Ja das Nacktsein will gelernt sein.
Damit muss Mensch umgehen lernen / können.
Ich für meinen Teil hatte damit immer einige Schwierigkeiten.
Das fing schon in der Schule an, das die Jungs im pubertärem Alter mich immer mal foppten und mir blöde Spitznamen wie Galoppi verpassten, ob meines größeren Hinterteiles. Möglicherweise mochten sie genau das, aber ich kegte es negativ aus.
Sowas prägt im Mädchenalter enorm! Leider.
Es zog sich wie ein roter Faden durch mein Leben. Ich hielt mich immer für zu dick, für nicht schön genug für andere.
Z. Bsp. Dates die nicht zustande kamen, weil ER nun endlich ein Foto von mir hatte und darauf nun mal keine Lady in Größe 38 zu erkennen war. Viele solcher "Kleinigkeiten" behält man im Laufe der Zeit als Ballast einfach dabei.
Meine Ex-Beziehung stellte ich immer wieder in Frage. "Wieso hat er mich und keine seiner ehemaligen, schlanken Frauen behalten. So was nervt auch den Partner. 8 Jahre hat es gehalten, der Trennungsgrund war ein anderer. Zweifel an mir selber, das nicht akzeptieren meines Ich´s.
Das Thema Nacktheit in Verbindung mit Tabu brachte ich generell nur mit meinem Körper in Zusammenhang. Warum? Man sah ja überall nur schlanke Frauen im Zusammenhang mit jedwedem Konsumverhalten der Gesellschaft. Klar wusste ich das es auch andere gibt wie mich, oder mit noch mehr Gewicht, aber waren die nicht alle soooo weit weg...?
Irgendwann hatte ich die Schnauze voll und fragte mich:
Warum das alles? Was soll das? Warum kannst Du dich nicht so akzeptieren wie Du bist?
Ein schwerer Weg, der da vor mir lag und ich gehe ihn noch heute. Ich musste lernen zu begreifen, das jemand der mich nur nach meinem Aussehen beurteilt, es nicht verdient meine Persönlichkeit richtig kennen zu lernen. Interesse daran war ja wohl von vornherein nicht gegeben. Sich selbst einzugestehen das man eben nicht von jedem gemocht werden will / muss ist eine Sache. Es aber auch nach aussen zu tragen und es zu leben, ist eine andere und macht es nicht unbedingt einfacher.
Ich hab mich geschämt nackt am Baggersee, Meer oder in der Sauna zu sein. Obwohl ich dieses Nacktsein sehr mag, stand ich mir selber im Weg. Ich war nur immer darauf bedacht so viel wie möglich von mir zu verstecken. Zwei Jahre war ich dann mal bewusst mit mir und meiner Persönlichkeit alleine (also ohne Beziehung), um heraus zu finden wer ich wirklich bin, was mich ausmacht. Was all diese Erfahrungen mir gebracht haben, ja sagen wollten.
Sein eigenes Ich zu begreifen kann sehr schwer sein,
aber wenn man damit arbeitet findet man seinen Weg.
Diese Zeit habe ich dringend gebraucht, dass weiss ich heute und seitdem gehe ich ganz anders damit um. Es ist ein schleichender Prozess, bei dem man irgendwan merkt: ey man, früher wärst Du im Boden versunken.
Ich bin selbstbewusster geworden im Umgang damit. Ich "flitze" im Sommer nackt durch die Wohnung (auch wenn die Nachbarn rein schauen können), gehe ich nackt baden, liege nackt am Strand, geniesse das Wasser auf meiner Haut und ja ich seh die Leute zuweilen auch glotzen.
Klar kommen mir da wieder die alten Gedanken - was die jetzt wohl denken mögen... Aber ich geh aufrecht weiter, geniesse dieses selbstbestimmte Nacktsein - auch wenn ich es mir an manchen Tagen als Pflicht auferlege. Nur so lerne ich damit weiter umzugehen, mich selbst zu akzeptieren und irgendwann ohne die kleinste Schutzmauer sagen zu können:
So bin ich nun mal. Seht her, oder lasst es!