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Unser Rentensystem - ein Dilemma

*******er66 Mann
367 Beiträge
@*******enig Zu deiner Frage 2 von oben: ich vermute, dass du über 55 Jahre alt bist. Die Möglichkeiten sind dann meines Wissens aktuell wie folgt:

a) Sofern du verhütetest bist und deine Frau in der GKV ist, kannst du im Rahmen der Familienversicherung wechseln. Allerdings darfst du dann nur ein Einkommen als Minijobber haben.

b) Geh in die Niederlande für 12 Monate mit deinem Wohnsitz und arbeite dort für ein Jahr. Dort gilt die Krankenversicherungspflicht. Nach einem Jahr kannst du zurückkommen und in die deutsche gesetzliche KV wechseln. Kündigen der Privaten ist dann innerhalb von drei Monaten möglich.

Alternativ: gehe in den Basistarif der Privaten. Kosten sind niedriger als dein jetziger. Leistungen entsprechen der gesetzlichen. Kosten 2022 je Monat: 769 Eur.

Bei Wechsel in die GKV wirst du aber nicht mehr die Vergünstigung durch Eintritt in die gesetzliche Krankenversicherung für Rentner erhalten, da dir dafür die Zeiten fehlen.

Ansonsten, wenn du in der PKV bist und später den nicht mehr zahlen kannst, weil du hilfsbedürftig nach dem Sozialgesetzbuch bist, übernimmt das der Sozialversicherungsträger (der sich dann an deine Kinder wendet).

Lass dich professionell beraten, was deine Möglichkeiten sind. Dein Problem kann ich nachempfinden. Momentan geht aber keiner mehr in der Koalition das Thema Vereinheitlichung der KV an.
*******enig Mann
10.025 Beiträge
Gruppen-Mod 
Tach @*******er66

alles recht gut erkannt.

zu a) ich weiß nicht was ich mir unter "verhütetest" vorstellen soll, meine Frau ist zwar in der GKV, aber ich verdiene leider, leider etwas mehr als ein Minijobber.

zu b) würde sich sogar anbieten, da ich durch meine niederländische Frau + Schwiegermutter jede Menge Verwandtschaft dort habe. Mach ich aber trotzdem nicht.

zu Basistarif: mach ich auch nicht.

Im letzten Absatz hast du das Grundproblem mit wenigen Worten beschrieben: niemand will sich an eine Vereinheitlichung der Krankenversicherung wagen. Ich muss deshalb wohl in der PKV bleiben. Wenigstens ist eine Verarmung im Sinne des SGB nicht zu erwarten, davor müsste ich durch einen meiner aktuell 17 Versicherungsverträge abgesichert sein, egal ob Krankheit, Arbeitslosigkeit wegen Faulheit oder Invalidität durch Unfall. Und falls ich ins Gras beißen sollte, ist die Diskussion zumindest für mich ohnehin erledigt und die Begünstigten von einigen anderen der 17 Verträge freuen sich über einen warmen Regen.
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
*gruebel*

Ich weiß ja, dass es legal ist, aber irgendwie mag ich diese Gewinnmaximierung in allen Bereichen nicht; das hat m.E. Nichts mehr mit Gesellschaft oder Staat zu tun, sondern nur noch mit individualisiertem Egoismus.
Auch wenn diese Denkart überall vorgelebt wird, halte ich sie für unanständig.
Den Großteil des Arbeitslebens spart man Geld und kauft sich bessere Leistungen, was zu Lasten der GKV geht - und dann trickst man, um im Alter aus der selbstgemachten Situation zu entkommen und wiederum Geld zu sparen.
Es stünde ja frei, freiwillig in der GKV zu bleiben.
*******enig Mann
10.025 Beiträge
Gruppen-Mod 
ganz genau so isses! @*********uivre

