danke @Antaghar
meiner Meinung nach spielt der Spot sehr gut mit der einseitigen Sichtweise, die oft als Maßstab bei diesem Thema angelegt wird. Dann ist man so gewohnt in Kategorien und Schubladen zu denken, dass es ganz klar zu sein scheint, wo die Schuldigen zu finden sind ...
Es gab schon mal einen anderen Spot "Schwarzfahrer", der die einseitige Art zu denken aufzeigte
Heute komme ich endlich dazu, weitere Facetten zu thematisieren, die meiner Meinung nach - und auf der Basis von Studien - faschistisches Denken ausmachen.
In Studien werden diese politischen und gesellschaftlichen Einstellungen inzwischen nicht mehr als faschistisches oder neo-faschistisches Denken bezeichnet sondern allgemeiner als menschenverachtende Einstellungen.
Das gibt die Freiheit, weg von der Fixierung auf die historischen Dimensionen des Nationalsozialismus oder dem erneuten Auftauchen neofaschistischen Denkens in extremem Kreisen, zu schauen, inwieweit dieses Denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und dieses Thema, wird nie an Aktualität verlieren!
Immer wieder lese ich auch im joy Themen, in denen Meinungen vertreten, werden, die ich unter dem Begriff "menschenverachtende Einstellungen" subsummieren würde.
Wir haben uns mE viel zu sehr angewöhnt, faschistisches und rassistisches Denken dort zu verorten, wo es sich plakativ in Springerstiefeln, Glatzen und brennenden Ausländerwohnheimen äußert. Diese Ereignisse sind tragisch und führen immer wieder zu Betroffenheitsadressen, hektischen Aktivitäten der Politik von rechtskonservativ bis linksliberal und Lichterketten - ja sogar Prozesse werden den Tätern gemacht.
Was dabei vollkommen unbeachtet bleibt ist, dass es bereits bevor! man im rechten Extrem ankommt, Facetten menschenverachtender Einstellungen gibt, die auch in der saturierten Mitte der Gesellschaft gut verankert und populär sind.
Ich habe neulich an einer Schulung zum Thema teilgenommen. Hier zur Übersicht!
Menschenverachtende Einstellungen sind:
geprägt von homophobem
(Homophobie
Hierbei handelt es sich um eine irrationale feindliche Einstellung gegenüber Menschen, die keine heterosexuelle, sondern eine homosexuelle, bisexuelle oder transidente Lebensweise führen (Transidentität beschreibt die Abweichung der Geschlechtsidentität vom biologischen Geschlecht).
*
nationalistischem
Nationalismus und Ethnopluralismus
Der Nationalismus ist eine aus der Nation abgeleitete Ideologie. Ihren Kern bildet eine Vorstellung von Nation als einer auf gleichen Werten, Sprachen, Tradition etc. basierenden Schicksalsgemeinschaft, die ihren Mitgliedern – den einzelnen Menschen – innerhalb einer feindlichen Umwelt Schutz biete und deshalb auch selbst schutzbedürftig sei. Im Weltbild der NationalistInnen stehen alle Nationen und die dazugehörigen Menschen in permanenter und prinzipiell unaufhebbarer Konkurrenz. Nach diesem Denken kann die Nation sowohl von äußeren Feinden (z.B. “Ausländern”), als auch von inneren Feinden (z.B. “linke” Jugendliche) bedroht sein.
*
rassistischem
Rassismus
Auch die Ideologie des Rassismus sieht die Welt als Kampfplatz unterschiedlicher Großkollektive. Sie teilt die Menschheit in bestimmte Gruppen, indem der Einzelne anhand äußerlicher Merkmale gedanklich einer (oder mehreren) Rasse(n) zugeordnet und diesen bestimmte charakterliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben werden (Rassifizierung). Rassismus ist in allen Gesellschaften und ihren unterschiedlichen Ebenen weit verbreitet und äußert sich in der politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Ungleichbehandlung von Menschen, in tradierten Klischees und Überlegenheitsgefühlen bis hin zum Hass großer Teile der Bevölkerung gegenüber anders aussehenden und anders denkenden Menschen oder Menschengruppen.
