Luzifer aus anthroposophischer Sicht
"Durch den luziferischen Einfluss wurden dem Menschen die Sinne für die äußere Welt geöffnet - und zugleich wurden seine sinnlichen Begierden erweckt. Der Sündenfall begann. …."Dieses Zitat löste Erstaunen aus...deshalb etwas ausführlicher.
Nach den Angaben Rudolf Steiners inkarnierte sich Luzifer im 3. vorchristlichen Jahrtausend auf Erden.
Der Gelbe Kaiser Huáng Dì, der legendäre Begründer der chinesischen Kultur, soll diese irdische Inkarnation Luzifers gewesen sein. Er brachte den Menschen ungeheure Weisheit und namentlich tiefe Einsichten auf medizinischem Gebiet, konnte aber noch keine moralischen Impulse geben:
Als Folge des luziferischen Einflusses wird der Mensch aus dem Paradies verstoßen, d.h. es wird ihm der unmittelbare Anblick der göttlichen Welt entzogen. Das rein geistige Wesen, das der Mensch einmal war, steigt herab in die sinnliche Welt und nimmt hier physisch-körperliche Gestalt an. Weil der Mensch nun ein stofflich-körperliches Wesen wird, verliert er seine ursprüngliche Unsterblichkeit und nimmt den Tod in seine körperliche Natur auf. Zugleich wird aus dem ursprünglich eingeschlechtlichen Wesen ein zweigeschlechtliches - die Geschlechtertrennung ist eine unmittelbare Folge des luziferischen Einschlags. Der Mensch ist dadurch nicht mehr das reine unverfälschte Abbild des göttlichen Wesens, als das er ursprünglich veranlagt war, sondern nur mehr ein einseitig verzerrtes Bild der geistigen Schöpfermächte. Die Menschheit wird nach und nach in Rassen, Stämme und Völker gespalten. Und weiter wird damit schließlich die Voraussetzung für die allmähliche Individualisierung des Menschen geschaffen.
Die Menschheit zerfällt in einzelne Individuen. Der Mensch wird dadurch selbstständiger; Luzifer bringt ihm die individuelle Freiheit, verführt ihn aber auch zum Egoismus. Von nun an kann er aus eigener Kraft zwischen dem Bösen und dem Guten unterscheiden. Luzifer bringt den Menschen die Fähigkeit zur moralischen Erkenntnis - setzt sie aber auch der Gefahr aus, sich tief in moralische Verfehlungen zu verstricken. Beides ist aber notwendig, damit der Mensch ein moralisch eigenverantwortliches Wesen werden kann. So kann Luzifer zwar als Widersacher aufgefasst werden, der sich den göttlichen Schöpfermächten entgegenstellt, aber er fördert durch diesen Widerstand zugleich die Entwicklung, indem er dem Menschen die Freiheit und die moralische Erkenntnis bringt. Er darf also keineswegs als einseitig böse geistige Macht aufgefaßt werden. Böse wird der Mensch, wenn er sich einseitig den durch Luzifer erregten sinnlichen Begierden willenlos hingibt. Gut wirkt Luzifer, wenn die Menschen durch ihn, den «Lichtträger», das Licht der Weisheit und den Sinn für die Schönheit der sinnlichen Welt aufnehmen. Alle Wissenschaften und Künste sind eine Gabe Luzifers - und ebenso alle auf Erkenntnis gegründete moralische Erkenntnis. Ohne ihn gäbe es die menschliche Kultur nicht.