Die günstigen Tarife der PKV gehen nur deshalb, weil die Versicherten alles junge Hüpfer sind, die kranken Problemfälle schön ausgesiebt werden und man sich vor dem 55. Geburtstag noch schnell in die gesetzliche Kasse verpieseln kann... Und JA, das empfinde ich auch als unanständig, obwohl ich in dem Falle, das ich es gemacht hätte (ich gebe es gerne zu, dass ich darüber nachgedacht habe) davon selbst in erheblichem Umfang profitiert hätte.
Ich halte allein schon die Existenz der PKVs für unanständig. Es gab auch mal Parteien, die dies auch so sahen. Leider ist hier irgendwie bei denen das Thema abhanden gekommen. Vermutlich braucht man das Klientel der in PKV Versicherten, um gewählt zu werden.
Nun weiß ich aber auch um die Nachteile der GKV als "Holzklasse" der KVs, die sich jede Leistung über die kaum vorhandenen Grundleistungen extra bezahlen lassen. Anständigen Zahnersatz, ordentliche Brillen(gläser) bspw. können sich viele eben nicht leisten. Was wäre hier zu tun?
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Das einzig sinnvoll erscheinende:

Alle Leistungen vollumfänglich für alle Bürger und ALLE zahlen ein in eine einzige Kasse mit geringstmöglichen Verwaltungswasserkopf bei deutlich nach unten korrigierten Mgr-Gehältern, da es sich ja nur um Verwaltung handelt.

Oder anders: Herausziehen von einigen Feldern aus Markt: KV, Energie, Wohnen, Grundnahrungsmittel, Grundmobilität.

*smile*
*******er66 Mann
367 Beiträge
Ganz so ist es nicht mit den immer angeblich so günstigen PKV Beiträgen.Rede aus Erfahrung mit drei Kindern. Und nur mal so: im PKV-Tarifsystem wird man mit Beitritt einer Gruppe zugeordnet. Dh. Nur innerhalb dieser Gruppe erfolgt dann die Berechnung der PKV Beiträge. Im Übrigen, der maximale GKV Beitrag war immer noch niedriger als mein PKV Beitrag. Und dann kamen noch die Kinder hinzu. Ging aber trotzdem irgendwie. Wäre ich als junger Selbständiger in der GKV gewesen, hätte ich damals direkt den Höchstbetrag zahlen dürfen. Da war ja jeder Selbständige automatisch reich. Soviel mal dazu. Die Absenkung in der GKV kam doch erst viel später, als so langsam klar wurde, dass viele sich einfach keine KV leisten konnten als Selbständige. Seltsam, dass das immer übersehen wird, genauso dass diese Billigtarife damals ganz schnell eingestellt wurden, da nicht finanzierbar durch Beiträge. Denn da gibt es keinen Steuerzuschuß wie in der GKV und insbesondere für die GKV der Rentner. Ist die dann nicht auch unanständig? *g*um es kurz zu machen: es sind aus meiner Sicht zwei Systeme, die gewachsen sind, historisch, und in der Breite sind wir gut gefahren.

Noch zur Spange: da zahlst du als privater Vater auch um die 5.500Eur und bekommst die so nicht zurück…es ist halt teuer und du musst rechnen, wie du irgendwie klar kommst.

Und mit Schlupfloch würde ich vorsichtig sein. Die Grenze bzw. der Wechsel bis 55 wurde durch die SPD damals ganz bewusst gesetzt in 2000. Viele konnten damals nämlich nicht mehr zahlen, waren durch äußere Umstände in der Bredouille. Daher hat man bewusst diese Grenze gesetzt. Ansonsten die Nutzung der Familienversicherung zu erlauben ist dem Solidaritätsgedanken und dem Schutz der Ehe zu verdanken.

Finde es befremdlich, einerseits die PKV zu verteufeln, dann aber gerne die Leistungen in Anspruch nehmen, sich über Beiträge zu beklagen. Ich dachte, die Kraftwerker haben alle so gute Verträge gehabt, also die ich kenne, sind nicht schlecht… und zu übersehen, dass unser System in der GKV auch gut aufgestellt ist. Ja, Probleme gibt es. Aber geht gerne in andere Länder und versucht da euer Glück.