In den heutigen rassistischen Denkmustern werden Menschen oder Gruppen nicht mehr nur noch aufgrund biologischer, äußerlicher Merkmale diskriminiert, sondern aufgrund nationaler, sozialer und kultureller bzw. religiöser Zugehörigkeiten. Auch wenn Faschismus und Nationalismus fast immer in Verbindung mit Rassismus auftreten, gilt dies andersherum nicht. Rassismus ist kein Phänomen einer extremen Minderheit, sondern in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft stark verbreitet.
*
antisemitischem
Antisemitismus
Als Antisemitismus wird die feindliche Einstellung gegenüber Juden und Jüdinnen bezeichnet, die oftmals mit Verschwörungstheorien über die angebliche finanzielle und politische Macht „der Juden“ begründet wird. Diese Ideologie geht in der Regel mit der Vorstellung einher, weltpolitische Probleme seien auf die Schuld Einzelner zurückzuführen. Anders als bei der Diskriminierung anderer vermeintlich minderwertiger Minderheiten beruht der Antisemitismus auf der Vorstellung, Juden seien gesellschaftlich höher gestellt. Antisemitismus äußert sich heute häufig in der pauschalen Kritik am Staat Israel oder am „jüdisch kontrollierten“ Finanzkapitalismus. Ebenso unsinnig ist es allerdings, im Umkehrschluss alle KritikerInnen der Staats- und Regierungspolitik Israels als Antisemiten zu bezeichnen oder kritische Analysen über das Funktionieren des modernen Finanzkapitalismus als Antisemitismus zu werten.
*
sozialdarwinistischem
Chauvinismus und Sozialdarwinismus
In politischer Hinsicht beschreibt Chauvinismus den Wunsch nach einer „starken Nation“, deren Interessen gegenüber anderen Nationen höher zu stellen seien.
Auf der zwischenmenschlichen Ebene zeigt sich solch ein Überlegenheitsgefühl, wenn sich Menschen aus einer höheren Gesellschaftsschicht abfällig oder feindlich gegenüber sozial schwachen bzw. sozial diskriminierten Personen äußern (z.B. gegenüber Harz IV-EmpfängerInnen oder Obdachlosen). Dieses, oft als „Wohlstandschauvinismus“ bezeichnete Phänomen, tritt v.a. bei Menschen(-gruppen) hervor, die befürchten, dass sie ihren eigenen Wohlstand, Einfluss oder ihre Macht mit Anderen bzw. „Fremden“ teilen müssen. ChauvinistInnen denken und verhalten sich unsolidarisch und lehnen die Idee einer sozial gerechten Gesellschaft ab.
Der Sozialdarwinismus – eine Form des Chauvinismus – beschreibt die fehlerhafte Übertragung von biologischen Prinzipien aus der Evolutionstheorie Charles Darwins auf die Gesellschaft. Nach dieser Vorstellung sei es legitim, Menschen nach ihrem Wert für die Gesellschaft (z.B. physische und psychische Stärke, Intelligenz) in wertvolle und wertlose Mitglieder zu selektieren.
*
und sexistischem Denken. Diese rassistische Alltagskultur äußert sich durch einen Konsens, welcher alles, was nicht in das Bild der Mehrheitsgesellschaft passt, ausgrenzt und mehr oder weniger bekämpft.
Anmerkung: alle Zitate sind als Erklärungen zu diesem Text eingefügt
http://wachsam-in-chemnitz.de/alltagsrassismus/
Ich vermute, wer diese Aufzählung und die Anmerkungen und Definitionen dazu liest, kann verstehen, wo ich diese Tendenzen meine zu entdecken und zu verorten.
Was ist passiert, dass dieses Denken wieder so salonfähig geworden ist?
Wie in dem o.a. Artikel haben Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung untersucht und belegt, wie viele in der Mitte der Gesellschaft stehende Menschen dieses Denken in dem einen oder anderen Punkt teilen. In manchen Punkten sind diese Einstellungen für über ein Drittel der Befragten nachvollziehbar
http://library.fes.de/pdf-files/do/07504-20120321.pdf
Mir ist es nachwievor ein Anliegen, dass diese Einstellungen in meinem Umfeld und dort, wo ich lesend und schreibend aktiv bin, nicht unwidersprochen stehen bleiben.
Daher habe ich dieses Thema hier erneut zur Diskussion gestellt und hoffe, andere Menschen zu finden, die bereit sind, sich diesem wie ich entgegen zu stellen