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Tabu Faschismus

*****eiv Frau
13.440 Beiträge
Liebe bjuti,

Danke für Deinen sehr differenzierten Beitrag.
Wie gesagt, das Thema ist ungeheuer komplex, und ich schlage vor, es auf Aspekt des deutschen Nationalsozialismus und dessen Folgen bis in die Gegenwart zu begrenzen.
Ich hoffe, dass das auch im Sinne der anderen Teilnehmer ist.

Liebe Grüße
Zeruleiv
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.714 Beiträge
Themenersteller 
Danke für Deinen freundlichen Hinweis
*****eiv:
Liebe bjuti,

Danke für Deinen sehr differenzierten Beitrag.
Wie gesagt, das Thema ist ungeheuer komplex, und ich schlage vor, es auf Aspekt des deutschen Nationalsozialismus und dessen Folgen bis in die Gegenwart zu begrenzen.
Ich hoffe, dass das auch im Sinne der anderen Teilnehmer ist.


aber ad 1) habe ich dieses Thema eingestellt und damit wohl auch eine gewisse Freiheit, es zu moderieren und zu gestalten
und zudem lasse mir von anderen - zumal neuen - Mitgliedern in dieser Gruppe nur ungern Vorschriften machen, welche Inhalte meine eigenen Themenbeiträge haben sollten
(so lange diese den Regeln des JOYForums entsprechen)

und
ad 2) habe ich mit meinem letzten Beitrag nur auf Postings anderer reagiert, die eben genau diese undifferenzierte Sicht auf Mitbürger muslimischen Glaubens zum Ausdruck brachten.

u.a. Du selber fernab des Ausgangsthemas

Ich bin gegen den radikalen Islam, die Demokratisierung einer Gesellschaft zeigt sich auch am Status und den Rechten der Frauen, und Menschenrechte sind unteilbar, das betrifft die BRD genauso wie die USA.
Das ist kein Rassismus, ich lehne religiösen Fanatismus und demokratiefeindliche Ideologien ab.

dann solltest du aber auch anderen zugestehen, dies zu kommentieren ...

einen schönen Tag noch Dir, liebe Zeruleiv


mfG

bjutifool

ansonsten bin ich gespannt auf weitere Beiträge *zumthema* !!!

*danke*
@bjutifool
Danke für dieses argumentativ hervorragende posting!
*****eiv Frau
13.440 Beiträge
@ bjutiful

Das war ein Vorschlag, mehr nicht.
Und ich merke selber, wie ich bei diesem Thema immer mehr abschweife.
Deshalb mein Anliegen, es einzugrenzen.

L.G.

Zeruleiv
Ja
dieses Thema. Auch ich muß sagen, nehmt Euch wie in vielen Bereichen ein Beispiel an den Kindern. Kinder gehe auf behinderte Menschen ebenso zu als wenn nichts anders wäre wie auf Kinder mit anderer Hautfarbe oder Muttersprache.

Mir fällt bei dem Thema immer eine Begegnung ein die ich vor vielen Jahren hatte. Ich suchte damals einen Ferienjob neben dem Studium und saß in einem Warteraum eines Büros. Ein mann saß mir gegenüber der schnell das Gespräch suchte. Er erzählte mir dass es eine tolle Gruppe gebe in seinem Ort und die sich freuen würden über jungen Zuwachs. Ob ich es denn auch so sehe dass Menschen aus anderen Ländern uns die Arbeit wegnehmen.... weiter gehe ich darauf nicht ein. Er gab mir eine Visitenkarte und es handelte sich um eine rechtsorientierte politische Gruppe. Bevor ich was dazu sagen konnte und schon Angst hatte dass ausgerechnet der auch dort zum Vorstellungsgespräch sitze kam eine Dame aus dem Büro und ich dachte endlich gehts hier weiter. Die Dame, eine junge Frau mit Kopftuch ging direkt auf den Mann zu. Sie unterhielten sich dass es geklappt hätte und sie dort arbeiten könnte. Ich konnte mir nicht verkneifen ihn zu fragen, wer die frau ist und er mich doch vorhin erklärte dass Ausländer uns den Job wegnehmen würden. Seine Antwort " Das ist eine Verwande von einem Freund von ihm, da macht man Ausnahmen"

Während meines Studiums mußten wir in Berlin auf Bildungsreise ein Resozialisierungszentrum ansehen und durften dort mit den Sozialpädagogen Interviews durch führen.

Was ich dazu sagen würde wenn ich merken würde dass ein Freund/in abfällig über Ausländer, Behinderte spricht. Zuerst einmal würde ich sofort meine Meinung äußern. Würde nach fragen, meist gehen Menschen da schon die richtigen Argumente von selbst aus, die üblichen Parolen wie die nehmen uns jobs weg etc. sind ja leicht zu durch brechen. Ich würde mir Gedanken machen was bei dem Freund auf einmal so schief läuft dass er solche Parolen verbreitet, nach fragen. Eine gute tiefe Freundschaft die nie so etwas vermuten lies würde ich nicht einfach sofort beenden sondern erstmal versuchen heraus zu finden was da los ist.

