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Corona: Lockdown und langfristige Strategien

**********aften Frau
8.068 Beiträge
Es ist ja schon spannend!

Denn, nach dem ersten "Corona-Schock" dachte ich mir, ok, das ist ein Zeichen, dass sich mal wieder etwas verändern muss in unserer Gesellschaft.
Weg vom täglichen "nur auf sich schauen" auf "Rücksicht nehmen, sich selbst zurück nehmen".
Vom reinen Konsum- und "immer ist alle möglich"-denken auf ein wenig Verzicht.
Auf die Bereitschaft und Kreativität, auch mal neue Gedankengänge und -strategien zu entwickeln.
Und noch so ein paar mehr positive Möglichkeiten die langfristig durchaus helfen könnten!

Statt dessen lese ich davon, was für unmögliche Einschneidungen in unserer Gesellschaft stattfinden.
Wie wir alle eingeschränkt werden. Was uns abverlangt wird!
Dass natürlich die "Regierenden" schuld sind und uns knebeln wollen!

Ganz erstaunlich finde ich den Ansatz von @*********uelle , der bemängelt, dass "er als Threadersteller" jetzt doch den pädagogischen Zeigefinger winken lassen muss auf eine durchaus berechtigte Einwirkung einer Gruppenmoderatorin:

Nicht die von dir angesprochenen haben den anderen Quarantäne-Thread gekapert. Dort waren es Menschen, die Personen welche zu Corona Fragen haben, es hinterfragen, Verbesserungen wollen, auf mögliche Kollateralschäden hinweisen oder vielleicht auch nur doof finden etc. alle pauschal als Verweigerer, Lügner, Verbrecher und rechte Nazis brandmarken.
Die sich nicht zu Qurantäne äußern, sondern lieber über die Demo in Leipzig unterhalten wollen.

Sorry mal, aber hier diskutieren durchwegs erwachsene Menschen! Die sich nicht immer wie solche benehmen, aber halt eben auch unterschiedlicher Meinung sein dürfen!
Die "kapern" auch nicht auch nicht Threads nach Seeräubermentalität, sondern bringen ihre Meinung ein, die nicht mit Deiner kongruieren muss!
Wie ich schon mal geschrieben habe ist das der grundsätzliche Sinn einer Diskussion.
Und der pädagogische Auftrag eines Threaderstellers ist es nicht, hier Aufgaben oder Einschränkungen zu verteilen! Dafür ist die- wie auch schon erwähnte- achtsame Gruppenmoderation zuständig.
Die offensichtlich durchaus in der Lage ist, darauf hinzuweisen oder auch mal Grenzen. zu setzen.
Die allerdings müssen dann halt auch angenommen werden.

Spannend für mich ist ein Telefongespräch gerade mit meiner jüngsten Tochter, wie wir denn das geplante Geburtstagsessen meiner dann 87 jährigen Mutter gestalten werden. An deren schöner Feier uns allen viel liegt.
Das war kreativ, rücksichtnehmend und in keiner Weise nölig.
Im Sinne von: die Situation ist wie sie ist und wir werden Lösungen finden!
Das tun wir auch!

Nochmal mein Appell: bitte sehr doch so ein blödes Virus nicht nur als Einschränkung und Bösartigkeit vermeintlicher "Machthaber" sondern auch als Chance zur Veränderung vermeintlich zementierter Gewohnheiten!
***ie Frau
7.369 Beiträge
Zitat von **********tarii:
Wir sind so organisiert, dass wir zeitgleich irgendwo sein müssen um den Produktionsfluss zu gewährleisten, dass ist in sozialen Einrichtungen so, in Krankenhäusern, in Fabriken, in Kaufhäusern, in allen Maßenfähigen Bereichen.

Das meine ich mit ergebnisoffen: wir sind derzeit so organisiert in vielen Bereichen ... das bedeutet ja erst mal nicht, dass es so gut oder sogar optimal wäre, es bedeutet nur, dass es derzeit eben so ist. Wenn man wirklich eine Lösung finden wollte, müsste man diese Tatsache erst mal nicht betrachten, sondern vor allem das Ziel.

Schade, dass du nur diese Frage beantwortet hast ... deine Antwort fällt bei mir allerdings nicht unter Teamarbeit, aber gut, dass wir den Begriff klären konnten.

Die andere Frage, wäre jetzt für mich tatsächlich spannender gewesen ... aber macht ja nix ...

Schade eigentlich, ich hatte gehofft, wir würden tatsächlich mal über Lösungen sprechen und uns nicht im klein klein verlieren

Zitat von *********uelle:
Ausschließen dieser Menschen und ihrer Gefühle wird keine gesamtgesellschaftliche tragfähige Lösung bringen.
Das siehst du leider falsch, @*********uelle eine gesamtgesellschaftlich gute Lösung kann es nur dann geben, wenn ich nicht jedes Heinrichs Bedürfnisse erfüllen muss ...

*huhu*
**********tarii Mann
3.379 Beiträge
Zitat von ***ie:
Das siehst du leider falsch, @*********uelle eine gesamtgesellschaftlich gute Lösung kann es nur dann geben, wenn ich nicht jedes Heinrichs Bedürfnisse erfüllen muss ...

Auf der einen Seite hast du da schon Recht, auf der anderen Seite ist es durchaus notwendig im Gespräch zu bleiben. Beiden Seiten mangelt es leider immer wieder an einer Tonalität die von allen angenommen werden kann.

Zitat von ***ie:
Schade, dass du nur diese Frage beantwortet hast ... deine Antwort fällt bei mir allerdings nicht unter Teamarbeit, aber gut, dass wir den Begriff klären konnten.


Teamarbeit wird leider oft für jede Art von Arbeiten in Gruppen verwendet. Sehe ich, wie z.B. im OP (Operateur, Anästhesie, Assistenten, Intensivpflege,...) oder beim Fernsehen (Kamera, Licht, Ton, Moderation,...) arbeiten, bei denen Menschen mit unterschiedlichen Ausbildungen ein gemeinschaftliches Ergebnis erzielen, bewerte ich Team anders, als in der Produktion, bei der Spezialisierung oft „nur“ etwas mit Effektivität (Kostenreduktion) zu tun hat. Hohe Wiederholung einer bestimmten Bewegung oder eines Handgriffes sparen Kosten. Ist die Frage ob wir bereit sind mehr zu bezahlen.

