Tabu?
Vielleicht ist es ja ein kleines Tabu, wenn ich gestehe, dass ich gern einige Dinge aus der Zeit der Kontaktbeschränkungen nicht nur in 2021, sondern darüber hinaus bewahren mag:
• insgesamt weniger Leute auf den Straßen, vor allem meine Lieblingsklientel rottet sich nicht mehr zu Schwärmen zusammen
• man muss nicht jede ungewaschene Flosse annehmen, die irgendein Depp einem meint hinhalten zu müssen
• niemand erwartet von mir, dass ich es cool finde, wenn er oder sie mir meint aus nicht nachvollziehbaren Gründen um den Hals fallen zu müssen
• mehr Abstand: keine Arschlöcher mehr, die glauben dass es an der Kasse schneller geht, wenn sie mir ihren Wagen in die Hacken jagen oder gar so gierig ans Band stürzen, dass Körperkontakt unvermeidbar ist
• mehr individuelles Leben und weniger Lemmingverhalten
• weniger Verkehr und unnötiges Rumgefahre
• mehr Ruhe
• die Erkenntnis der hippen "Urbanis", dass ein bisschen Platz ums Haus und ein großer Garten nicht nur was für Deppen ist: man ist nicht blöd, nur weil man sich Grünanlagen nicht lieber vom Amt auf Kosten der Allgemeinheit pflegen lässt und statt dessen mit viel Einsatz selbst für Grün sorgt, den Gehsteig selber säubert usw. Ein gewisser Abstand ist einfach auch für Menschen etwas natürliches und wichtig... Massenmenschhaltungen im Ballungszentrum oder Tiny Housing sind nicht artgerecht.
• weniger substanzlose Sitzungen im Job, die anscheinend hauptsächlich angesetzt werden, weil man sich schon länger nicht mehr gesehen hat
Ich bin einfach kein Freund von Menschenmengen und aufgedrängter körperlicher Nähe, auch wenn ich Dinge wie einen Betriebsausflug etc. natürlich sehr vermisse und den Kontakt zu Kollegen, die ich sympathisch finde, aber übers Jahr kaum mal zu Gesicht bekomme. Ich bin aber ganz zufrieden mit dem weniger wir, weil ich einfach kein Herdenmensch bin. Ist das ein Tabu, dazu zu stehen, wenn man viele Dinge aktuell sogar genießt und sie vermissen wird?
Ich halte es eben gern mit Fever Ray... "keep the streets empty for me"