Hallo, Käptn,
erstmal ist es eine gute Idee, hier einen separaten Faden zu eröffnen, da sich - wie Du ganz richtig feststellst - immer wieder neue Dinge ergeben, die vom eigentlichen Thema wegführen. Woran ich selbstredend immer wieder beteiligt bin, wie ich zugeben muss.
Deine Bewertung des Wählerverhaltens der AfD-Anhänger ist natürlich völlig subjektiv. So, wie die ganze Angelegenheit subjektiv ist. Wahlen sind das IMMER. Aus DEINER Sicht, ist deren Wahlverhalten falsch, aus DEREN Sicht ganz und gar nicht. Und sei versichert, der Knalltütengedanke ist auf der Gegenseite genauso vorhanden. Aber selbst als nicht-AfD-Anhänger kann ich feststellen, dass da nicht allzu viele Knalltüten drunter sind, Idioten noch weniger, weder nützliche, noch nutzlose. Die AfD wird gewählt, weil sich breite Teile der Bevölkerung - im Osten mehr als im Westen - von den etablierten Parteien verraten bis alleingelassen fühlen. Und sieht man sich mal die SPD oder die CDU an, trifft das im Kern fraglos zu. Also wählt man jemanden, von dem man sich etwas Neues erhofft. Absolut nachvollziehbares Handeln.
Es hat sich eingebürgert, mit allen Mitteln gg. die AfD und deren Anhänger zu kämpfen, insofern hat Wanted völlig Recht: alle sind gegen die Blauen, ausnahmslos. Und nicht nur die Politik, sondern auch die Medien, die ihre eigentlich obligatorische politische Neutralität völlig an den Nagel gehängt haben. Ich weiß, wovon ich rede, ich war lange genug Journalist. Auch vor infamen Lügen wird nicht zurückgeschreckt. Der AfD Antisemitismus zu unterstellen, ist völliger Blödsinn. Sie sind absolut pro Israel (was ich angesichts deren Außenpolitik nicht immer so ganz nachvollziehen kann) und die JAfD (Juden in der AfD) hat sich sicher nicht gegründet, weil die Partei per se antisemitisch wäre. Aber dieser Quatsch wird immer und immer wiederholt, so lange, bis keiner mehr fragt und alle glauben. Die allerwenigsten, die eine Meinung zur AfD haben, haben sich jemals eingehend mit deren Parteiprogramm beschäftigt, sondern käuen unreflektiert nach, was ihnen medial vorgekaut wird. Immer schön nach dem Motto "von nix 'ne Ahnung aber zu allem 'ne Meinung". Das gilt auch für zahlreiche andere Themen, nicht nur hier. Und es ist so wohlfeil. Alle sind dagegen, also bin ich auf der sicheren Seite, wenn ich's auch bin. Wie die Lemminge. Und dann kommen noch die ganzen Promis "mit Meinung und Courage", eine riesige Lachnummer. In der Öffentlichkeit stehende Freiberufler positionieren sich gegen die AfD, kämpfen "gg. Rechts". Tja, was sollen sie denn auch anderes machen, die ganzen Couragierten mit Meinung? Wenn die Aufträge wegbleiben, werden die sich ganz schnell überlegen, wie sie sich positionieren. Da wird Flagge gezeigt, klare Kante, da werden Zeichen gesetzt und Meinung gehabt bis die Schwarte kracht. Wer das nicht tut, ist bald weg vom Fenster. Uwe Steimle? Vom MDR rausgeschmissen, weil der die falsche Meinung hatte. Nuhr? Kassiert einen Shitstorm nach dem anderen, weil er nicht brav im Strom schwimmt. Eine Frage der Zeit, bis er unter einem Vorwand verschwindet. Monika Gruber? Schon das neue Programm gehört? Mal sehen, wie lange sie durchhält. Der Chef der hess. Filmförderung hat seinen Job verloren, weil er mit Jörg Meuthen zu Mittag gegessen hat. Es hat eine Unterschriftenaktion zahlloser Promis "mit Meinung und Courage" gegeben, die ihn dadurch für untragbar hielten, somit ist der Mann abgesägt worden. Für ein Mittagessen! Wo sind wir hingekommen? Keiner hat überhaupt gefragt, warum er sich mit Meuthen getroffen hat. Vielleicht war's eine Aktion nach dem Prinzip "know your enemy", oder er wollte einfach mal wissen, wer derjenige wirklich ist, auf den alle einprügeln. Nein, es hat eine prozesslose Verurteilung und eine standrechtliche Erschießung gegeben. Das ist DDR 2.0, die Stasi wäre stolz gewesen. So viele freiwillige IMs!