Zitat von **********aften:
Statt dessen lese ich davon, was für unmögliche Einschneidungen in unserer Gesellschaft stattfinden.

Bin ich mit meiner aktuellen Lage zufrieden, finde den Lebensstil „geil“, dann will ich keine Veränderung. Insbesondere wenn Veränderung deutliche Einschränkung für mich bedeutet. Insofern kann ich diesen Teil der Bevölkerung und ihre Abwehr verstehen, wenn ich auch Argumente und Handlung nicht tolerieren will.

Delta
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Langfristige Strategie.

Im Grunde ist es ja erstmal recht einfach. Kontakte zu Menschen ohne Abstand, ohne maske über eine viertel Stunde sind risikokontakte. Finden Sie drinnen statt dann erst recht.

Also muss die Langfristige Strategie bis Mai sein eben diese Kontakte zu minimieren. Und wenn sie stattfinden dann eben mit Maske.

Ich bin kein maskenfreund. Ich glaube auch nicht dass die Maske im Supermarkt hilft. Da wir im Supermarkt eh keine großen risikobegegnungen haben. Sei es drum. An der Maske im Supermarkt gehen wir auch nicht zu Grunde. Und es hilft meiner Ansicht nach vielen Risikogruppen am Alltag teilzunehmen.
In ein paar Jahren haben wir vielleicht gute Studien dazu, und wahrscheinlich haben wir es hier und da mit der Maske übertrieben. Egal, im Augenblick ist es einfach notwendig.

Da wir Schulen und die Wirtschaft offen halten wollen müssen wir nun eben den freizeitbereich reglementieren. Sagt im übrigen auch streeck . Er findet den aktuellen lockdown auch gut.

Und ab Dezember brauchen wir dann lesbare Regeln die das Virus im Schach halten und uns bis Mai ein halbwegs normales Leben ermöglichen.

Ich gehe im Augenblick davon aus dass wir ab Mitte Januar anfangen können zu impfen. Das wird dauern. Dennoch gehe ich davon aus dass wir bis Mai dann in den Risikogruppen einen guten Impfschutz haben. Und gleichzeitig wissen wir vom vergangenen Sommer dass es in der warmen Jahreszeit nicht so problematisch ist.
Und im nächsten Herbst dürfte die impfquote so gut sein, dass wir Corona dann hochoffiziel su behandeln können wie die Grippe.

Im Grunde geht es doch damit erstmal "nur" um die nächsten 5 Monate.

Die Schweiz hat finde ich relativ moderate Regeln im Augenblick und hat einen r Wert um die 1.
Blöderweise haben sie sehr hohe Zahlen.
Dennoch zeigt es ja dass man mit diesen Regeln leben kann und die Zahlen nicht mehr steigen.

Insofern könnten wir nach dem wellenbrecher lockdown ja zu den Schweizer Regeln übergehen.
Und wenn wir dann bis Mai so im Schnitt mit 5000 neuinfektionen am Tag durchgehen ist dass doch okay. Gesundheitsämter und Krankenhäuser könnten damit leben.

Ich persönlich könnte mir auch noch differenzierter Regeln vorstellen

Zb.
Private Treffen (feiern besuche usw im öffentlichen Raum bzw auf dem privatgrundstück)
10 Menschen aus 2 haushalten

Im freien aber 12 Menschen aus maximal 5 haushalten

Ausnahme drinnen im Restaurant mit hygienekonzept dann auch 12 Menschen aus maximal 5 haushalten

Bars kneipen und diskos bleiben zu. Es sei denn sie haben ein entsprechend gutes und überwachten Konzept. Da entscheidet dann das Gesundheitsamt und überwacht es von Zeit zu Zeit.

Sport draußen ja. Unbedingt. Aber die Leute sollen dann zum duschen und umziehen eben heim.

Man könnte dies noch weiter konkretisieren. Die Richtung ist klar und die Botschaft auch. Kontakte vermeiden, und wenn Kontakte dann eben so viel wie möglich ins Freie zu verlegen oder zumindest mit einem Konzept.

Ich war z.b. letztes Wochenende dann eben wandern und grillen. Ja wir waren drei Haushalte. Wir haben aber auf Abstand geachtet .
Diesen Freitag habe ich mich mit drei Kumpels getroffen. Draußen mit 2 meter Abstand. War auch nicht ganz legal, aber da passiert einfach nichts.

Gleichzeitig bekomme ich eben überall mit dass sich Gruppen illegal zum feiern in geschlossenen Räumen treffen. Und diese Gruppen dann auch noch untereinander verabreden nicht mit dem Gesundheitsamt zusammenarbeiten wollen wenn es ernst wird.

Und da muss eine scharfe Trennung hin. Kleinere treffen müssen wieder möglich sein. Die Menschen tun es so oder so. Und hier können die Regeln dann eine gute handlungsanleitung sein.


Kirk ende
**********aften Frau
8.068 Beiträge
Bin ich mit meiner aktuellen Lage zufrieden, finde den Lebensstil „geil“, dann will ich keine Veränderung.

Tja, Delta, und das ist wohl ein empfindlicher Punkt!
Denn, mit der "aktuellen Lage" sind wohl etliche nicht zufrieden. Die Veränderungen, die da erwartet und teils auch durchgesetzt werden treffen halt tief.
Nur ja nix aufgeben müssen. Das ist wohl inzwischen Teil unserer gesellschaftlichen Mentalität!

Aber- wenn wir mal nachdenken: auch Kinder zu bekommen, darauf Rücksicht nehmen und sich selbst zurück nehmen zu müssen, sich in der eigenen Persönlichkeit einzuschränken, ist doch heute schon ein ganz erhebliches Problem für für Menschen!
Da braucht's gar kein Virus!

