Hmm.. und Du bist der Meinung, dass vor 1982 alles besser war und eine reale Politik existierte?
Ich sag es Dir ungern, aber: Lobbygruppen existieren viel länger. Der Arbeitgeberverband und die Gewerkschaften beispielweise gab es schon vor der Bonner UND der Weimarer Republik.
Eine Forderung danach, Lobbyismus einzustellen ist schlicht Naiv. Willst Du alle Gewerkschaften, Vereine und Verbände verbieten?
Es ist ein unaustauschbares Element eine Demokratie, dass sich Bürger mit gemeinsamen Interessen zusammenschließen und versuchen, ihre Ziele an die Politik zu tragen.
Das ist prinzipiell sogar notwendig, da die einzelnen Abgeordneten und Beamten oft wenig bis gar keine Ahnung von bestimmten Bereichen haben. Es wäre utopisch von einem Politiker zu verlangen, sich bis ins Detail mit.. beispielsweise den Belangen und Besonderheiten der Floristen auszukennen. Das kann ein Mensch schlicht nicht leisten.
Ich empfehle hier mal ein wenig Grundbildung: Beyme, Klaus v. (2010): Das Politische System der Bundesrepublik Deutschland, Eine Einführung, 11. Aufl., Wiesbaden, S. 221-234.
Problematisch ist hier, dass Lobbyismus nicht mehr transparent ist und völlig fern jeglicher Regeln stattfindet. Und da muss etwas getan werden. Da hat Flor in meinen Augen sehr gute Ansätze gehabt.
Ein weiteres Problem bei deinen Forderungen ist, dass Volksentscheide und ähnliche plebiszitäre Elemente im Grundgesetz nicht vorgesehen sind. Das geschah damals im Übrigen aus dem Gedanken heraus, Dinge, die zur Entstehung des Dritten Reiches geführt haben aus der Grundordnung des Staates zu entfernen.
Das ist bedauerlich, aber blöderweise ohne Verfassungsänderung nicht zu beheben. Und das, obwohl wir eigentlich gar keine richtige Verfassung haben.
Allerdings fände ich auch mehr plebiszitäre Elemente wünschenswert, allerdings muss das auch mit einer Änderung in Medien- und Gesellschaftsstrukturen einhergehen, denn ich möchte nicht, dass Leute, die offenkundig keine Ahnung haben, was sie da tun über etwas abstimmen was entscheidend ist. Wenn man Entscheidungen dem Volk überlässt, dann muss dieses auch in der Lage sein, diese Entscheidung kompetent zu treffen.
Dein Punkt zu den Wahlprogrammen ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich hab diverse Wahlprogramme gelesen und fand die eigentlich durchaus verständlich. Ob sich im nachhinein auch daran und an die bei der Wahl gemachten versprechen gehalten wurde steht auf einem anderen Blatt, aber was willst Du tun? Die Parteien rechtlich zwingen Forderungen, die nicht mehrheitsfähig sind durchzusetzen?