Mmh, hört sich etwas hart alles von mir an, ist aber so nicht gemeint… lasst uns zu PKV eher einen anderen Thread aufmachen, wenn sich da einer austoben will. Hier geht es um die Rentenversicherung.

Und wenn es ernsthaft darum geht, was machbar ist, stellt sich die Frage, wieweit alle Einnahmen der Rentenbesteuerung zukünftig unterliegen. Eben nicht nur das Arbeitseinkommen. Denn Arbeit darf auch nicht zu teuer werden. Dann geht alles raus aus DE.
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
M.E. würde sich viel gewinnen lassen, wenn man Vermögen und insbesondere Erbschaften mal stärker abschöpfen würde.
Bei all den lustigen Schreien, dass unsere Kinder das alles nicht mehr werden bezahlen können oder wollen, wird gern vergessen, dass eben diese Kids zuhauf im Wohneigentum ihrer Eltern/Großeltern etc. kostengünstig werden leben können, was enorm Geld spart, oder aber selbigen ererbten Wohnraum vermieten oder verkaufen können, ohne dafür je etwas getan zu haben.
Das könnte evtl. auch die blinde Arbeitswut und Materialanhäufung nebst Herzkasper reduzieren.
*****rty Mann
8.376 Beiträge
Ohhhh, mal ein revolutionärer Vorschlag, der meine Zustimmung findet.
Da gibt's noch viel für die Soziale Gerechtigkeit zu verteilen...

...ein wahres Tabu Thema *ja*
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Da wir ja in einer Demokratie leben, in der ja bekanntlich die Mehrheit aufgrund von Einsicht und "gesundem Menschenverstand" sagt, wo's langgeht, wird dieser Vorschlag selbstverständlich gern aufgegriffen und umgesetzt.
Vermutlich sogar zügig.
Ich rechne mit etwa dem Jahr 12452 n.Ch. für die erste Lesung ...
*******enig Mann
10.025 Beiträge
Gruppen-Mod 
So schnell schon? Ich dachte ja, es würde länger dauern...
*******enig Mann
10.025 Beiträge
Gruppen-Mod 
hm, damit hier wieder mal was los ist, stelle ich meine persönliche Rentenformel zur Diskussion:

Der Rentenbeitrag von x,y% deckt circa 45% der Altersrente, der Rest kommt aus Steuermitteln.
Der Pensionsbeitrag von 0% deckt circa 0% der Altersbezüge, die somit komplett aus Steuermitteln...

Steuermittel? Echt jetzt? Und was machen wir, wenn zu wenig Steuern da sind? Ein Blick in die Check24 Werbung verschafft Klarheit: 0,4% gibt es für einen Kredit. Natürlich nur für die Privaten, der Staat nimmt 0,5% für die Verwahrung unserer Kohle. Also kann der Staat Kredite aufnehmen um seine ungedeckten Versprechungen zu erfüllen und bekommt auch noch Geld dafür.

Anpassungen an die Wirklichkeit sind nicht erforderlich, unsere Kinder und Kindeskinder dürfen die Schulden bezahlen, damit müssten doch alle Lebenden zufrieden sein.

Eine LÖSUNG der Rentenfrage gibt es nach meinem Dafürhalten nicht. Denn die Antworten auf die tatsächlichen Gegebenheiten sind einfach zu grausam, als dass man sie den armen Schäfchen, die alle paar Jahre ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen sollen, zumuten möchte. Ich habe weder Ahnung von Statistik, noch Mathematik und rechnen kann ich auch nur rudimentär, deshalb werfe ich einfach mal eine beinharte Schätzung in den Raum:

Damit sich das Rentensystem tatsächlich wieder "rentiert", müsste das Eintrittsalter auf ca. 73-78 Jahre angehoben werden, oder die Rentenbeiträge werden mindestens verdoppelt. Das mag sich jetzt alles sehr plakativ anhören, aber wenn man das Verhältnis von Beitragszahlern zu Rentenbeziehern, Beitragshöhe, Entwicklung der Lebenserwartung und tatsächlichen Renteneintritt gegenüberstellt, wird auch einfachen Naturen klar, dass diese Gleichung, ganz egal auf welchem Beitrag sie basieren mag, NIEMALS aufgeht. Und das seit JAHRZEHNTEN.