Vielleicht zeigt uns Covid ja ganz schlicht ein gesamtgesellschaftliches Problem auf?
*******enig Mann
10.150 Beiträge
Gruppen-Mod 
Noch einmal: ich bin kein Coronaleugner. Ist eine ernsthafte Krankheit, das hatten wir jetzt ausreichend. Aber: 70-75 Milliarden Steuerausfälle in diesem Jahr sind einfach nur eine Katastrophe! Keine Umschreibung kann das verniedlichen. Unsere Wirtschaft pfeift auf dem letzten Loch und viele Produktionsabläufe sind überhaupt nur mit wahnsinnig viel Umständen aufrecht zu erhalten. Da von "ein wenig persönlicher Einschränkung" zu sprechen, finde ich ganz schön keck. Haufenweise Firmen wären jetzt schon pleite, wenn die Regularien des Insolvenzrechts nicht angepasst worden wären. Die Läden dürfen nur noch die Hälfte Leute reinlassen und vor der Tür bilden sich wie damals in der DDR sozialistische Bedarfsgemeinschaften. Ich bin nicht der einzige, der das nicht gut findet und sich große Sorgen macht, wie das Theater weiter geht. Und die Sprüche von der Entschleunigung, die man jetzt endlich mal für was auch immer nutzen sollte, kann ich auch nicht mehr hören.
**********aften Frau
8.068 Beiträge
Ja Smartkönig, das habe ich schon verstanden!

Ich sehe die Krankheitsgefahren und auch die wirtschaftlichen Ausfälle.

Einig, so denke ich, sind wir uns sicher, dass diese realen Fakten den Querdenkern und Coronaleugnern egal sind.
Einig sind wir uns vielleicht auch in den Punkten, dass es Einschränkungen für uns alle gibt.
Ok. Ist halt so. Und ich bin mir sicher, den Verantwortlichen und Politikern wäre es recht, eröffneten sich andere als die getroffenen Möglichkeiten!
Fallen Dir welche ein, außer, "alles wieder auf zu machen"? Wenn ja: welche?

Ich kann auch manches nicht mehr hören! Aber ich sehe mich da einer Gewalt gegenüber, der das Wurscht ist!
Einem scheißblöden Virus nämlich. Und damit müssen wir wohl vorerst leben. Und halt auch verzichten.
Denke ich zumindest.

Keiner von uns hat das gewollt! Und, auch nach einigen Monaten intensiver Forschung gibt es uns noch genug Rätsel auf.

Trotz hilft da leider nur wenig weiter.
Und ICH weiß ganz sicher, dass ich die, die mir naH sind, so weit schützen möchte wie ich kann.
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Eine ernsthafte Pandemie wird die Wirtschaft immer treffen. Da gibt es letztlich keine andere Möglichkeit. Das ist das grundwesen bzw Problem von solchen Pandemieereignissen.

Es geht also nicht darum ob unsere Wirtschaft schaden nimmt , sondern wie hoch der wirtschaftliche schaden sein wird.

Und da gibt es ja dann verschiedene Strategien. Schweiz und Schweden gehen da einen etwas anderen Weg.

Am Ende rechnen wir ab smartkönig. Und ich habe es glaube ich schon mal im Frühjahr gesagt und ich sage es jetzt nochmal. Ich bin nicht mit jeder einzelentscheidung zufrieden gewesen. Aber grundsätzlich stimmt die Richtung. Und ich prophezeie mal ganz frech, wenn wir in fünf Jahren eine nachbetrachtung veranstalten dass die Länder die die geringsten totenzahlen und krankenhausbelegungen hatten auch die Länder sind , die wirtschaftlich am besten nach der Krise rauskommen.

Gesundheitsschutz steht der Wirtschaft eben gar nicht so im Weg.
Wenn wir unsere Wirtschaft schützen wollen, dann sollten wir die Zahlen dauerhaft klein halten.

Die deutsche Wirtschaft wird langfristig sehr große Probleme bekommen. Aber nicht weil unsere Corona Strategie so schlecht war. Sondern weil unsere europäischen Nachbarn und die USA dachten man müsse immer wieder der Wirtschaft viel Luft zum atmen geben. Und sie dann am Ende wieder zu lange gewartet haben um dann wieder ganz runterfahren zu müssen.

Aktuell erfährt gerade Mister superöstereich kurz was es heißt wenn man einfach zu spät reagiert.

Die Schweiz und Schweden sind die nächsten Kandidaten. Schweden bekommt im Augenblick die gleichen Probleme wie im Frühjahr. Altenheime sind wieder betroffen .

Die USA macht sich auf den Weg wieder alle zu überholen.

Alle anderen Nachbarn haben wieder eine harten lockdown.

Smartkönig, ich glaube wir werden es Mitte Dezember noch erleben dass Deutschland vielleicht die mildesten regeln hat, während rings um uns herum die Länder in harten lockdowns stecken und ihre Wirtschaft dann tatsächlich noch gegen die Wand fahren .


Kirk ende
********egel Paar
2.530 Beiträge
Ich muss zuerst mal erwähnen, dass ich den derzeitigen Lockdown light nicht verstehe. Mir ist klar, dass gehandelt werden musste und warum und mir ist auch klar, dass es darum geht, die Kontakte zu minimieren. Was ich wirklich nicht verstehe, ist warum man dann genau die Einrichtungen schließt, die gezwungenermaßen Hygienekonzepte entwickelt und auch umgesetzt haben. Dann kommt meistens das Argument "ja, aber auf dem Weg zum Theater in der Bahn, beim Zusammensitzen danach...". 1. Sind volle Bahnen, Busse, Züge... vermutlich immer ein Problem, vor allem zu normalen Berufszeiten. 2. verlagert sich das gemütliche Zusammensein dann eben in den privaten Raum und ist weder überwachbar noch nachvollziehbar.

