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Trugschluss, wir würden ewig leben

*****eiv Frau
13.437 Beiträge
Also was ich nicht mag: diese Weisheiten, oft zu finden auf Postkarten. Oder Buddha hat's gesagt.
Lebe im hier und jetzt! Lasse die Vergangenheit los! Es gibt nur den Augenblick! Sei glücklich! Denke positiv! Achtsam!
Letztendlich sind das sogenannte paradoxe Botschaften, denn Gefühle sind immer spontan, sie lassen sich nicht verordnen.
Siehe den Satz: Sei spontan!
Jau.
*******enig Mann
10.036 Beiträge
Gruppen-Mod 
Deshalb heißen sie auch Postkarten-Weisheiten oder Kalendersprüche...
****971 Mann
116 Beiträge
@*****eiv
Gefühle entstammen der Kultur des Menschen. Die Kultur kommt aus der Lebensweise des Menschen.
Man kann die Gefühle steuern, je nachdem welche Lebensweise man wählt.
Hallo Deamluna,

auch wenn dein Thema nicht mehr ganz taufrisch ist, möchte ich darauf antworten, auch um mich bei der Gelegenheit euch ein bißchen vertrauter zu machen.


Zitat von *****una:
Trugschluss, wir würden ewig leben
Ab welchem Lebensalter wird uns wirklich bewusst, dass unser Leben nur begrenzt ist und wie haben wir unser Leben verändert, nachdem uns dies bewusst geworden ist.

Manchmal habe ich den Eindruck, ich hätte mein Leben alt begonnen. Jetzt nähere ich mich wieder dem Altsein, zu früh werden viele meinen, aber ich bin bissl müd geworden. Das macht sich weniger an den Lebensjahren fest, sondern an der Menge dessen, was ich er- und gelebt habe, das war doch einiges und sehr vieles davon aus vollen Zügen.

Als ich so etwa 4 war, habe ich zum ersten Mal bewußt einen Film im Fernsehen gesehen. Es war ein Western in schwarz-weiß, da wurde viel geschossen und Leute fielen von den Pferden. Und ich wußte: Männer töten. Wußte auch, daß Väter Mütter totschlagen, daß Mamas sterben. Daß Leben endlich ist, wußte ich, bevor ich 5 Jahre alt war, ab da war ich Waise.

Daß Leben nicht nur endlich ist, sondern unvorhersehbar, bunt, irrwitzig, spannend, manchmal grauenhaft, manchmal fantastisch usw., das alles habe ich im Lauf der Jahre erst erfahren, und mein Leben hat sich verändert, als ich mit Verspätung gelernt hatte, was Glücklichsein ist.

Ich habe nie angenommen, daß Leben nicht begrenzt sei. Mittlerweile bin ich deutlich älter geworden, als ich erwartet hatte. Und ja, bin doch mittlerweile um einiges gelassener, leb sehr zurückgezogen und schüttle manchmal den Kopf, wenn manche sich nicht abfinden wollen. Zum Beispiel, daß man sich nicht mehr so besonders bemühen will, möglichst "jung" zu sein - das gehört sich heute ja nicht. Oder in den Krankenschwestermodus verfallen und Ratschläge wie Tennisbälle auf einen abfeuern, wenn man es wagt, daß man immer häufiger daran denkt, sich aus dem allgegenwärtigen Sexzirkus zurückzuziehen. Buh! Schreckgespenst! *ggg*


Mit deinen Fragen tu ich mich bissl schwer, weil ich diese oder diesen ominösen "man" nie persönlich kennengelernt habe. Das muß der Typ sein, der für "Normal" zuständig ist, wenn ich nicht irre?

Daß es Normalität gibt, ist ein Trugschluß. Wenn man einzelne Menschen fragt und erzählen läßt, dann gibt's ganz viele verschiedene Normalitäten.

Was dieses Vorbild-Dingens für die Jüngeren angeht: nein, den Anspruch habe ich nicht. Wie auch? Ich kann so vieles, wofür die Nachfolgenden keine Verwendung haben. Die können so vieles, wofür ich keine Verwendung habe.

Erzählen tu ich gerne, geb gerne Tipps oder Rat, der dann - wie sollte es anders sein - selten gern gehört und noch weniger angenommen wird. *ggg*

Und manchmal schau ich so zurück und sehe, daß der verklärte Blick, der mir trotz allem manchmal passiert, wie so'n umgedrehtes Fernglas ist. Da, wo ich früher in die Zukunft schauen wollte und hoffte, daß irgendwann mal alles besser wird, schau ich jetzt in die andere Richtung und denk mir so: stimmt, ist vieles besser geworden, wenn auch nicht alles.

Naja, so einfach ist das im Grunde.
@*****led

Dass Du das Thema noch einmal aufgegriffen hast, kommt mir gerade heute sehr entgegen.

Ich habe schon seit mehr als 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu meiner Familie.
Dennoch hat sich meine Schwester vor einigen Wochen an mich gewandt, um mir mitzuteilen, dass sie 2020 (also in der Pandemie ) sehr schwer an Krebs erkrankt ist, allerdings sich momentan auf dem Weg der Besserung befindet. Was ich ihr wirklich von Herzen wünsche, denn auch mit 82 Jahren, kann man noch kämpfen. Sie ist das beste Beispiel dafür.

Soweit so gut. Aber dann heute die Nachricht, dass zwei Nichten von mir ebenfalls seit einem Jahr an Krebs erkrankt sind. Die Beiden sind Schwestern, die eine 54 Jahre und die andere 58 Jahre. Viel zu jung, wie ich direkt dachte. Ein Trugschluss, dass es doch eher die Alten trifft.

Wie es ausgeht kann keiner sagen.
Aber die Situation ist furchtbar.

Das hat mir noch einmal richtig klar gemacht, wie schnell das Schicksal zuschlägt und das alles in einer Familie.

Ich habe schon lange meinen Blickwinkel auf mein Leben verändert.
Bewusster und zufriedener lebe ich heute. Planungen in die Zukunft mache ich nicht mehr, dass hier und heute ist mir wichtig. Nach einem bisher sehr erfahrungsreichen Leben lasse ich es gelassener angehen. Allerdings genieße ich bewusst, was das Leben mir bietet und wenn sich dabei Erwartungen und Wünsche erfüllen, dann ist das ein very nice to have.
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