Ich polemisiere bewusst jetzt etwas, aber die Sache ist wirklich problematisch, denn dieser hysterische "K(r)ampf gegen Rechts" ist das, was die Gesellschaft spaltet, mitnichten ist es die AfD selbst. Solche Dinge sind es, die in einem Rechtsstaat eine Unmöglichkeit sein sollten. Aber dennoch passieren sie, immer und immer wieder. Diejenigen, die über "undemokratische" Parteien fabulieren, sind ausgerechnet diejenigen, die sich zutiefst undemokratisch verhalten. Das WIRD GESEHEN, und das WIRD Konsequenzen auf das Wählerverhalten haben. Zum Märtyrerstatus hatte ich ja schon etwas geschrieben. Ebenso dazu, dass über jede böse Mail, die ein Politiker erhält, in der Tagesschau berichtet wird, aber die realen Gewaltexzesse gg. AfD'ler völlig totgeschwiegen werden. Aber Schuld an Gewalt ist die AfD grundsätzlich. Das kommt, so sicher wie das Amen in der Kirche.
Die Grünen können Teile ihrer Agenda umsetzen, ohne an der Macht zu sein, weil sie trotz knapp 9% auf Bundesebene einen enormen Einfluss haben. Was machen sie also, wenn sie an der Macht sind? Mir wird da Angst und Bange. Die Partei ist für mich absolut unwählbar. Das liegt zum großen Teil an deren Programm, zum Hauptteil aber an deren Personal, das gesammelt ein Gruselkabinett menschlicher Abgründe darstellt. Dabei habe selbst ich den einen oder anderen Deckungspunkt mit ihnen. Aber deren Dogmatismus stört mich. Dazu kommen dann Arroganz, Verboteritis, Intoleranz ggü. anderen Meinungen und eine geradezu spießige Betonköpfigkeit. Absolut unmöglich. Die Grünen halten sich für die Lösung aller Probleme, erkennen aber nicht, dass sie Teil des Problems sind. Der Rest der pol. Landschaft ist mehr oder weniger scheintot, völlig verwässert oder bedeutungslos. Es ist ein Trauerspiel.
Aber was für mich persönlich am schlimmsten ist, dass kein vernünftiger Diskurs mehr möglich ist. Es gibt nur noch + oder -, keine Zwischentöne mehr. Familien, Kollegen, Freunde, alle müssen inzwischen aufpassen, was sie wo sagen, da es ganz schnell gehen kann, alle vehement und endgültig gegen sich zu haben. Bis hin zum Verlust von Freundschaften oder gar Jobs. Das zeigt sich auch hier im Forum leider so. Ich bin mir meiner mitunter kontroversen Standpunkte durchaus bewusst, aber die Art, wie damit teilweise umgegangen wird, ist unter aller Kanone. Und es sind leider immer die selben Leute, die dergestalt auffallen. Vom hohen, moralischen Ross herab richten, statt sachlich und fair zu diskutieren. Da platzt auch mir gelegentlich der Kragen, wie ich gestehen muss, aber ich bemühe mich immer. Es ist schwer und zehrend, manchmal kosten mich diese Threads eine enorme Energie. Die Lust am Diskutieren schwindet bei mir immer mehr, weil es fortschreitend Kampf ist statt Kommunikation.
Ich bin ein Demokrat durch und durch. Zwischen dem Volksverpetzer und PI-News lese ich alles, um mir ein möglichst allumfassendes Bild der Lage zu machen. Nicht nur Schwarz/Weiß. Aber diese Zwischentöne sind gar nicht mehr gefragt. Verstärkt seit 2015. Jegliche Differenziertheit wird schon gegen einen ausgelegt. Dieter Nuhr gilt für manche jetzt als "rechts", nur weil er ein paar Ansichten hat, die nicht explizit "links" sind. Einst konservative Standpunkte gelten jetzt als rechts. Selbst ich würde mich immer noch tendenziell als eher links bezeichnen, auch wenn ich meine politische Heimat schon längst verloren habe, aus genannten Gründen. Ich bin für Homoehe, echte Nachhaltigkeit, fairen Handel, Umweltschutz, erneuerbare Energien, gg. unanständige Managergehälter und Ausbeutung von Drittweltländern, gg Massentierhaltung und Billigfleisch, für unbedingte Meinungsfreiheit, etc. pp. Aber ich habe auch ein Problem mit islamischer Steinzeitideologie und unkontrollierter Masseneinwanderung. Oder diesem Genderquatsch und exzessiver Political Correctness. Aber bereits das reicht im allgegenwärtigen Schubladendenken, mich in eine rechte Schublade zu stecken. Es macht langsam echt keinen Spaß mehr. Das mit den Schubladen ist mir zum Glück inzwischen relativ gleichgültig, aber die vor die Hunde gegangene Diskussionskultur belastet mich echt. Ich war immer jemand, der gerne und viel politisiert, aber das geht öffentlich nur noch, wenn man mit dem Strom schwimmt. Und das liegt mir nun mal so überhaupt nicht.
Wie auch immer, danke an diejenigen im Forum, mit denen das noch geht, trotz konträrer Standpunkte. Und bei den anderen Teilnehmern halte ich es mit Götz von Berlichingen...