlendes Wissen durch Vermutungen ersetzen.

Was die heutigen Hochzeiten in weiß angeht, so gibt es bestimmt viel Oberflächlichkeit bei fehlender Überzeugung. Aber die letzten beiden Hochzeiten, eine ökumenisch, eine protestantisch, denen ich beiwohnte, waren überzeugendes Christentum.

Übrigens weise ich stets darauf hin, dass Katholiken im Vergleich zu anderen Religionen, ein fröhliches Völkchen sind, da sie nicht Sünden- oder Gebetslasten tragen müssen, weil es Vergebung durch Reue gibt. Karneval ist durch und durch katholisch.
*******enig Mann
10.036 Beiträge
Gruppen-Mod 
oh weh,
jetzt habe ich also gläubige Menschen beleidigt, wenn ich meine Ansicht zur katholischen Kirche ungefiltert äußere, da kann ich mich bei fesselnd nur entschuldigen, denn als eine Beleidigung war meine Äußerung nun wirklich nicht gedacht.

Allerdings möchte ich auf den Beitrag von fesselnd doch noch eingehen, wenn auch etwas verspätet:

@*******enig

die röm.-kath. Kirche ist ein interessanter und um die Pflege des Kulturguts des sogenannten christlichen Abendlands bemühter Männerverein, den jeder Mensch mit einigermaßen funktionierender Resthirnaktivität nicht ernst nehmen kann bzw. darf.

das darf gerne deine Meinung sein, aber genau das war hier nicht gefragt und beleidigt mich und andere Menschen mit Glauben. Ich persönlich hatte mich auch bemüht zu erklären, dass Kirche nicht identisch mit Glaube ist. Ich will das aber nicht fortspinnen, weil die Frage zu katholischem Eheverständnis und Verhütung beantwortet sein soll, was allerdings aus besagten Gründen sehr unterschiedlich ausfallen muss.

Tatsächlich bin ich 45 Jahre verheiratet, wäre ich vielleicht bei nur ziviler Trauung eher bereit gewesen, die Ehe aufzugeben, weil ich vor dem Altar das Eheversprechen, das ich als Eid begriff, ablegte:

Ich verspreche dir die Treue
in guten und bösen Tagen,
in Gesundheit und Krankheit,
bis der Tod uns scheidet.
Ich will dich lieben, achten und ehren
alle Tage meines Lebens.

Das war wohlüberlegt, ich heiratete mit 27 eine 24 jährige, wir waren also nach 3 Jahren Kennen uns durchaus dieses Schritts bewusst. Mit den Kindern ließen wir uns weitere 8 Jahre Zeit, ganz bewusst. Aber zunächst erfolgte eine Fehlgeburt. Aber wir nahmen sie dann mit großer Freude an. Aber wegen Lebensgefahr meiner Frau wurde sie mit dem 2.Kaiserschnitt sterilisiert. Wie erwähnt, das Gewissen ist die höchste Instanz, nicht die Kirche. Und so haben wir stets für uns entschieden, was wir verantworten wollen, nicht nach irgendwelchen Vorgaben. Meine Frau ist nach wie vor sehr aktiv in der Gemeinde, weil es für uns wichtig ist, mitzuwirken, mitzugestalten. Wir sind Kirche, nicht die Oberen.

Das Papsttum sehe ich in einer Leuchtturmfunktion. Das kann gar nicht anders, als Wege zu weisen, muss es auch, denn es vertritt auch den Glauben selbst. Und über eine Milliarde Menschen folgen dieser Orientierung, die Einen mehr, die Anderen weniger.

Nachwort: als Teil der Gemeinde gehe ich auch zur Kommunion, nahm neulich in einem protestantischen Gottesdienst auf Einladung der Pastorin auch am Abendmahl teil. Übrigens gab es nur eine Stelle im Credo, die bei ihnen anders war, der Satz mit der katholischen Kirche.


Wenn ich sage, dass ein denkender Mensch die katholische Kirche nicht für voll nehmen darf, dann ist das keine Beleidigung, sondern einfach nur eine Feststellung. Glaube und Denken sind diametrale Gegensätze und aufgeklärte Menschen haben sich seit Hunderten von Jahren bemüht, diesen unauflöslichen Gegensatz aufzulösen. Diese Bemühungen waren oft genug lebensgefährlich, denn die Kirche (und das meint nicht nur die katholische) war immer schon der Ansicht die Wahrheit gepachtet zu haben. Das geozentrische Weltbild in Frage zu stellen, um nur ein Beispiel zu nennen, war noch vor 400 Jahren mit dem Scheiterhaufen bedroht. Apropos Scheiterhaufen: auf der einen Seite das göttliche Gebot zu verkünden "du sollst nicht töten" und andererseits missliebige Kritiker oder auch nur Fragesteller wie z.B. einen Giordano Bruno zu Hunderten und Tausenden hinzumetzeln, oft genug nach monströsen Folterungen, ist einfach nichts, mit dem ein logischer Mensch was anfangen kann. Die völlig indiskutable Inschutznahme von übergriffigen Würdenträgern, die sich in ihren Kirchenämtern oft genug an Schutzbefohlenen vergangen haben und damit unzählige private Tragödien verursacht haben durch einen Klerus, dem es offenbar genügt, wenn bloß nicht darüber geredet wird, sind ein Beispiel aus der jüngeren Geschichte, wo sich Logik und das persönliche Gerechtigkeitsempfinden schreiend auflehnen müssen gegen sogenannte Vorbilder, die uns den rechten Weg weisen sollen und dabei selber nur gewöhnliche Straftäter und Päderasten sind.

