und noch etwas völlig Geschmackloses obendrauf: waren die KZ-Insassen auch selber schuld, daß sie vom Staat ausgemerzt wurden? Könnte ja sein, wenn es immer zwei Seiten für alles braucht ...
Darauf hinzuweisen, wie billig und geschmacklos dieser Kommentar ist, erübrigt sich, oder? Wenn nun schon faule -pardon- Salonkommunisten und -nochmals Pardon- Sesselfurzer auf eine Stufe gestellt werden mit den von Nazis ermordeten Juden, dann löst sich jegliche Annahme einer bloßen Fähigkeit zur sachlichen Diskussion und Kommunikation in wohlgefallen auf. Die KZ-Insassen waren zudem im Gegensatz zu dem vorliegenden Fall nicht freiwillig in ihrer Situation.
Die beiden gestellten "Fragen" sind nun auch keine große Kunst.
Haben die Bürger noch Zugriff auf Mittel und Gelder, die sie selbst zur Verfügung stellen? Ist es wirklich so, daß sich große Weichen tatsächlich auch noch 'von unten' verschieben lassen?
zu Nr. 1: Das Wort "noch" impliziert einen historischen Zustand, in welchem sie Tatsächlich noch Zugriff hatten. Aber der findet ich mMn maximal in frühen traditionellen Gesellschaften.
zu Nr. 2: Man schaue sich mal den arabischen Frühling an. Natürlich ist ein verschieben von unten Möglich. Aber dazu ist ein enormer Kraftakt fähig, vor dem die Meisten zurückschrecken. Stattdessen identifizieren sie lieber wütend Probleme und schlagen auf alles verbal ein, was anderer Meinung ist.
NATÜRLICH lebt es sich einfacher, wenn man sich die Scheuklappen freiwillig aufsetzt und nur eine Seite der Medallie sieht oder gar sehen will.
zweitens, es läßt sich immer was verbessern!
Ach nun doch?
drittens, zu Demokratie gehört auch, daß sich im Prinzip jeder immer und überall kritische Gedanken darüber macht, wer in wessen Namen Entscheidungen trifft, die alle in ihrem Leben beeinflussen;
Denken wir einmal ein Stückerl weiter und stellen uns das mal vor. Gibt es diesen umfassend informierten Bürger? Denn um alles kritisch Hinterfragen zu können muss dieser ersteinmal über genügend Hintergrundwissen verfügen. Und dieses Wissen aktualisiert und verändert sich täglich. Allein das Sichten, hinterfragen und organisieren von Informationen ist in der heutigen Welt ein Full-Time Job. Und die Nachrichten, die uns hier erreichen sind da sogar schon gefiltert. Über das was "unsere" Konzerne in Afrika oder Südamerika treiben, erfahren wir nichts. Und die meisten wollen es auch gar nicht. Aber es ist dem Einzelnen schlicht heute nicht mehr möglich, sämtliche Faktoren und Informationen zu überblicken, die er kennen müsste um völlig objektive und kritische Entscheidungen und urteile zu fällen. Ein Staat, in dem alle so handeln würden, wäre völlig gelähmt, weil keiner mehr zu etwas anderem käme. Bleiben wir doch bitte in der Realität und nicht im Taka-Tuka Land:
Eine Gesellschaft kann nur bestehen, wenn ein Teil der Kontrolle abgegeben wird. Ich fände eine direkte, virtuelle Demokratie toll, in der es keine Referenden mit Ja oder Nein gibt, sondern in der jeder Bürger über die Themen täglich abstimmen kann und sich nicht für +/- entscheiden müsste, sondern die Parteien dazu da wären (und NUR dazu), unterschiedliche Lösungsansätze zu verfassen für die unterschiedlichen Fragestellungen.
Da fällt mir dann auch im Gedankensprung das in der Schweiz mit den Minaretten wieder ein. Die Mehrheit der Schweizer hat sich gegen solche Projekte ausgesprochen. Macht das die Schweizer nun zu Nazis? Sind nun alle Schweizer intolerant? Oder müssen wir feststellen, dass hinter mancher gutmenschlichen Fassade Toleranz nicht immer so grenzenlos ist oder sein muss? Was macht man mit so einem Ergebnis, bei dem Demokratie mit Toleranz kollidiert? Das finde ich viel interessanter als das ewige alles-ist-so-schlecht-aber-ändern-wollen-wir-auch-nix-mimimi.