Und da kommt dann bei mir der Gedanke: was bedeutet es eigentlich, wenn ich als Maßnahmen nur noch die Option "mehr schließen" habe? Es fehlt an einer langfristigen Strategie, deshalb muss kurzfristig gehandelt werden, auf Sicht fahren ist mal wieder das Stichwort.
Zeigt sich gerade sehr schön an Herrn Söder, der uns durch die Blume sagt, wenn wir nur alle brav sind, dürfen wir Weihnachten feiern. Da wird schon wieder eine Hoffnung geweckt, die wahrscheinlich enttäuscht werden wird.
Es wirkt auf mich, als hangelte sich die Politik irgendwie von Woche zu Woche und als einzige Erlösung von der Misere steht der Impfstoff als Ziel fest. Und ich verstehe nicht, warum man die Sommermonate, in denen fast gar nichts los war bezüglich Corona, nicht dafür genutzt hat, einen Plan für die nächsten Monate festzulegen. Denn dass es im Herbst wieder ansteigen wird, darüber waren sich alle Experten - auch diejenigen, die Corona für weniger gefährlich halten - einig.
Dann stiegen die Zahlen plötzlich an, man musste was tun, aber es wirkte so unvorbereitet. Wenn die Priorität war, dass die Schulen und Kitas aufbleiben, warum hat man dann nicht in diese Luftfilter investiert? Die wären billiger gewesen als die Lufthansa und man könnte sich die Diskussion mit Masken im Unterricht ersparen...

Ich verstehe auch nicht, warum wir bis heute keinen "Corona-Rat" haben, in dem interdisziplinär erarbeitet wird, welche Maßnahmen welche Kosten (und das meine ich nicht nur monetär) und vor allem welchen Nutzen haben können. Das Problem ist so vielschichtig, dass es da einfach mehr Stimmen aus verschiedenen Fachbereichen braucht.

Ich habe mich die letzten Tage, nachdem ich die Arte-Doku über Deutschland, Frankreich und Schweden - die ich übrigens empfehlenswert finde - oft gefragt, warum das so unterschiedlich ist zwischen Schweden und Deutschland. Die Zustimmungsrate zur aktuellen Corona-Politik ist etwa gleich, die Politik aber völlig unterschiedlich. Die Eigenverantwortung in Schweden ist wesentlich größer, eben weil es weniger Verbote und Pflichten gibt, aber die wird anscheinend auch von der Bevölkerung angenommen. Leider verliert Schweden offenbar derzeit wieder die Kontrolle über den Eintrag in Pflegeheime und Krankenhäuser. Ich hoffe, dass dem schnell entgegen gewirkt wird, denn ich halte den schwedischen Weg für durchaus gangbar.
Vor allem hat Anders Tegnell von Anfang an gesagt, es geht hier um eine langfristige Geschichte. Die Maßnahmen wurden so formuliert, dass man sie lange durchhalten kann.
Man kann jetzt über den schwedischen Weg denken, was man will, aber die Kommunikation war von Anfang an anders als bei uns.

Ein weiterer Punkt ist der Schutz der Risikogruppen. Ich habe sehr früh genau dafür plädiert und hatte inzwischen unzählige Streitgespräche deswegen, die leider selten zu einem Konsens geführt haben. Deshalb versuche ich mal, alles was ich daraus gelernt habe an möglichen Missverständnissen, gleich auszuräumen:
1. Schutz der Risikogruppe heißt nicht isolieren
2. es ist keine Pflicht, sondern ein Angebot
3. es ist ein Zusatz, keine alleinige Lösung

Ich bin der Meinung, dass Risikogruppen - und ja, ich weiß, das sind viele - geschützt werden sollen, wenn sie es selbst wollen. Wenn meine 93jährige Schwiegeroma im Januar ihre Enkelin und ihre Urenkelin in den Arm nehmen will, soll sie das bitte tun dürfen.
Wenn meine 73jährige Schwiegermutter Angst hat, sich beim Einkaufen anzustecken, würde ich mir wünschen, dass es vielleicht ein Zeitfenster gibt, in dem eben nur Risikogruppen einkaufen können.
Ich halte es für sinnvoll, Pflegepersonal regelmäßig zu testen, hoffentlich passiert das zukünftig auch, wenn die Schnelltests zur Verfügung stehen. In Tübingen haben sie seit April konsequent alle 14 Tage Pflegepersonal getestet, seitdem gab es nach Aussage des OB keinen Ausbruch mehr in Pflegeheimen und auch für Besuche gibt es Konzepte.

An der Stelle mal eine kleine Anmerkung zum Thema Pflege- und Krankenhauspersonal: ich kenne 4 Menschen aus dieser Branche näher und alle isolieren sich nahezu zu 100% selbst, eben um das Virus nicht in die Einrichtungen zu bringen. Es bedarf dringend einer besseren Bezahlung und gesellschaftlicher Anerkennung für diejenigen, die seit Beginn am deutlichsten betroffen sind.

Es gibt insgesamt viele gute Ideen zum Thema Schutz der Risikogruppen, aber das wird kaum so kommuniziert, dass es nicht wirkt wie "schließt die Alten weg!". Darüber sollte man nachdenken.

Zum Thema Wirtschaft kann ich mangels Expertise wenig sagen, ich sehe nur mein direktes Umfeld. Und da wird zunehmend deutlich, dass es vor allem den Mittelstand trifft, der ja bekanntlich das Rückgrad unserer Wirtschaft ist.
Und da stimme ich @*******enig absolut zu, die tatsächlichen Folgen sind noch gar nicht absehbar, da das veränderte Insolvenzrecht so manche Pleite einfach nur weg schiebt.

Ich habe auch keine langfristige Strategie im Ärmel, ich glaube, niemand hat die. Deswegen bin ich schon sehr lange für einen Corona-Rat, in dem halt nicht nur Politiker und Virologen sitzen, sondern auch Soziologen, Wirtschaftswissenschaftler, Mathematiker, Psychologen, Philosophen/Ethiker, Intensivmediziner usw sitzen. Damit man Maßnahmen anhand von Daten mit einer Risiko/Nutzen-Abwägung nachvollziehen kann.

Sperling
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Ja .

Bin ich in vielem bei dir. Für mich war der lockdown Light zu spät. Und dann eben zu hart.

Und grundsätzlich bestünde ja die Chance Anfang Dezember den lockdown zu entschärfen um dann mal zu schauen was passiert mit den Zahlen. In Deutschland haben wir ja durchaus Spielraum. Unser Gesundheitswesen packt die derzeitige Lage gut.
Wir müssen auch Fehler machen dürfen.