Zurück zum katholischen Ehegelöbnis: als Sakrament ist die Ehe unauflöslich, weshalb sie nicht geschieden werden kann. Sollte man allerdings gute Beziehungen haben, kann man auch nach kanonischem Recht die Ehe aufheben (lassen). Jetzt könnte ich schon wieder fragen, wie ein Sakrament durch kanonisches Recht aufgehoben werden kann, aber mir würde auch nach längerem Überlegen kein Grund dafür einfallen, außer vielleicht, und damit komme ich zurück zu meinem Beitrag, der Anlass zur Kritik war: man hat einfach eine doppelte Moral. Dann ist alles wieder gut. Das Gezumpel mit der Verhütung und all die Statements von wegen "ich bin ein gläubiger Mensch, aber unsere Familienplanung bestimme ich selbst" (und bin damit dem Stellvertreter Christi gegenüber ungehorsam) ist für mich nicht schlüssig, nicht nachhaltig und vor allem nicht konsequent. Daraus könnte man jetzt eine Kritik an den Gläubigen herleiten, aber dazu würde ich mich nie versteigen. Im Gegenteil: jeder Gläubige hat meine aufrechte Bewunderung, allein: die meisten Glaubensrichtungen haben irgendwelche Sollbruchstellen eingebaut, damit es auch wirklich zuverlässig für niemanden möglich sein wird, dass er ein rechter Christenmensch sei. Schließlich sind wir alles arme kleine Sünder, das bekamen wir schon im Kindergarten eingetrichtert.

Alleine wenn ich bedenke, wie unfassbar viel Hirnschmalz an den theologischen Fakultäten über die Jahrhunderte verbrannt wurde um irgendwelche Geheimnisse des Glaubens zu ergründen oder mehr noch Glaubenssätze aufzustellen, anstatt in dieser Zeit was praktisches zu erfinden oder seinen Mitmenschen eine Freude zu bereiten, umfasst mich ein großer Herzschmerz.

Ich habe für mich persönlich die Entscheidung getroffen, dass ich der Kirche nicht mehr die Denkhoheit in meinem Gehirn überlasse und ihre vielen bigotten und moralinsauren und von Doppelmoral zersetzten Äußerungen, die mit dem echten Leben und oft genug mit dem menschlichen Leben (Humanitas, Caritas, Dignitas, alles hohe Werte in der Kirche, aber wehe, sie sollten irgendwelchen Glaubenssätzen oder Moralvorstellungen eines Pfarramtes widersprechen) nicht mehr unwidersprochen hinnehme. Wenn das eine Beleidigung für echte Gläubige sein soll, dann kann ich nur sagen: NEIN, es ist keine Beleidigung und ihr lieben Gläubigen solltet euch nicht beleidigt fühlen. Falls ihr es aber wollt, werdet ihr mit der Beleidigung wohl leben müssen. Meine Meinung lasse ich mir nämlich nicht verbieten, nur weil sich jemand von meiner Meinung beleidigt fühlt.

Womit wir beim religiösen Fundamentalismus wären: zu sagen "ich fühle mich von dem und dem beleidigt" bzw. "damit beleidigst du das Andenken unseres Propheten" dürfte vermutlich stärker verbreitet sein in den Kulturen, denen die Erfahrung des 30 jährigen Krieges, der Säkularisierung oder des Kulturkampfes abgeht. Oft genug haben sich die Beleidigten in langjährigen Kriegen niedergemetzelt, viele Jahre dauerte es, bis der Heilige Stuhl seine weltlichen Vormachtträume aufgegeben hat und aus diesen Erfahrungen sind rechte Christenmenschen nicht mehr ganz so schnell beleidigt. Die Geschichte hat einfach gezeigt, dass es sich die Menschheit nicht leisten kann, allzu oft beleidigt zu sein bzw. deshalb Konflikte auszufechten. Anderenorts ist man jedoch auch heute noch der Meinung, dass der rechte Glaube durch das Schwert zu verbreiten wäre. Es wird noch viel Blut fließen müssen, bevor von diesen antiquierten Vorgehensweisen ablassen wird. Angst kann einem dabei machen, dass der Streit um die Glaubenshoheit heute eben nicht mehr mit Lanzen, Hellebarden und 10-Pfündern entschieden wird, sondern mit schmutziger, chemischer oder gar nuklearer Kriegsführung.

Aber ich bleibe Optimist. Und ich freue mich aufrecht für jeden Menschen, der glauben kann und seinen Glaubensgrundsätzen treu ist. Also heiratet gerne kirchlich und bleibet zusammen, bis dass der Tod euch scheide und nehmet die Kinder an, die der Herr euch schenkt. Verhütung ist halt nur durch Enthaltsamkeit an fruchtbaren Tagen gestattet. Und alles andere ist eine mehr oder minder schwere Sünde. Wenn man dem glaubt, was Radio Vatikan sagt. Ich leiste mir den Luxus, dem nicht zu glauben und schon gar nicht zu gehorchen. Aber das ist nur meine Meinung, zu deren Bildung ich mir viel Zeit genommen und das Für und Wider ausgiebig abgewogen habe...
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