Ich würde auch keines meiner Kinder kampflos aufgeben wenn sie einen solchen Freund mitbringen sondern versuchen mit ihnen darüber zu reden.
Nur gestärkte Menschen sind stark genug ihr Leben auch mit niederschmetternden Umständen durch zu stehen.

Eine Mensch den ich erst kennen lerne und gleich Parolen von sich gibt wird sicherlich niemals ein Freund werden.

Liebe Grüße

Frau PoL
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Hat zwar nur am Rande mit diesem Thema zu tun, scheint mir aber dennoch passend zu sein. Bitte nehmt Euch nur eine Minute Zeit und schaut das kleine Video bis zum Ende an. Danke!



(Der Antaghar)
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.714 Beiträge
Themenersteller 
danke @Antaghar
meiner Meinung nach spielt der Spot sehr gut mit der einseitigen Sichtweise, die oft als Maßstab bei diesem Thema angelegt wird. Dann ist man so gewohnt in Kategorien und Schubladen zu denken, dass es ganz klar zu sein scheint, wo die Schuldigen zu finden sind ...
Es gab schon mal einen anderen Spot "Schwarzfahrer", der die einseitige Art zu denken aufzeigte



Heute komme ich endlich dazu, weitere Facetten zu thematisieren, die meiner Meinung nach - und auf der Basis von Studien - faschistisches Denken ausmachen.
In Studien werden diese politischen und gesellschaftlichen Einstellungen inzwischen nicht mehr als faschistisches oder neo-faschistisches Denken bezeichnet sondern allgemeiner als menschenverachtende Einstellungen.
Das gibt die Freiheit, weg von der Fixierung auf die historischen Dimensionen des Nationalsozialismus oder dem erneuten Auftauchen neofaschistischen Denkens in extremem Kreisen, zu schauen, inwieweit dieses Denken in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und dieses Thema, wird nie an Aktualität verlieren!

Immer wieder lese ich auch im joy Themen, in denen Meinungen vertreten, werden, die ich unter dem Begriff "menschenverachtende Einstellungen" subsummieren würde.

Wir haben uns mE viel zu sehr angewöhnt, faschistisches und rassistisches Denken dort zu verorten, wo es sich plakativ in Springerstiefeln, Glatzen und brennenden Ausländerwohnheimen äußert. Diese Ereignisse sind tragisch und führen immer wieder zu Betroffenheitsadressen, hektischen Aktivitäten der Politik von rechtskonservativ bis linksliberal und Lichterketten - ja sogar Prozesse werden den Tätern gemacht.

Was dabei vollkommen unbeachtet bleibt ist, dass es bereits bevor! man im rechten Extrem ankommt, Facetten menschenverachtender Einstellungen gibt, die auch in der saturierten Mitte der Gesellschaft gut verankert und populär sind.


Ich habe neulich an einer Schulung zum Thema teilgenommen. Hier zur Übersicht!

Menschenverachtende Einstellungen sind:

geprägt von homophobem

(Homophobie

Hierbei handelt es sich um eine irrationale feindliche Einstellung gegenüber Menschen, die keine heterosexuelle, sondern eine homosexuelle, bisexuelle oder transidente Lebensweise führen (Transidentität beschreibt die Abweichung der Geschlechtsidentität vom biologischen Geschlecht).
*

nationalistischem

Nationalismus und Ethnopluralismus

Der Nationalismus ist eine aus der Nation abgeleitete Ideologie. Ihren Kern bildet eine Vorstellung von Nation als einer auf gleichen Werten, Sprachen, Tradition etc. basierenden Schicksalsgemeinschaft, die ihren Mitgliedern – den einzelnen Menschen – innerhalb einer feindlichen Umwelt Schutz biete und deshalb auch selbst schutzbedürftig sei. Im Weltbild der NationalistInnen stehen alle Nationen und die dazugehörigen Menschen in permanenter und prinzipiell unaufhebbarer Konkurrenz. Nach diesem Denken kann die Nation sowohl von äußeren Feinden (z.B. “Ausländern”), als auch von inneren Feinden (z.B. “linke” Jugendliche) bedroht sein.
*

rassistischem

Rassismus

Auch die Ideologie des Rassismus sieht die Welt als Kampfplatz unterschiedlicher Großkollektive. Sie teilt die Menschheit in bestimmte Gruppen, indem der Einzelne anhand äußerlicher Merkmale gedanklich einer (oder mehreren) Rasse(n) zugeordnet und diesen bestimmte charakterliche Eigenschaften und Verhaltensweisen zugeschrieben werden (Rassifizierung). Rassismus ist in allen Gesellschaften und ihren unterschiedlichen Ebenen weit verbreitet und äußert sich in der politischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Ungleichbehandlung von Menschen, in tradierten Klischees und Überlegenheitsgefühlen bis hin zum Hass großer Teile der Bevölkerung gegenüber anders aussehenden und anders denkenden Menschen oder Menschengruppen.