Schweden hat übrigens nicht nur ein Problem mit Altenheimen. Schweden ist im expotentiellen Wachstum.
Sie waren vor 4 Wochen in der Nähe von Deutschland. Jetzt sind sie aber sehr viel weiter.
Aber sie haben keinen so krassen Anstieg. Aber ein r Wert von 1.1 oder 1.2 ist ab einer gewissen Zahl eben nicht mehr lustig.

Und das wir die Risikopatienten schützen müssen ist logisch. Tun wir auch. Aber das hat nunmal seine Grenzen. Praktisch als auch verfassungsrechtlich.
Der allerbeste Schutz für Altenheime wären am Ende wenig ansteckungen in der Gesamtbevölkerung.

Aber ich bin da auch bei dir und smartkönig. Wir brauchen innerhalb der Debatte mehr Offenheit. Die coronaleugner lass ich mal weg. Aber man könnte doch wirklich mal öffentlich über verschiedene Strategien reden. Herr streeck sollte einfach auch mal den shitstorm riskieren und sagen was er für möglich hält.
Und da kann dann mal die FDP um kubicki und Co eier zeigen und dann mal Alternativen entwerfen.
Sie reden immer von den Parlamenten. Dann eröffnet doch mal die Debatte.

Sonst entsteht wieder einmal der Eindruck dass die afd die einzigen seien. Wobei die afd meiner Ansicht nach noch gar nichts substanzielles gesagt haben. Ausser dass viele von ihnen da auf den Demos mitturnen.


Kirk ende
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Es ist ja nicht so, dass nur unsere Wirtschaft leidet. Und wenn ich dann lese und höre und so begreifellateralschäden , dass Menschengesundheit und Leben als Kollateralschäden in Kauf genommen werden müssen, damit die Wirtschaft heil so bleibt, wie sie zuletzt war, wird mir speiübel. Ich bin fest überzeugt, dass manches anders sein muss, dass man sich aber zuletzt um die Wirtschaft sorgen sollte- nicht nur wegen der Pandemiegewinner.

Worum ich mich wirklich sorge, ist der betroffene Mittelstand und um die Kultur. Die werden von Maßnahmen getroffen, die so nicht wirklich nötig waren. Dass Bars und Discos geschlossen werden müssen, war nach den Bildern, die man im Sommer sah, unumgänglich. Aber nicht die Restaurants und Hotels mit ausgeklügelten Hygienekonzepten.
********egel Paar
2.530 Beiträge
Und ich möchte noch etwas loswerden, was zwar nicht direkt mit den Maßnahmen zusammenhängt, sondern mit der Kommunikation, dem Diskurs, dem Miteinander, welches zwar dringend nötig ist, aber allzu oft komplett falsch läuft.
Ich hoffe, der TE verzeiht mir den Exkurs *zwinker*
Ich habe u.a. Soziologie studiert, die Gesellschaft als solche ist einfach mein Thema. Und ich sehe sehr wohl seit geraumer Zeit eine massive Spaltung, die nicht nur mit Corona zu tun hat, dadurch aber extrem verstärkt wird.

Fast alle in diesem Land leben mit einer gewissen Angst. Die Einen haben Angst vor dem Virus und seinen Folgen. Andere haben Angst um ihren Arbeitsplatz, ihren Lebensstandard, ihre berufliche und wirtschaftliche Zukunft. Und die nächsten, die hier gerne als Querdenker/Schwurbler/Covidioten/Corona-Leugner etc. tituliert werden, haben Angst um unsere Demokratie und den Rechtsstaat.
Ich persönlich kann für jede dieser Ängste gute Argumente finden. Ich selbst ordne mich bei jeder Angst auch selbst ein. Für mich persönlich, auf einer Skala von 1 (keine Angst) bis 10 (ernsthafte Angst, kurz vor Panik) liegt meine Angst vor dem Virus bei 1 (weil ich es bereits hatte, mit mildem Verlauf und ohne Spätfolgen). Was die berufliche Zukunft angeht, sehe ich sehr schwarz, da stufe ich mich bzw. uns auf 9 ein. Der Meine in der Gastronomie, ich als freiberufliche Soloselbständige... nicht so super Aussichten.
Ich sehe durchaus eine Problematik mit der derzeitigen Politik und der Rechtsprechung, daher stufe ich meine Angst bezüglich des Demokratieverlusts bei 7 ein.

Wenn ich jetzt aber mit meiner Schwiegermutter rede, die bei der Angst vor dem Virus bei 10 steht, kommen wir nie auf einen grünen Zweig. Weil sie nicht versteht, dass ich ganz andere Dinge beängstigend finde und weil ich zwar ihre Angst verstehe, sie aber nicht rational finde. Ihr geht es genauso.
Und vielleicht sollten wir alle mal versuchen, die Ängste des Anderen wahr zu nehmen und vor allem ernst zu nehmen.

Vielleicht schaffen wir es dann auch, im Nächsten nicht nur ein potenzielles Risiko oder einen unsolidarischen Sack oder eine dumme ignorante Fluse, ein Schlafschaf, eine Systemhure oder sonstwas zu sehen. Vielleicht sehen wir uns gegenseitig mal wieder als Menschen mit unterschiedlicher Meinung, unterschiedlichen Empfindungen und unterschiedlichen Lösungen. Und suchen uns daraus den besten Weg für alle, damit wir weniger ängstlich sind und besser miteinander reden können.
Das würde ich mir wünschen.

Sperling
*******enig Mann
10.150 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also ich sehe meine Mitmenschen grundsätzlich als Menschen. Selbst wenn sie Angst haben vor was auch immer. Selbst wenn sie Alu-Hut-Träger sein sollten. Und sogar, den Luxus leiste ich mir, wenn sie Nationalsozialisten oder einfach nur Sozialisten sein sollten. Oder System-Huren oder was auch immer.

Ich wurde gefragt, ob ich keine andere Strategie hätte als alles wieder aufzusperren. Nein, habe ich nicht. Ich sehe nämlich keine Alternative dazu. Wir können uns einige Zeit per Video unterhalten und im Bus nicht nebeneinander sitzen und vor dem Supermarkt warten, bis der nächste Einkaufswagen frei wird. Gerne trage ich auch weiterhin eine Maske, falls mein unverhülltes Antlitz beim Publikum für Panik sorgen sollte.

