@****in der Arzt, den du vermutlich meinst, heißt Dr. Wolfgang Wodarg. Die Tragik ist, das der Mann vermutlich in weiten Teilen Recht hat und die Maßnahmen der Gesundheitsämter trotzdem durchgeführt werden müssen.
Ich stimme dir zu, dass die Mortalitätsraten vermutlich weit überhöht dargestellt werden und ein Ergebnis davon sein dürften, dass die aktuelle "Durchseuchung" der Gesamtpopulation völlig unterschätzt werden dürfte. Immerhin wurden erste Maßnahmen seitens verschiedener Regierungen, abgesehen von China, zu einem Zeitpunkt angeleiert, als es bereits in über 115 Ländern der Welt bestätigte Infektionen gab. Also, in meiner Welt sind Reisebeschränkungen und Grenzblockaden nur dann sinnvoll, wenn das zu schützende Land noch nicht von der Infektion erreicht wurde. Was es für einen Sinn haben mag, die Schlagbäume herunter zu lassen und den Flugverkehr einzustellen, wenn die Leute beidseits der Grenzen bereits infiziert sind, erschließt sich mir nicht, gehört aber scheinbar zum Konzert der alternativlosen Maßnahmen, die derzeit ergriffen werden.
Damit zu den Todeszahlen: Covid-19 ist eine sehr ernsthafte Erkrankung, das will ich nicht verniedlichen. Warum ausgerechnet in Italien die Leute wegsterben wie die Fliegen, wird bestimmt noch Gegenstand vieler Doktorarbeiten in den kommenden Jahren sein. Aber der Statistiker muss die Frage stellen dürfen: sind es signifikant mehr als üblich? Und die Antwort wird JA lauten. Wieviel jetzt mehr als üblich dürfte allerdings ebenfalls Gegenstand vieler Gelehrtenstreitigkeiten sein. Normal werden es etwa 1,1 bis 1,2% der 60 Millionen Einwohner jährlich sein, und damit 660-720.000 Menschen. Das bedeutet, dass im Schnitt jeden einzelnen Tag des Jahres etwa 1.800 bis 2.000 Menschen sterben. Jetzt das Problem: die italienischen Behörden unterscheiden nicht mehr zwischen "Corona-Toten" und "normalen" Verstorbenen. Sofern wir trotzdem annehmen wollen, dass alle Todesfälle auf Corona zurückzuführen sind, macht das bei (unzulässiger) Annahme eines linearen Verlaufs 4 x 10.000 Tote pro Quartal = 40.000 Tote pro Jahr und bei einer quadratischen Zunahme 10+20+40+80 = 150.000 Tote pro Jahr. Das sind im ersten Fall keine 10% mehr als die üblichen Todesfallzahlen und im zweiten Fall etwa 20-23% mehr und falls ich mich verrechnet haben sollte, weil ich nicht weiß, was "quadratische Zunahme" bedeutet, wäre es etwa 40-46%. Aber das sind alles Zahlenspiele für Statistiker.
Es ist die Wucht der Bilder, die den Blick auf die Zahlen und die restlichen Probleme der Menschheit derzeit vernebelt und eine unglaubliche Dramatik der Lage suggeriert. Stimmt, die Lage ist dramatisch. In Syrien wird immer noch gekämpft und sich gegenseitig in hohen Zahlen massakriert, an der Grenze zur EU warten immer noch Zehntausende auf die passende Gelegenheit zum Übertritt, auf dem Mittelmeer ersaufen immer noch täglich viel zu viele Menschen und immer noch müssen viele Millionen von Menschen jedes Jahr verhungern. Man hört momentan bloß nix davon, so wie von vielen anderen Dingen. 10.000 Italiener, die bisher an Covid-19 (und vermutlich allem möglichen anderen) verstorben sind, sind natürlich eine hohe Zahl. Allerdings sind bei der letzten Grippewelle in Deutschland 2017 in einem etwa vergleichbaren Zeitraum 20.000 Patienten verstorben und damals habe ich von einer Grenzschließung nichts gehört. Auch nichts von überlasteten Intensivstationen, vermutlich, weil die meisten sich still und leise davongemacht haben.
Wie gesagt, ich bin brav und mache alles mit und lasse alles sein, was die Regierung mir befiehlt, aber verstehen muss ich es deshalb nicht. Und ein Hr. Dr. W. Wodarg dürfte damit ähnliche Probleme haben.