Ich bin sicherlich keine Anhängerin irgendwelcher Verschwörungstheorien und ich will auch gar nicht versuchen, zu beurteilen, wem es hier um welche "Sachen" geht.
Und ich bin dazu, wer es noch nicht mitbekommen hat, politisch eher links eingestellt und dementsprechend äußerst sensibel für alles, was in die rechte Schmuddelecke gehört. Ich erwähne das, weil ich schon deutlich finde, dass es da einen Zusammenhang zwischen rechter Gesinnung und VTs gibt.
Ich bin aber auch nicht erst seit gestern ziemlich medienkritisch, deshalb auch sog. alternativen Medien nicht abgeneigt (wobei mir da durchaus eine eher rechte Tendenz auffällt und da fühle ich mich dann unwohl damit).
Die Kommunikation seit Anfang der Krise stößt mir massiv auf:
• zu Beginn hatten wir eine ausgeprägte Kriegsrethorik, die ich von Anfang an abstoßend fand (nicht nur in Deutschland). Da wird zu Waffen (Bazooka) gegriffen im Kampf gegen das Virus etc. pp. Als ob man einem Virus, das man noch gar nicht kennt, den Krieg erklären könnte.
• dann bekamen Virologen und Epidemiologen (nein, das ist nicht dasselbe) eine mediale Präsenz, wobei kaum noch differenziert wurde und nicht mehr klar war, wer da wen berät oder wer eigentlich wirklich Entscheidungen trifft und wer nicht.
• das führte mit der Zeit dazu, dass inzwischen fast jeder sein "Virologen-Lager" hat, eigentlich sind wir inzwischen alle selbst schon Virologen oder Epidemiologen und wissen es im Zweifel sogar besser als diejenigen, die ihre Karriere diesen Wissenschaften gewidmet haben
• zu Beginn des Lockdowns (der ja eigentlich gar keiner ist... sic!) wurde uns dann gesagt, dass wir unbedingt die Verdopplungszahl auf 10 Tage kriegen müssen. Dann wurden es 12, dann 14
• als wir dann eine tolle Verdopplungszahl hatten, ging es darum, R unter 1 zu kriegen. Ohne dass irgendwer wusste, wo R wann lag (immerhin das wissen wir ja jetzt; es war schon vor dem Lockdown unter 1)
• bei der Erklärung von R im Zusammenhang mit der möglichen Überlastung unseres Gesundheitssystems war die Kanzlerin... nun ja... nicht sehr souverän
• sowohl das RKI als auch die Regierung (in Form der Kanzlerin und auch des Gesundheitsministers sowie des Bundespräsidenten) wechselte alsbald zu einer Ansprache, die ich nur als pseudo-sozialpädagogisch bezeichnen kann. Wenn ihr brav seid und euch weiter an alles haltet, können wir über Belohnungen sprechen....
• inzwischen scheint es vor allem darum zu gehen, dass wir möglichst viel Angst haben. Wir dürfen uns keine Sekunde in Sicherheit wiegen, Öffnungsdiskussionsorgien, eigentlich hätten wir verschärfen müssen, statt zu lockern
• jetzt kommt vermehrt, wir hätten das Virus ja aushungern können, wir waren schon soooo weit... und das setzen wir jetzt aufs Spiel und die zweite Welle kommt bestimmt.
Und genau das spiegelt sich in sämtlichen Talkshows (inkl. Phönix Runde) wider. Ja, da fehlt mir die Differenzierung massiv.
Der einzige Wissenschaftler, der derzeit noch vorkommt und eine etwas andere Haltung an den Tag legt, ist Streeck. Alle anderen sind per se schon Verharmloser, Verschwörungstheoretiker oder sonstwie nicht integer. Bei Streeck hat man bisher nur den Vorwurf, dass er zu früh eine Pressekonferenz gemacht hat und dabei auch noch Hilfe einer PR-Firma in Anspruch genommen hat. Dummerweise kann er das aber recht plausibel erklären.
Mittlerweile taucht in den Talkshows verstärkt eine Chemikerin auf, die einen um ein paar Wochen verlängerten Shutdown propagiert, um das Virus wieder in den Griff zu kriegen. Da frage ich mich schon, gibt es denn keine Virologen oder Epidemiologen mehr, die diese Meinung vertreten (außer Herrn Lauterbach) und das auch etwas besser begründen könnten?
Und warum stellt man einem Drosten oder Kekulé nicht mal einen Herrn Bakhdi entgegen, der sich im Interview mit Ken Jebsen mit bemerkenswerter Geduld nicht auf dessen Versuche eingelassen hat, sich politisch zu äußern und in VTs zu verstricken?
Der dazu noch eine beeindruckende Karriere hingelegt hat und aufgrund seiner Herkunft auch noch soziokulturelle Aspekte mit in die Diskussion einbringen könnte, die vielleicht nicht ganz unwichtig wären.
Mein Fazit daraus:
Die Medien sind nicht erst seit gestern äußerst staatstragend und regierungstreu (kleiner Insider für Aufwachen-Podcast-Fans). In diesen Zeiten ist das besonders deutlich und mMn ist es erbärmlich, dass ausgerechnet ein Markus Lanz als Einziger ein wenig aus der Reihe tanzt, indem er wenigstens ab und zu mal anderen Meinungen eine Bühne bietet.
Ich erlebe hier tagtäglich an unserer familieneigenen Risikogruppe, was die Tagesschau mit ihnen macht.
Und wenn ich lese, dass eine Alleinerziehende seit 7 Wochen einmal die Woche einkaufen geht und im Wechsel eines ihrer 2 Kinder mitnimmt, damit jedes wenigstens alle 2 Wochen mal raus kommt, wird mir schlecht. Vor Corona wäre das ein Fall fürs Jugendamt gewesen, jetzt ist das fast schon vorbildliches Verhalten.
In Zeiten, in denen uns ein Ausnahmezustand als "neue Normalität" verkauft wird, wünsche ich mir wirklich deutlich mehr Differenzierung in den Medien, auch in den alternativen.
Sperling