Aber es muss doch jeder verstehen, dass dieses keine Dauerlösung sein kann! Die Schulklassen halbieren wird derzeit wieder diskutiert. Wo sollen die doppelt so vielen Lehrkräfte dann herkommen? Oder kriegen die Kinder dann einfach nur den halben Unterricht? Alles, was derzeit an Maßnahmen auf die Menschheit losgelassen wird, hat für mich den Anschein von Panikreaktionen. Für die Panik okay, für die Pandemie nicht. Die Schweden haben deshalb ein anderes Regime, weil dort den Leuten von Anfang an gesagt wurde, dass es länger dauern würde. Hier und anderswo wird das tumbe Volk von einem Monat auf den anderen vertröstet und kein Politiker hat die Traute den Leuten zu sagen, dass die bisherigen Konzepte leider nix gebracht haben und deshalb auf sie verzichtet wird. Und den chinesischen Weg wird sich hoffentlich niemand wünschen, zumal es in Europa und dem Rest der Welt dafür ohnehin zu spät ist. Es bleibt aus meiner Sicht nur die Möglichkeit mit dem Risiko leben zu lernen und sich den daraus resultierenden Konsequenzen zuzuwenden. Eine Verstärkung des Gesundheitssystems zB. Und nein, dass sollte jetzt nicht heißen, dass die Leute ruhig krank werden sollen, damit die Wirtschaftsleistung nicht leidet. Aber wenigstens die Steuerzahler unter euch werden mir hoffentlich zustimmen, dass wir uns alle weiteren Überlegungen sparen können, wenn es keine Wirtschaft mehr gibt. Die bezahlt nämlich die ganze Party. Was immer wir anstellen.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Es wäre doch alles ganz leicht, wenn man sich in breiter Masse an den Begriff des "mündigen Staatsabürgers" erinnern würde, also statt Teilnahme an möglicherweise alles verschlimmernden Demos die Bereitschaft, sich so vernünftig wie möglich zu verhalten, damit sich selbst und Mitmenschen zu schützen. Diese Botschaft galt von Anfang an und obwohl den Bundesbürgern sehr viel weniger Vernunft durch die Regierung zugemutet wurde, gab es hier Aufruhr. Die Wirtschaft leidet genau an diesem Symptom.

Klassenteilungen und geteilten Unterricht gab es schon zu meiner Schulzeit und danach.Wir hatten zum Beispiel eine Woche morgens, eine Woche nachmittags Unterricht . Erlebt habe ich als Erwachsener Aufteilung in 2 kleine Klassen mit den Kernstunden. Der Hybrid-Unterricht heute bedeutet Wechsel halber Klassenstärken zwischen Präsenz-Unterricht und Fernunterricht. Das kann natürlich vor allem in Prüfungsklassen keine Dauerlösung sein, aber als vorübergehende Lösung ist es sinnvoll.Der Vorteil ist nebenbei, dass Schüler andere Formen des selbständigen Lernens erfahren und viel Leerlauf, der auch im Unterricht oft nicht vermieden werden kann, ausbleibt.
*********te_bw Frau
4.079 Beiträge
Zitat von *****lnd:

Worum ich mich wirklich sorge, ist der betroffene Mittelstand und um die Kultur.
Und ich sorge mich um junge Menschen, welche vergeblich einen Ausbildungsplatz suchen und nicht wissen, wie es weiter gehen soll.
Viele Firmen sind zurückhaltend und schreiben keine Ausbildungsplätze aus.
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Das widerspricht dem, was die Industrie- und Handwerkskammern vermelden. Es gibt Branchen, die natürlich jetzt nicht sinnvoll Ausbildungsplätze anbieten können und wo man sogar AZUBIS zum Rückzug rät (z.B. die Reisebranche), aber es gibt in der Summe sehr viele nicht besetzte Ausbildungsplätze. Die Entscheidung fiel jungen Menschen auch vor Corona schon nicht leicht. Ich hab als junger mensch aus diesem Grund nach der Mittleren Reife ins Gymnasium gewechselt zum Abitur und anschließendem Studium. Meine Freundin hatte bis 30 ein Geschäft als ausgebildete Kauffrau und ist heute Wissenschaftlerin.
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Aber smartkönig, wenn du mit Schweden kommst dann muss man es auch zu Ende denken und sagen was sein kann.

Natürlich kann niemand voraussagen wie es wird. Aber gerade kann man den schwedischen weg schon ganz gut erahnen.
Sie befinden sich im Augenblick grob bei 40 000 neuinfektionen (umgerechnet auf deutsche Zahlen, ich rechne auch bei anderen Ländern immer auf deutsche Zahlen hoch oder runter, dann kann man besser vergleichen)
Und die Zahlen wachsen zwar langsam aber kontinuierlich. D.h. es ist derzeit nicht unwahrscheinlich dass sie in 4 Wochen bei 80 000 liegen. Da befindet sich derzeit die Schweiz und Österreich. Und beide gehen in einen lockdown. Die Schweiz hat nun auch verschärft und hat ähnliche massnahmen wie Deutschland.

Ich würde schon sagen dass es in den meisten Ländern dann doch recht ähnlich ist. Ab 80 000 neuinfektionen täglich hat das Gesundheitswesen massive Probleme. Und vorallem wenn es über einen langen Zeitraum so bleibt.

Und in einer solchen Situation machen dann eben alle einen lockdown. Manche bauen zusätzlich noch not Krankenhäuser bzw irgendwann findet dann eben die triage statt.

Ich finde dass man darüber auch diskutieren kann ob man nicht am Ende mit not Krankenhäuser und triage die Welle nicht mal durchmachen kann.

Wir in der Tabugruppe sowieso, aber auch in der Gesellschaft.

Ich persönlich bin da dagegen. Jetzt kämpfen wir seit 9 Monaten mit diesem scheissvirus. Mitte Januar könnte das impfen starten. Mittlerweile gibt es schon zwei impfstoffhersteller die liefern können. Da folgen jetzt noch mehrere.

