gestern: World Culture Festival
Ich gebe zu:
Ich musste meine Tendenz, es mir bei Sauwetter zu Hause gemütlich zu machen, schon überwinden, um mich zu der über 1-stündigen
Fahrt zum Olympastadion aufzuraffen.
Doch ein Mal beschlossen, machte ich mich auf den Weg.
Wohlgemerkt: In Winterklamotten und Regenmantel,
denn es war nicht nur nass, es war auch herbstlich kalt gestern.
Dort angekommen, sah ich lediglich einzelne, in Regenmäntel
eingehüllte und mit Wintermützen versehene Menschen .... einige
waren sogar schlau genug, warme Handschuhe zu tragen .... und
dachte angesichts des gross angekündigten Mega-Events etwas ernüchtert: Mann, hier ist ja nix los ...:-(
Aber so schnell lasse ich mir die Stimmung nicht vermiesen, obwohl
das Wetter sehr dazu angetan an. Mittlerweile kam nämlich noch
ein rmittelstarker Wind auf, der den Regen von allen Seiten auf
uns paar "Einzelgänger" niederprassen liess.
Einige vereinzelte Verkaufsstände - die mit den heissen Getränken
und Waffeln hatten natürlich den grössten Zulauf :-), bunte Kleider aus Indien, die zum Schutz mit Klarsichtfolie abgedeckt waren und
eine Riesenschlange vorm WC (gab es hier etwa nur eine Toillette?).
Ich stapfte weiter durch den nassen Rasen.
Plötzlich entdeckte ich an einem Zelt eine Aufschrift, die
bei Rückenschmerzen Hilfe versprach.
Endlich etwas, was mich interessierte. Ein Lichtblick für meine getrübte Stimmung!
Zielstrebig ging ich darauf zu und entdeckte im Zeltinneren zwei
vermummte Männer, die sich - als sie mich sahen - geschäftig
auf mich "stürzten" - hatten wohl Langeweile ...lach.
Sie boten neue, TÜV-geprüfte Massageauflagen an mit - wie schön -
Infrarotlicht! Die Aussicht auf eine Massage mit Infrarot-Wärme liess
mich augenblicklich das scheussliche Wetter vergessen und ich
genoss die Zuwendung und Gesprächsbereitschaft der Beiden -
vor Allem aber die 15minütige Massage, die unter viel Aufmerksamkeit und Fürsorge seitens der Verkäufer statt fand :-).
Anschliessend - da mir wieder warm war, körperlich und seelisch
-
war ich mit dem Wetter halbwegs versöhnt und machte mich auf
den weiteren Weg, neugierig, welche Überraschungen mich sonst noch erwarten ....
Da waren Musikklänge zu vernehmen ... irgendwie fremdartig,
aber so anmutig und eine Stimme sang dazu, die so herzlich war ...
Dort wollte ich unbedingt hin. Ich wollte dabei sein!
Wie sich herausstellte, war es das Yoga-Zelt, bis auf den allerletzten
Platz voll mit Menschen, die auf Matten sitzend und liegend, stehend,
in sich versunken, oder mit ausgebreiteten Arment tanzend der Musik lauschten.
Was für eine tolle Stimmung!
Ich ergatterte sogar einen Stuhl, nahm Platz und liess mich von der Stimmung einfangen, von der Musik verzaubern.
Kennt Ihr Mantras?
Da werden bestimmte, einfache Sätze immer und immer wieder wiederholt und in der Wiederholung liegt letztlich die Wirkung.
Irgendwann ist jeder von der Stimmung ergriffen.
So auch hier.
Während anfangs im Publikum noch eine relative Ruhe herrschte,
hat ein bestimmtes Mantra immer mehr Leute mitgerissen.
Erst öffneten sie die Augen, dann setzten sie sich hin, später standen sie auf, begannen zu tänzeln .... bis sie irgendwann ausgelassen unt mit so
viel Freude im Gesicht und ihrer Gestik tanzten, dass es mir wiederum eine Freude war, sie so zu sehen und dabei zu sein.
Ja. ich liebe diese Augenblicke, wenn Menschen sich freuen - mich eingeschlossen
- und alle für einen Moment vereint sind. Sie sind
tief ergreifend und machen meine Seele satt.
So satt, dass mir das Sch..Wetter fast egal war - ich war von innen warm.
Nun war es an der Zeit, zum angekündigten Höhepunkt des Tages zu gehen -
der Show mit Darbietungen von Künstlern aus 115 Ländern der Welt!!!
Allein diese Zahl ist gigantisch - wie toll wird erst die Show werden, dachte ich.
Nachdem ich nun in "meiner" Green Zone war, musste ich feststellen,
dass ich wohl eine der letzten war, denn alle Sitzplätze schienen bereits besetzt zu sein.
Ich schaute nach rechts und nach links - kein freier Platz :-(.
Schaute noch einmal ... und entdeckte, dass zwei Frauen, die
vorsorglich eine Decke mithatten, diese nicht nur über ihre Knie,
sondern auch genau über einen zwischen ihnen befindlichen Sitzplatz
gelegt hatten.
Ob der wohl noch frei war?
Das wäre toll, denn es war die letzte Sitzreihe, von der aus man
den allerbesten Blick über`s Stadion hatte.
Habe nicht lange gefackelt und einfach gefragt.
Ein doppelter, prüfender Blick streifte mich, ein kurzes Nachdenken
und dann ein Nicken. Ja, der Platz war noch frei - für mich frei!
Was ein Glück! Und wie gut, dass ich den beiden Damen sympatisch
war und mich dazu setzen durfte.
Leider hat die versprochene Show mit endlosen Reden von Vertretern
verschiedener Länger begonnen und so nach ca. 1 Std. merkte ich
doch wieder die Kälte. Inzwischen sind auch etliche Besucher,
die wohl auf Juli-Hochsommerwetter eingestellt waren, mit blauen
Lippen nach Hause gegangen. Die Armen.
Obwohl nunn einige Showeilagen folgten, wollte ich auch mir einen geschützteren Ort suchen, um mich etwas aufzuwärmen.
Ich schlenderte also draussen und hielt Ausschau.
Da - Trommeln!
Das wäre doch was! Bewegung - und wenn`s "nur" Trommeln ist,
bringt bekanntlich Wärme
- also eilte ich zu diesem Zelt.
Was soll ich sagen?
Es war einfach fantastisch!
Etliche Frauen und Männer trommelten im Takt, der ihnen von
Afrikanern vorgegeben wurde, die ihrerseits in malerische,
heiss-anmutende Kaftane gekleidet waren. Einer tanzte zu den
Trommeln .... und mich ergriff wieder Freude, die ich angesichts
der strahlenden Gesichter empfang.
Klar wollte ich dazu gehören - also schnappte ich mir ieine Trommel
und bearbeitete sie, bis meine Hände rot waren und schmerzten.
Macht nix - dabei gewesen und diese Atmosphäre der Freude und
des Friedens, in der so viele verschiedene Nationen vereint waren,
eingesogen zu haben, liess mich das schlechte Wetter und meine schmerzenden Hände vergessen.
Es war ein tolles Fest!
Meine Seele wird lange davon zehren.
Danke.