Zitat von *********uivre:
„es ist völlig unerheblich, ob das 2. Reich 1871 entstand. Interessant ist, dass es eins gab und warum und woran es unterging,
Das ist zwar eine verbreitet propagierte Meinung, der ich allerdings nicht zustimmen kann. Wohl ist es letztlich nicht so wichtig, ob es nun 1871 oder 70 oder 72 ist, aber Jahreszahlen verleihen in Bezug auf Geschehnisse ja auch immer eine grobe zeitliche Orientierung, die hilft, Dinge einzuordnen. Keine historische Entwicklung findet im luftleeren Raum statt, ein synoptisches, kontextorientiertes Hintergrundwissen ist immer wichtig, d.h. was passiert jeweils "drumherum" in anderen Ländern und wie bedingen oder befruchten sich politisch-soziale Entwicklungen gegenseitig etc. Der Begriff "2. Reich" allein wäre da zu ungenau, ohne zeitliche Einordnung anhand der Jahreszahl könnte er sich ansonsten genauso gut auf die alten Ägypter oder ein anderes Land zu einer völlig anderen geschichtlichen Periode beziehen.
Sorry, das ist nun ein Detail, aber in meinen Augen kann es durchaus als pars pro toto stehen, für das worum es mir an dieser Stelle geht: ich finde es zunehmend ärgerlich, wenn immer nur pauschal unser Bildungssystem in Bausch und Bogen kritisiert und Abschaffung gefordert wird, weil es gerade en vogue ist, aber nicht wirklich zu Ende gedacht wurde, was an bestehenden Inhalten, Gepflogenheiten und Vorschriften jeweils gut und was schlecht ist, und dann ein abgewogenes Urteil gefällt und entsprechend maßvoll reformierend vorgegangen wird. Zu unterschiedlich sind z.B. die Zielvorstellungen, die von verschiedenen gesellschaftlichen Interessensgruppen in Bezug auf Bildung und Erziehung propagiert werden und laufend in Ziel-Konflikten gipfeln, die politisch nicht eindeutig entschieden werden (können!), und deren Unterschiedlichkeit ein pluralistisches demokratisches föderal gegliedertes System wie unseres tatsächlich aushalten muss. Das setzt aber auf allen Seiten auch Kompromissfähigkeit voraus und den Willen, multiperspektivisch zu denken und abgewogen vorzugehen in einer Weise, die vor allem die Betroffenen "mitnimmt", im Fall der Bildungspläne sind das PädagogInnen und SchülerInnen, die es nämlich in erster Linie auszubaden haben, wenn alle paar Jahre der Ruf nach "Entrümpelung der Stoffpläne" erschallt, ohne dass aber entsprechend operationalisiert und gesagt wird, woran sich dieser Prozess zu orientieren hat und wie das praktisch und im Rahmen der vorgegebenen finanziellen und personellen Umstände zu bewerkstelligen sei.
Allein über den Bildungsbegriff gibt es gesellschaftlich keinerlei mehrheitsfähigen Diskurs bei uns, und das was so queerbeet, und häufig ohne entsprechenden fachlichen Hintergrund, über schulische Bildungspläne und unser Bildungswesen im allgemeinen behauptet wird, häufig von Leuten, deren letzter konkreter Kontakt mit Schule oder Ausbildung sich auf die Erfahrungen der eigenen Schulzeit beschränkt, d.h. Jahrzehnte zurück liegt, ohne jegliche Überprüfung, ob die im Brustton der Überzeugung geäußerte feste Meinung denn aktuell so tatsächlich noch Bestand hat....- ich bin es einfach soooo leid!
Bitte, ich möchte hier niemanden persönlich angreifen, aber anhand des konkreten Beispiel-Zitats alle hier im Thread Beitragenden darum bitten, dass erstens genauer (im Sinne einer inhaltlich klaren Präzisierung jeweils eigener Ansichten und eines mit Fakten unterlegten konkreten Eingehens auf anderslautende Standpunkte) und zweitens so diskutiert wird, dass deutlich erkennbar wird, in welchem Bezug ein Diskussionsbeitrag zum Thema steht.
In folgendem Beitrag ist das z.B. für mich nicht ohne weiteres nachvollziehbar, und ich weiß auch nicht, was mit der Buchstabenkombination "CCO" gemeint ist:
Ist doch einfach: Die maximale Biegespannung wird CCO aushalten müssen.
Oder es wird doch noch Luschi, ähm ... Laschi
Provokation um der Provokation willen, wie sie für mein subjektives persönliches(!) Empfinden die beiden beispielhaft angeführten Zitate vor Augen zu führen scheinen, sei dies beabsichtigt oder nicht, halte ich jedenfalls einer sachgerechten Diskussion der Frage, inwieweit das bestehende Bildungswesen in Deutschland geeignet ist, den AbsolventInnen eine praxistaugliche Anwendungskompetenz in ihren jeweiligen Berufen zu vermitteln (so habe ich die Fragestellung des Eingangsbeitrags verstanden, die Threadüberschrift ist dabei einigermaßen irreführend, da sie zu Allgemeinplätzen verleitet) nicht sehr zuträglich.