Diskutieren kann man und muss man unbedingt.
Aber ich möchte im Augenblick an der grundlegenden Strategie (Infektionszahlen niedrig halten bis in Mai) nicht abrücken.

Was zu überlegen wäre, wie man das Ziel erreichen kann mit den wenigsten Eingriffen in unser Leben.


Kirk ende
*******enig Mann
10.150 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mein lieber Käpt'n,

das ist mal ein richtig guter Beitrag, auf den ich gerne eingehen möchte:

1.) Schweden: Du sagst, man müsse zu Ende denken und sagen was sein kann. Ganz im Sinne des alten Lateinerworts "quidquid agis, agiter prudenter et respice finem" und das ist natürlich keine schlechte Idee. Selbiges könnte man für die deutschen Maßnahmen auch machen. Oder halt die französischen oder sonst welche. Ich habe einen anderen Vorschlag: man gucke doch einfach mal zurück, sagen wir ein halbes Jahr und vergleiche, wo Schweden vor einem halben Jahr stand und wo es heute ist. Dann ganz einfach linear weitere sechs Monate vorausprojizieren und gucken wo Schweden stehen wird. Weil die haben ja nichts gemacht. Dasselbe machen wir dann für Deutschland, hier sind wir anderthalb Lockdowns weiter als Schweden und haben auch keine wirklich viel besseren Zahlen. Ich würde es ganz kackend dreist mal drauf ankommen lassen und unsere Intensivstationen füllen. Und dann halt noch ein paar Messehallen-Krankenhäuser mehr in die Landschaft stellen. Wobei: gibt es dieses mit viel Getöse im Frühjahr eröffnete Behelfskrankenhaus in der Berliner Messe noch? Oder haben die mangels Bedarf schon den Betrieb eingestellt? Die Messe ist ja zu, wirklich dringend ausziehen müssten die Sanitöter also nicht.

2.) Impfstoff: der wird hoffentlich in dieser Woche eine Notfallzulassung der FDA erhalten, europäische Zulassung steht noch aus. Der in Russland bereits zugelassene und verwendete Impfstoff Sputnik V ist doch keine Ente, sondern wird derzeit ebenso klinisch untersucht wie andere Vakzine. Allerdings ist es relativ zweifelhaft, ob wirklich alle 70% derzeit Impfwillige sich die Nadel geben, wenn sie erst einmal den Beipackzettel gelesen haben. Könnte also eine weitere enttäuschte Hoffnung werden, falls die Leute dieser Wunderwaffe skeptisch gegenüber stehen.

3.) Infektionszahlen niedrig halten: lieber Käpt'n, bitte verstehe das nicht als persönliche Kritik, du hast vielleicht einfach nur etwas wiederholt, was uns dieser Tage lautstark aus dem Televisor entgegen schallt, aber dieser Sprachgebrauch macht mich einfach nur WAHNSINNIG! Genauso wenig wie wir uns in einem Krieg gegen das Virus befinden, können wir Infektionszahlen niedrig halten. Und von einem Scheißvirus sollte man auch nicht sprechen, das macht die Situation um keinen Deut besser. Diese sprachliche Vergewaltigung jeglicher Intelligenz erinnert mich in schrecklicher Weise an die Begriffs-Umdeutungen des Wahrheitsministeriums aus George Orwells 1984 (auch schon wieder 36 Jahre her...) Ich frage mich, ob sich die Politiker einfach bloß nicht trauen oder ob sie wirklich so blöd sind, aber wir bekämpfen keine Viren (dafür bräuchten wir passende Boxhandschuhe) und wir halten keine Infektionszahlen niedrig! Alles was wir tun können (und seien wir doch mal ehrlich: eigentlich ERHOFFEN wir es uns lediglich), ist die WAHRSCHEINLICHKEIT für eine Corona-Ansteckung zu reduzieren und uns danach über ein günstiges Infektions-Geschehen freuen. Also nein: nous ne sommes pas a la guerre, Messieur le Presidente! Und was die Wahrscheinlichkeit betrifft: wenn ich samstags an der Lottobude zwei Lose kaufe, habe ich auch die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen verdoppelt. Aber ob das wirklich eine Strategie für einen geruhsamen Lebensabend sein wird? Eher nein, spätestens, wenn man sich die fragliche Wahrscheinlichkeit genauer anschaut...

4.) Diskussion: unbedingt!

5.) Eingriffe: ich würde lieber überlegen, ob es andere als die bisher probierten Möglichkeiten gibt und falls das nicht der Fall sein sollte (offenbar hatte in den vergangenen Monaten ja niemand eine bessere Idee) es versuchsweise einfach mal darauf ankommen lassen überhaupt nichts zu machen. Wobei dieses Szenario ohnehin unwahrscheinlich wäre, denn die Leute sind inzwischen dermaßen durchverängstigt, dass mindestens die größere Hälfte ohne Aufforderung zuhause bleiben würde, während sich die kleinere Hälfte bei Parties zu Tode saufen würde.

6.) Disclaimer: der Autor dieses Beitrags legt Wert auf die Feststellung, dass er kein Corona-Leugner ist. Corona ist eine ernsthafte Krankheit. In meinem kleinen 550 Seelen Dorf sind bereits 7 Einwohner und damit bald anderthalb Prozent an Corona erkrankt, davon eine Nachbarin mit schwerem Verlauf inklusive Intensivstation und Remdesivir. In meiner Verwandtschaft haben wir sogar einen Corona Todesfall, also ICH werde euch nicht sagen, dass es sich um eine andere Sorte von Grippe handelt.

