Eine Art Asch-Effekt
Ist es nicht so, dass Menschen dazu neigen, die "missings links"durch mehr oder minder plausible Vermutungen "aufzufüllen" ?
In den 1950er Jahren wurden zahlreiche Wahrnehmungsexperimente
durchgeführt, in denen sich zeigte, dass Versuchspersonen bei sehr
kurzer Darbietung von Objekten sehr unterschiedliche Angaben darüber
machten, WAS sie sahen. Erst bei deutlich verlängerter Darbietungszeit
näherten sich die Wahrnehmungsurteile einander an.
Nach seinem "Entdecker" wurde dieses Phänomen Asch-Effekt genannt.
Interessant und beeindruckend war für mich, dass bei kurzer Darbietung
individuelle Einstellungen und Stimmungen erheblichen Einfluß auf das
Wahrnehmungsurteil hatten.
Wenn ich annehme, dass z.B. die mediale Informationsflut dazu führt,
dass einzelne Nachrichten gar nicht oder nur sehr "oberflächlich" zur
Kenntnis genommen werden, erhalte ich eine relativ gute Erklärung
für die Unterschiedlichkeit von "Wahrheiten" und Abwehrmechanismen.
Wenn etwas in meinem Wahrnehmungs-Universum unbedeutend ist
oder gar bedrohlich sein könnte, werde ich es nicht u.U. gar nicht
wahrnehmen oder in meinem Wahrnehmungsurteil anders einordnen
als im Falle großer und positiver Bedeutung.