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Friedhof - ein Ort der Stille

*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ subtop
Ja, ich meinte den direkten Kontakt zu Verstorbenen und zum Jenseits.

Ich wurde hier schon oft (z. B. wegen meiner schamanischen und spirituellen Erfahrungen) zwischen den Zeilen und ganz auch offen lächerlich gemacht und heftig kritisiert - Du kennst ja die Probleme. Es kann nicht sein, was nicht sein darf - und wer an die Dinge nur mit dem Verstand rangeht und immer alles nur wissenschaftlich sehen will, der übersieht einen Großteil dessen, was uns umgibt.

Logisch ist es ja, und wissenschaftlich bewiesen ist es auch: Wir nehmen mit unseren normalen Sinnen nur einen Bruchteil des bestehenden Spektrums wahr - egal ob es ums Sehen oder Hören geht, ums Spüren, Riechen oder Schmecken; allein schon viele Tierarten nehmen auf manchen Bereichen mit ihren ganz normalen Sinnen deutlich mehr wahr als wir Menschen.

Ich finde es einfach gut, dass hier endlich auch mal jemand anderes über diese Themen schreibt, deshalb bin ich Dir dankbar und finde Dich mutig!

(Der Antaghar)
********1954 Mann
859 Beiträge
Friedhof - ein Ort der Stille
Was ich auf einem Friedhof sehe


• die Menschen, die ich kannte

• die ich mochte, und die ich nicht mochte

• die ich lieb hatte, und die ich
nicht lieb hatte

• die ich gerne wiedersehen möchte, und die ich niemals mehr sehen möchte

• die Stunden, die wir gemeinsam verbrachten, und die Stunden, in denen ich alleine war

• die Erlebnisse, die ich mit ihnen teilen durfte, und die, die jeder für sich allein erlebt und erzählt hatte

• die Freude der Erinnerung, und die Erinnerung an Augenblicke, die es besser nie gegeben hätte


trage ich in meinem Herzen.


Ich brauche davon keine Kopie in Form eines Bildes.

Denn das Bild zeigt nur den Ort, an denen ein Menschen jetzt verweilt.

Aber es kann meine Erinnerungen nicht mit mir teilen.
**********dsinn Frau
1.707 Beiträge
Vor einigen Jahren
als mein jetzt schon erwachsener Sohn noch ein kleiner Junge war, war es für uns selbstverständlich, dass er mit mir zusammen auf den Friedhof ging, um die Gräber zu pflegen. Er ist damit aufgewachsen und es war gut so.

Es war ein städtischer Friedhof mit einem fürchterlichen Friedhofswärter. Ich habe mich so manches mal mit diesem Erdenbürger (ich traue mich kaum, so jemanden Mensch zu nennen) angelegt. Einmal auch wegen folgender Episode:

Wir gingen wieder einmal über den Friedhof zu unseren Gräbern. Der Weg war für die kleinen Beinchen ziemlich lang - vom Tor bis zu den Gräbern immerhin fast einen Kilometer. Mein Sohn grüßte übermütig jeden Entgegenkommenden. Dabei konnte ich immer wieder beobachten, wie selbst den Gramgebeugtesten ein kleines Lächeln über die Lippen huschte angesichts so eines kleinen lebenslustigen Schelms.

Auf halben Weg fing er an, ein Lied zu singen. da kam besagter Mann ins Spiel, welcher sich mörderisch darüber aufregte, dass sich dies auf einem Friedhof nicht gehören würde. Ich sagte ihm dann ganz ruhig, dass es schlimm wäre, wenn man es dem Kind verbieten würde, weil sich hoffentlich auch die Verstorbenen über so viel Lebensfreude wohl freuen würden und sie ein wenig Abwechslung hätten.

Letzte Woche bekam ich einen Anruf von dem mittlerweile ziemlich großen Kerlchen. Er wollte wissen, wie er die Gräber am besten für den winter gestalten könnte. Ich war völlig perplex, weil das normalerweise meine Mutter macht. Aber er dachte, er könnte es seiner lieben Omi einmal abnehmen. Und so ist die Grabpflege völlig natürlich in die Hände der nächsten Generation übergegangen.

Hätte das sein können, wenn wir nur stur, trauernd und Stille befehlend auf den Friedhof gegangen wären?

die "liebe" Chris
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Liebe Chris,

danke für Deinen Beitrag, er berührt mich tief und entspricht ganz dem, was ich zu diesem Thema denke und fühle!

*roseschenk*

(Der Antaghar)
********1954 Mann
859 Beiträge
@Chris
Dein Beitrag macht sehr deutlich, wie wichtig es ist, dass Kindern Werte vermittelt werden. Und damit auch der richtige Umgang mit der Trauer.

Die Würde der Verstorbenen zu wahren ist ein Teil der Angelegenheit.

Wo aber steht geschrieben, dass ein Friedhof ein Ort ist, an dem man sich nicht auch freuen darf?