ABER: man kann sich auch zu Tode fürchten. Und das ist genau das, was wir derzeit kollektiv machen. Und ich persönlich leiste mir halt den Luxus dagegen zu sein. Und nein, ich bin nicht besonders mutig...
*******enig Mann
10.150 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und hier noch ein Nachtrag: wer keine Angst vor Systempresse und öffentlich rechtlichem Rundfunk hat, kann sich bei Interesse ja einmal den Beitrag des rbb vom 3.7.20, 17.45h im Netz ansehen. Darin geht es um das provisorische Corona Behelfskrankenhaus in der Berliner Messe. Wirklich interessant, was die Politiker DAMALS zu dem Thema gesagt haben... Politik auf Sicht zu fahren kommt mir persönlich vor wie eine Umschreibung von "wir sagen jeden Monat etwas anderes". Kann man drüber nachdenken. Und was die von mir beklagte sprachliche Vergewaltigung jeglicher Intelligenz betrifft, habe ich an euch die Frage, ob ich eigentlich der einzige bin, der ein ECHTES Problem hat mit: "Bleiben Sie gesund" ( hier beliebige Politiker/Freunde/Kollegen einsetzen) ?? - das erinnert mich nämlich einfach zu sehr an: "achten Sie auf Ihre Gesundheit" (hier beliebigen Mafia Boss einsetzen)...
*******ben Mann
3.383 Beiträge
Themenersteller 
Da ja "alle Seiten" hier aus ihren individuellen Ängsten heraus handeln, muss die Strategie auch etwas beinhalten, wie wir damit in Zukunft besser umgehen können.


Passend dazu gibt es nun auch ein Buch:

Wege aus der Angst
Über die Kunst, die Unvorhersehbarkeit des Lebens anzunehmen

Gerald Hüther geht in seinem Buch der Frage nach, wie sich die unser Leben schützende Funktion der Angst mit unserer Sehnsucht nach einem angstfreien Leben vereinbaren lässt. Seine überraschende Antwort: Menschen können lernen, berechtigte Ängste zu ignorieren, sie gar durch vordergründig ausgelöste und besser kontrollierbare Ängste zu überlagern. Um bestimmte Ziele zu erreichen, sind wir Menschen in der Lage, Angst sowohl zu unterdrücken wie auch zu verstärken – nicht nur bei uns selbst, sondern noch viel wirkmächtiger bei anderen. Diese Instrumentalisierung der Angst macht Menschen abhängig und manipulierbar, beraubt sie ihrer Freiheit. Entsprechend geht es Hüther auch darum, was wir tun können, um nicht zu Getriebenen der von anderen oder Interessengruppen geschürten Ängste zu werden.

https://www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com/wege-aus-der-angst#
**********aften Frau
8.068 Beiträge
Zitat von *********uelle:
Da ja "alle Seiten" hier aus ihren individuellen Ängsten heraus handeln, muss die Strategie auch etwas beinhalten, wie wir damit in Zukunft besser umgehen können.

Das sehe ich anders.
Nicht jede/r hier handelt aus Angst.
Erstmal mag ich diese Verallgemeinerungen nicht: "alle Seiten"! Das ist ja eine sehr persönliche Interpretation, die noch lange nicht zutreffend sein muss *g*

Menschen handeln aus sehr unterschiedlichen Motivationen. Eine davon kann Angst sein. Muss aber nicht.

Eine andere kann u. a. klares medizinisches Fachwissen sein, das es ermöglicht, Infektionsketten nachzuvollziehen und auch die Handlungsstrategien besser zu verstehen.

Vielleicht auch völliges Unverständnis gegenüber Menschen, die es angebracht finden, jegliches adäquate Verhalten über Bord zu werfen und sich in großen Mengen zusammenzufinden um ohne die Berücksichtigung aller Sicherheitsregeln, ohne Maske und Abstand, zu "demonstrieren". Bewußt existierende und als Grundlage für diese Demos formulierten Regeln ignorieren. Für den angeblichen Verlust von Grundrechten und der Meinungsfreiheit- die ihnen doch gerade ermöglicht, so deutlich ihre Meinung sagen zu können!
Und dabei- und das finde ich völlig zum kotzen- ihre Kinder als Schutzschild mißbrauchen!

(Nicht zu vergessen: das sind die, die sich in der übrigen Zeit dagegen ereifern dass ihre Kinder Masken tragen müssen, damit die Schulen geöffnet bleiben können ..........oder sogar Kinder auf dem Schulweg abfangen und bedrängen...........)

Ergo: eine mögliche Motivation kann also auch ein gewaltiger Ärger sein! Ein Ärger über Menschen, die aus eigenen, egoistischen Motiven heraus unsere Demokratie und andere Menschen mit ihrem Handeln in ihrer Gesundheit und Freiheit bedrohen!
**Pe Mann
268 Beiträge
Wem die Corona-Krise nutzt

In Zeiten einer Corona-Pandemie müssen Staaten ganz neu geführt werden. Mancher Politiker läuft dabei zu Hochform auf. Andere bringen es fertig, aus der Krise sogar persönliche Vorteile zu ziehen.

Volkswirtschaften geraten ins Wanken, ganze Gesellschaften werden unter Quarantäne gestellt. Tag für Tag verkünden Politiker neue Hiobsbotschaften und Einschränkungen für die Menschen im Kampf gegen das Coronavirus. Und dennoch, überall auf der Welt gibt es sie, die Gewinner: Eben noch gescholtene Regierungschefs gelten plötzlich als beherzte Krisenmanager, andere machen sich die Epidemie zunutze, um Dinge durchzudrücken, die in normalen Zeiten kritischer von der Öffentlichkeit durchleuchtet werden würden.
******s_X Mann
1.066 Beiträge
@**Pe

Derutsche Beispiele für Deine Feststellung?

Egal ob persönliche Vorteilsnahme oder "Dinge durchdrücken".
*****666 Mann
6.423 Beiträge
Nenn mir mal eine gescholtetnen Regierungschef der sich durch die Corona Krise zum gelobtekrisenmanager aufgeschwungen hat.

Kirk ende
*****lnd Mann
27.759 Beiträge
Da ich ein ziemlich angstfreier Mensch bin, bringt mir ein Buch sicher keine Erleuchtung. Mit der nötigen Vorsicht stelle ich mich sogar in der längsten erlebten Kassenschlange an. Aber die Unvernunft sgenannter Mitbürger fürchte ich allerdings.

Mich wundert bei dem AfD-Vorfall im Parlament, dass nur über den Regelbruch lamentiert wird, statt auch zu befürchten, dass es diesmal nur Handys waren und beim nächsten Mal gefährliche Dinge sein könnten, die aus dieser Parallelgesellschaft kommen. Die leben doch längst auf einem anderen Stern und sind rational nicht mehr zu erreichen.
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