In den heutigen rassistischen Denkmustern werden Menschen oder Gruppen nicht mehr nur noch aufgrund biologischer, äußerlicher Merkmale diskriminiert, sondern aufgrund nationaler, sozialer und kultureller bzw. religiöser Zugehörigkeiten. Auch wenn Faschismus und Nationalismus fast immer in Verbindung mit Rassismus auftreten, gilt dies andersherum nicht. Rassismus ist kein Phänomen einer extremen Minderheit, sondern in der sogenannten Mehrheitsgesellschaft stark verbreitet.
*

antisemitischem

Antisemitismus

Als Antisemitismus wird die feindliche Einstellung gegenüber Juden und Jüdinnen bezeichnet, die oftmals mit Verschwörungstheorien über die angebliche finanzielle und politische Macht „der Juden“ begründet wird. Diese Ideologie geht in der Regel mit der Vorstellung einher, weltpolitische Probleme seien auf die Schuld Einzelner zurückzuführen. Anders als bei der Diskriminierung anderer vermeintlich minderwertiger Minderheiten beruht der Antisemitismus auf der Vorstellung, Juden seien gesellschaftlich höher gestellt. Antisemitismus äußert sich heute häufig in der pauschalen Kritik am Staat Israel oder am „jüdisch kontrollierten“ Finanzkapitalismus. Ebenso unsinnig ist es allerdings, im Umkehrschluss alle KritikerInnen der Staats- und Regierungspolitik Israels als Antisemiten zu bezeichnen oder kritische Analysen über das Funktionieren des modernen Finanzkapitalismus als Antisemitismus zu werten.
*

sozialdarwinistischem

Chauvinismus und Sozialdarwinismus

In politischer Hinsicht beschreibt Chauvinismus den Wunsch nach einer „starken Nation“, deren Interessen gegenüber anderen Nationen höher zu stellen seien.

Auf der zwischenmenschlichen Ebene zeigt sich solch ein Überlegenheitsgefühl, wenn sich Menschen aus einer höheren Gesellschaftsschicht abfällig oder feindlich gegenüber sozial schwachen bzw. sozial diskriminierten Personen äußern (z.B. gegenüber Harz IV-EmpfängerInnen oder Obdachlosen). Dieses, oft als „Wohlstandschauvinismus“ bezeichnete Phänomen, tritt v.a. bei Menschen(-gruppen) hervor, die befürchten, dass sie ihren eigenen Wohlstand, Einfluss oder ihre Macht mit Anderen bzw. „Fremden“ teilen müssen. ChauvinistInnen denken und verhalten sich unsolidarisch und lehnen die Idee einer sozial gerechten Gesellschaft ab.

Der Sozialdarwinismus – eine Form des Chauvinismus – beschreibt die fehlerhafte Übertragung von biologischen Prinzipien aus der Evolutionstheorie Charles Darwins auf die Gesellschaft. Nach dieser Vorstellung sei es legitim, Menschen nach ihrem Wert für die Gesellschaft (z.B. physische und psychische Stärke, Intelligenz) in wertvolle und wertlose Mitglieder zu selektieren.
*
und sexistischem Denken. Diese rassistische Alltagskultur äußert sich durch einen Konsens, welcher alles, was nicht in das Bild der Mehrheitsgesellschaft passt, ausgrenzt und mehr oder weniger bekämpft.

Anmerkung: alle Zitate sind als Erklärungen zu diesem Text eingefügt
http://wachsam-in-chemnitz.de/alltagsrassismus/


Ich vermute, wer diese Aufzählung und die Anmerkungen und Definitionen dazu liest, kann verstehen, wo ich diese Tendenzen meine zu entdecken und zu verorten.

Was ist passiert, dass dieses Denken wieder so salonfähig geworden ist?

Wie in dem o.a. Artikel haben Studien der Friedrich-Ebert-Stiftung untersucht und belegt, wie viele in der Mitte der Gesellschaft stehende Menschen dieses Denken in dem einen oder anderen Punkt teilen. In manchen Punkten sind diese Einstellungen für über ein Drittel der Befragten nachvollziehbar

http://library.fes.de/pdf-files/do/07504-20120321.pdf

Mir ist es nachwievor ein Anliegen, dass diese Einstellungen in meinem Umfeld und dort, wo ich lesend und schreibend aktiv bin, nicht unwidersprochen stehen bleiben.
Daher habe ich dieses Thema hier erneut zur Diskussion gestellt und hoffe, andere Menschen zu finden, die bereit sind, sich diesem wie ich entgegen zu stellen
*****eiv Frau
13.440 Beiträge
Danke dür den Beitrag und das posten dieser Studie, die sehr differenziert ist.

Zeruleiv
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