Zur Zeit bin ich vorübergehend auch im Einzelhandel gelandet und kann nur den Kopf schütteln über das, was da entsorgt werden muss - speziell im Obst- und Gemüsebereich.
Es „muss“ entsorgt werden, weil es zwar noch qualitativ in Ordnung, aber schlicht nicht mehr verkaufbar ist. Neulich kam eine Kollegin zu mir und brachte einen hübschen kleinen Kopfsalat mit der Frage, ob ich den haben wolle. Er wäre nicht mehr verkaufbar, weil er – nachdem sie die äußeren Blätter entfernen musste - zu klein für den Verkauf wäre. Hätte ich ihn nicht freudig genommen, hätte er den Weg in den Container angetreten. Mir war diese Größe absolut Recht.
Wenn dieser Container nicht in einem abgeschlossenen Bereich stehen würde, würde ich am liebsten einigen Kunden empfehlen, dort mal ihre Köpfe hineinzustecken. Aber dann würden so langsam wohl mehr Kunden hinter dem Laden stehen als an der Kasse. Und ich bin überzeugt davon, dass dies nicht nur die Kunden wären, die es dringend nötig hätten, sondern auch welche, die hinterher in einer Nobelkarosse den Parkplatz verlassen.
Unsere Gesellschaft ist diesbezüglich inzwischen krank im Kopf. Das wurde uns zum Teil aber durch Reglementierungen anerzogen und es wird lange dauern, bis wir den Weg zum gesunden und normalen Umgang mit Werten wieder finden.
Ich kenne unglaublich viele Menschen, die einen Joghurt wegwerfen, weil er in ihrem Kühlschrank das MHD um einen Tag überschritten hat. Die kämen nicht mal auf die Idee, wenigstens den Deckel zu entfernen um daran zu schnuppern…. nö – weg damit in den Mülleimer. Bei mir kann der locker noch eine weitere Woche dümpeln und ich weiß, dass er mindestens so genießbar ist, wie noch vor zehn Tagen.
Der Laden, in dem ich gerade zugange bin, lässt von den Tafeln abholen. Waren, deren MHD am nächsten Tag abläuft, werden um die Hälfte im Preis reduziert. Sie werden gerne und von vielen Kunden ganz gezielt eingekauft. Aber ein Artikel, der nach Etiketteneindruck tatsächlich abgelaufen ist, darf laut Gesetzgebung einfach nicht mehr verkauft werden.
Ich hatte schon Produkte in meinem Kühlschrank, auf denen nicht nur der Tag sondern die Uhrzeit mit Stunden und Minuten stand. Ab 16:20 Uhr konnte ich diesen Quark also nicht mehr offiziell essen
. Gleichzeitig dürfen aber Lebensmittel so mit Gasen oder sonst was behandelt werden, so dass mir Angst und Bange wird, wenn die gekauften und vergessenen Tomaten in meinem Korb daheim nach vier Wochen immer noch so aussehen, als wären sie gerade frisch geerntet.