Zitat von **********aften:
„Der alte Spruch "Wenn jeder an sich selbst denkt ist für alle gesorgt!" trifft es nur bedingt!
Dem stimme ich absolut zu.
Ich achte jeden Tag darauf, dass ich meiner Schwieger-Oma nicht die Beine einschmieren, den Fuß versorgen, die Strümpfe anziehen kann und den Pilz unter der Brust und im Schritt versorgen kann, wenn ich irgendwelche Symptome habe.
Das mache ich übrigens, seit ich diese Frau kenne, also seit fast 8 Jahren. Ich hab sie niemals angesteckt mit irgendwas, auch nicht mit Covid-19, welches ich im März hatte. Ich hab immer auf sie aufgepasst.
Und ja, jetzt ist sie schwer erkältet, und ich versorge sie. Aber sie hat selbst entschieden, dass sie mit ihren 93 Jahren ihre Urenkelenin nochmals sehen will. Dass sie die Schaukel nochmal anschubsen will. Dass sie leben will.
Es ist ihre Entscheidung. Und ich unterstütze das vollkommen. Und mach ihr eine Wärmflasche, einen Tee, beziehe ihr Bett, versorge ihr jeden Tag 3 Mal ihre Füße...
Und ich rede jeden Morgen mit ihr über Corona, weil sie ja Nachrichten schaut. Jeden Morgen ca eine Stunde, was weit mehr ist als eine ambulante Pflege leisten könnte (weil Gespräche nicht abgerechnet werden können).
Vor ungefähr 14 Tagen ist Omis letzte verbliebene Freundin wegen einer heftigen Harnwegserkrankung ins KH gekommen (Das ist mit über 90 übrigens völlig normal!). Als erstes machte man einen Corona-Test, der war zunächst negativ. Einen Tag später war er positiv, und meine Schwieger-Omi war sich sicher, ihre beste Freundin muss sterben... Nach 14 Tagen war sie wieder negativ, und meine Schwieger-Omi kann bis heute nicht glauben, dass ihre Freundin das Virus überhaupt hatte. Weil ja alle in ihrem Alter sterben, wenn sie es haben. Und zwar unter schlimmen Schmerzen und Leid.
Jeden Morgen sage ich ihr, dass sie nicht elendig ersticken muss, sollte sie es treffen. Seit Monaten sage ich ihr das jeden Tag.
Ihre Freundin hat sie seit über einem Jahr nicht gesehen (sie hat zu viele Kontakte, Corona ist so gefährlich). Die Gefahr ist zu groß, dass unsere Oma dieses verdammte Virus kriegt, deshalb darf sie mit ihren fast 94 Jahren ihre einzige Freundin nicht mehr sehen. Die hat zu viele Kontakte...
Aber sie darf jetzt eine fiese Erkältung haben, weil sie ihre Urenkelin gesehen hat?! Und ich schaue jetzt nach ihr, weil sie nur noch krächzt, Fieber hat und kaum aus den Augen schauen kann.
Alle drei Stunden schaue ich nach ihr...
Das ist Alltag in der häuslichen Pflege.
Aber hey, die Oma darf das selbst entscheiden, das ist ihr verdammtes Recht!
Und was immer sie entscheidet, ich mache das für sie. Und das ist Solidarität und Nächstenliebe!
In aller Konsequenz.
So weh mir das selbst tut.
Frohe Weihnacht. Und fröhliches Nachdenken.
Sperling