Denn die Erinnerung an einen Verstorbenen müssen nicht immer so negativ belastet sein wie in dem Fall meines Vaters. Das können durchaus auch Dinge sein, an die man sich nach dem Abklingen der ersten Trauer immer wieder gerne erinnert. Die das positive Bild von Menschen formen und fördern, die nicht mehr unter uns sind. Wieso soll da keine Freude im Spiel sein? Und warum verbieten?

Liebe Grüße und Dir einen schönen Sonntag.
**********dsinn Frau
1.707 Beiträge
Schön,
dass Euch meine Worte berührt haben.

Ja, Werte, in Form von humanitären Werten, finde ich extrem wichtig - gerade in der heutigen Zeit. Und da habe ich wohl bei meinem Sohn doch so einiges richtig gemacht. Auch wenn er jetzt schon fast zu lieb ist für diese Welt und sich gern mal ausnutzen lässt. Aber auch das wird er lernen...

Ich habe vorhin noch vergessen zu erwähnen, dass er bei seinem Gesang auch noch fröhlich an meiner Hand vorwärts hüpfte. Ach Gott, ach Gott - welch Tabu er damit brach! *zwinker*

die "liebe" Chris, ,welche Euch noch einen schönen tag wünscht und sich freut, weil sie morgen noch frei hat...
*******sher Frau
38.866 Beiträge
du hast so recht Chris ..
ich
habe es zwar nicht schriftlich festgelegt aber ich will nicht in den boden sondern ins Wasser ..
und zu meiner Trauerfeier soll es meine liebste Musik Häppchen und Sekt geben es soll fröhlich sein
es soll den Menschen die mich kannten freuen das sie mich kannten
und glücklich sein das ich ein so schönes leben hatte
ich denke oft an die Musik die es in Louisiana gibt bei einer beerdigung

wir haben hier das Glück das es doch sehr frei ist auf dem friedhof es gibt keine grossen vorschrieften weder wie die gräber auszusehen haben .. was ich sehr vorziehe
und wenn gesungen wird .. dann ist es auch sehr schön
Die Art der Bestattung ist wohl eine der schwierigen Fragen. Nicht für den Betreffenden sondern für die Angehörigen. Wo ist ihr Verstorbener? Wo können sie ihn besuchen? Mit der Antwort, dass er in ihrem Herzen sei, werden sich viele nicht zufrieden geben.

So ist es in Österreich schon durchaus üblich, dass man die Urne daheim im Schrank verwahrt und eine sehr alte Frau auf Krücken erzählte mir, wie selig sie ist, ihren Gatten im Wohnzimmer stehen zu haben, denn - nein, sie schaffe es nicht mehr, ihn am Friedhof zu besuchen und ihm dort eine Kerze anzuzünden.
Sie hat mich mit ihren Aussagen so überzeugt, dass ich sofort eine Brandbestattung für mich fixiert habe, um den Angehörigen keine Kosten und Arbeit mit einer Grabpflege aufzubürden und letztlich werden sie mit der Urne doch ein Symbol für meine einstige Existenz haben.

Ein Freund träumt davon, einst als Skelett auf seinem Anatomischen Institut zu stehen und die Kinder sind dagegen. Meine im Vorjahjr überraschend verstorbene Freundin träumte immer davon, ihren letzten Ruheplatz als Asche frei im Meer eines bestimmten Strandes in Südspanien zu finden, wo sie die schönsten Jahre verbrachte und - sie liegt am Urnenfriedhof.
Ich werde einst in einer Urne daheim unter unserer Eibe, bedeeckt mit meiner Amethystgeode meinen Ruheplatz finden; neben mir die Urnen der Familie und Freunde und wir werden dem Vogelgezwitscher über uns und den verliebten Worten der zukünftigen Generationen in der Pergola lauschen und lachen.

Es ist einfach der symbolische Wert und Beweis für die nächsten paar Generationen, dass eine Grabstätte existiert. In diesem Moment, wo kein persönlicher Bezug mehr zum Verstorbenen besteht, ist sie wertlos, nur Arbeit und Kosten und sie hat sich erübrigt.

Die Tibeter bereiten das Fleisch und die zerhackten Knochen des Verstorbenen als Futter für die Geier auf, damit diese noch aus dem Leichnam Kraft erhalten.

Der Grazer Lyriker Ernst Goll schrieb ein Gedicht namens


Ergebung

Kannst du mehr als lieben, hassen,
Freude ernten oder Leid?
Lächelnd durch den Staub der Straßen
Trage ich das Menschenkleid.

Denn ich weiß vor allen Dingen:
Über jenem dunklen Schrein
Werd ich Vogellieder singen
Oder eine Blume sein.


Ernst Goll, Graz, 1912
aus "Im bitteren Menschenland"; Seite 131
Verlag Leutscher & Lubensky, Graz, 1926
********1954 Mann
859 Beiträge
@subtop
"Sie hat mich mit ihren Aussagen so überzeugt, dass ich sofort eine Brandbestattung für mich fixiert habe, um den Angehörigen keine Kosten und Arbeit mit einer Grabpflege aufzubürden und letztlich werden sie mit der Urne doch ein Symbol für meine einstige Existenz haben."

Das ist die Kunst, deutscher Verwaltungskunst und dem Vorschriftenwahn aus dem Wege zu gehen.
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