Also dann doch lieber Kredite. Die müssen schließlich nur von Privatleuten zurückbezahlt werden. Denn die müssen eines Tages sterben und kriegen mindestens einige Jahre vorher keine Kohle mehr. Unsere Regierung hingegen darf sich darauf verlassen, dass unser Land ewig weiterleben wird und die alten Schulden einfach mit neuen Schulden bezahlt werden. Ist schließlich nicht verboten. Also dann: Ein 3-fach Hoch und Prost auf die Rente!
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Der Reanimation zum Trotze, verschied der Patient ungesalbt.

Wir wünschen fröhliche Wiederauferstehung.

*schwester*
******g63 Mann
2.752 Beiträge
Sozialverträgliches Ableben kann man es auch nennen... *zwinker*
*****rty Mann
8.376 Beiträge
Mein Opa sagte immer...Junge, wenn du was werden willst, musst du dich auf Dinge konzentrieren, die nicht jeder hat...

Die Menschen werden mehr, Land und Bodenschätze gibt es nur begrenzt.

Mein Opa hatte nicht studiert *wink*
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Gier braucht halt keine Bildung. *smile*
***at Mann
2.908 Beiträge
Unser Rentensystem war einmal Spitze!
Damals, als ich fleißig einzahlen mußte. Ich habe miterlebt, wie es frisch verrenteten Menschen erging, damals. Sie hatten oft sogar mehr monatliches Geld und ich traf sie überall, wo es schön ist, auf der Welt. Wähend ich eilig meinen kurzen Jahresurlaub abfeierte, gingen sie auf Weltreise, und nahmen sich dabei alle Zeit, die ihnen ihr Rentendasein bot.

So wollte ich auch alt werden, in diesem Land daß das ermöglichte..

Dann begannen die Vergleiche mit anderen Ländern, da bediente sich eine "europäische Vaterfigur" in unverschämter Weise an den angesparten Geldern, um Autobahnen zu betonieren.

Blüm sagte, dass die Rente sicher sei und wird dafür bis heute verspottet. Wer tat das bisher nicht auch in diesem Thread?

Dann schlug auch meine Stunde der Verrentung. Ich hatte mich selbstständig gemacht, die einzige Möglichkeit, weiter als Ingenieur zu wirken und nicht in eine der Success-Karrieren abzudriften, die gesellschaftlich erwartet werden.

Auch ich bin auf Banken angewiesen - und die haben alles als "Sicherheit" requiriert, was man sich im Leben so erarbeitet hat. Nur an den "Blüm" sind sie nicht rangekommen: Die Rente ist sicher!

Leider konnte aber Blüm die vielen tausend Gescheidredner nicht verhindern, die die staatliche Rente schlecht geredet haben. Bis zum heutigen Tag!

Wir leben in einer Demokratie und die erfüllt, was sich die Mehrheit wünscht. Alle wollen eine schlechte Rente! Sei's nur, um über irgendetwas meckern zu können. Deshalb wurde die deutsche Rente über die Jahre immer schlechter.

Heute ist die schwache deutsche Rente alles, was mir geblieben ist:
Sie ist sicher!
All die viele private Vorsorge wurde von cleveren Bänken kassiert.
Wie gut, dass ich meinen Beruf liebe, und so gibt es immer noch Firmen, die mir Aufträge erteilen, um mein Leben als Rentner zu finanzieren.

Wer wird den Mumm haben, unser deutsches Rentensystem auf den Spitzenplatz zubringen, den es einmal hatte?
*********uivre Paar
3.675 Beiträge
Zitat von ***at:
Wer wird den Mumm haben, unser deutsches Rentensystem auf den Spitzenplatz zubringen, den es einmal hatte?

Niemand ... das ist viel zu heiß, viel zu teuer und tritt zu vielen auf die Füße, die etwas von der momentanen Situation haben ... und eifrig an Parteien spenden.
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