So nun was zum Thema
Drogeriemarkt-Gründer Götz Werner erklärt, warum Schlecker gescheitert ist, seine dm-Läden hingegen so blendend laufen und weshalb das Gute immer gewinnt.
Herr Werner, gerade erschien ein Porträt über Sie mit der Überschrift „Der Gute“. Und der Philosoph Peter Sloterdijk lobt Ihr Lebenswerk als „Zeugnis der Zuwendung zum Menschen“. Wie lebt es sich denn so als Gutmensch?
Mit dem Wort kann ich wenig anfangen. Der Mensch sucht doch generell das Gute. Das ist bei jedem Einzelnen so, deshalb fühle ich mich nicht als etwas Besonderes.
Die Berichterstattung ist auch deshalb so positiv, weil Ihr Konkurrent Schlecker gerade böse abgestürzt ist. Sein Ende weckt bei vielen Menschen die Hoffnung, dass das Gute doch irgendwie siegt.
Jeder Mensch ist doch in seinem Innersten überzeugt, dass das Gute letztendlich siegt. Es braucht zuweilen ein bisschen länger. Wer diese Überzeugung verloren hat, der kann kein Unternehmen leiten. Wir haben fast 26 000 Mitarbeiter in Deutschland. Wenn ich der Meinung wäre, dass sie alle gierig seien und nicht arbeiten wollten, dann könnte ich den Laden gleich zumachen.
Die neue Nummer eins
Götz Werner, 68, ist als Unternehmer, Dozent und Denker dem anthroposophischen Menschenbild verhaftet.
1973 eröffnete er den ersten Drogerieladen. Heute sitzt der Gründer im Aufsichtsrat. Allein in Deutschland zählt dm 1250 Märkte und mehr als 25 400 Mitarbeiter.
Mit einem Konzernumsatz von 4,5 Milliarden Euro ist das Unternehmen aus Karlsruhe seit Schleckers Ende der größte Drogeriehändler in Deutschland. Europaweit kommt dm auf einen Umsatz von 6,2 Milliarden Euro.
Kann ein Unternehmen, das sozial rückständig agiert, auf lange Sicht überhaupt erfolgreich sein?
Nein. Wenn Sie von den Mitarbeitern nicht akzeptiert werden, dann geben die im günstigsten Fall nicht ihr Bestes und beginnen – im schlimmsten Fall -, das Geschäft zu sabotieren.
Der angeblich böse Schlecker zahlte Tarif, der gute dm hat den Handelstarif-Vertrag nicht unterschrieben. Wie passt das eigentlich zusammen?
Er zahlte nicht immer Tarif, und als er Tarif zahlen musste, versuchte er es mit Leiharbeit. Der Vertrag ist heute nicht allgemeinverbindlich. Er gilt also nicht für alle Marktteilnehmer. Wenn es anders wäre, würden wir ihn unterschreiben. Wir fordern die Allgemeinverbindlichkeit und erkennen den Vertrag an. Bei uns verdient jeder mindestens nach Tarif und viele deutlich darüber.
Anton Schlecker hat seinen Kindern gepredigt: „Die Erfolge von heute sind die Probleme von morgen.“ Aber er hat sich an den eigenen Leitspruch nicht gehalten. Wie kann ein Unternehmer so blind sein?
Es ist doch so, dass wir häufig die richtigen Einsichten haben, diese aber trotzdem nicht beherzigen.
Passiert Ihnen das auch?
Selbstverständlich. Genau wie Ihnen.
Ich suche weiter!