Ich hasse mittlerweile nichts mehr,
als die Hilfsargumentation des Rassismus,
wo gar keiner ist!
(soll heißen, es gibt ganz sicher Rassismus, aber nicht alles, was so "einfach" als Rassismus etikettiert wird, ist auch welcher)
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Zur Dankbarkeit hat Antaghar in seinen Beiträgen gute Worte gefunden.
Es geht nicht um die Dankbarkeit an den Staat oder im Speziellen an eine Person,
das wurde hier passend ausgedrückt:
Ich kann mir vorstellen, dass ich, wenn ich aus furchtbaren Lebensumständen nach Deutschland käme, um hier zu leben, zunächst eimal eine große Erleichterung und - daran gekoppelt - einfach Dankbarkeit empfinden würde.
Genau so denke ich auch - denn dieses Gefühl -das da sein müsste -
das spiegelt man nach außen... das wird bemerkt!
Der Knackpunkt liegt für mich in dem Wort Gastfreundschaft.
Mein Empfinden sagt mir, das in den angesprochenen Brennpunkten,
sich niemand als Gast sieht und auch keine Freundschaft will.
Somit auch das Empfinden und die Ausführung von Dankbarkeit nicht mal in den Sinn kommt.
Ich finde es selbstverständlich(ohne das man mir das sagen musste),
mich im Urlaubsland an die Gegebenheiten anzupassen.
Ich erlebte dabei schon eine so enorme, von Herzen kommende Gastfreundschaft,
von Familien, die nach unseren Maßstäben "nichts" hatten - die sich freuten,
das ich versuchte, sie zu verstehen und irgendwie mit Hand/Fuß/Brocken der Sprache zu komunizieren.
Ich finde es unmöglich, wie sich so Mancher (auch Deutscher) im Ausland verhält.
Es gab eine Zeit, wo ich überlegte, beruflich in ein anderes Land zu gehen.
Letztlich kam es nicht dazu, doch schon in(!) der Überlegung fing ich an, die Sprache ein wenig zu lernen.
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Ein großer Punkt bei dem Thema ist diese Riesenschwemme von Menschen aus aller Welt, die nicht kleiner, sondern immer größer wird.
Die Einheimischen können und konnten sich darauf nicht vorbereiten,
und nun stehen sich kulturelle, moralische, religiöse und erzieherische Denkweisen gegenüber, die nicht unterschiedlicher sein könnten - ohne ein Herantasten oder Verstehen der jeweils anderen Seite.
Und mittlerweile auch ohne den Willen der jeweiligen Seite,
was - denke ich - der Überforderung geschuldet ist.
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Als ich zur Schule ging, gab es in unserer ganzen Schule 1(!) Ausländer(Spanier).
Keine Berührungspunkte irgendeiner Art, weil einfach nicht vorhanden.
Der 6000-Seelen-Ort ist 20 Jahre später verändert, mit verhärteten Fronten -
weil eben keine Vorbereitung für niemanden vorhanden war -
als dann in dem Gebiet Russen "einflielen".
Ich weiß noch, das ich immer konstaniert war,
wenn ich von meiner Mutter (Baujahr 1928) bei späteren Besuchen "von denen" "hier kann man nicht mehr leben" "hier muss man Angst haben" "Polizei dauernd da" "Türe eingetreten" hörte
weil ich - mittlerweile im Berufsleben - mit Menschen jeglicher Nationalität arbeitete.
Mir kam das im 1. Moment tatsächlich rassistisch vor.
Doch wenn ich das unter dem Punkt der Vorbereitung und Annäherung sehe -
ist es das gewesen, oder war das Überforderung durch die vielen fremden Eindrücke, sicher auch gepaart mit dem Anstieg der Kriminalität damals?
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Annähern... viele Dinge sind so klein und können so Großes erreichen.
Ich denke, meiner Mom hätte es geholfen, wäre die Frau der russischen Nachbarn einfach mal vorbeigekommen und hätte sich bekannt gemacht!
So war das in der Kleinstadt einfach üblich. So kommt man ins Gespräch.
In welchem dann sicher auch Verständnis zu anderen Lebenseinstellungen hervorgekommen wäre.
Das Abkapseln - so wie in Duisburg, wurde schon beschrieben - und in einer Parallelgesellschaft leben - das schafft kein Vertrauen - schlimmer noch: Es zeigt sehr, sehr deutlich, das man nicht Dankbar ist, und das eigene "Ding" durchzieht, egal wo.
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Jetzt arbeite ich seit ca. 20 Jahren mit bis zu 27 verschiedenen Nationalitäten zusammen. ICH habe viel gelernt. Gutes und Schlechtes. Echten Rassismus und Vorgeschobenen. Dankbarkeit und absolute Verweigerung bis hin zu Plänen, wie dieses Land mit dem Hitlerhintergrund niedergemacht werden soll. (das wird tatsächlich heute noch genauso gesagt - zu mir, die eine Generation ist, die damit überhaupt nichts zu tun hatte!)
Ich habe herzensgute Menschen kennengelernt, ich habe faule Eier kennengelernt.
Und ich habe schon vor Jahren von einem Menschen mit Migrationshintergrund gehört,
das aus nicht-Kriegsgebieten "eh nur die Leute kommen, die schon in deren Heimatland nichts auf die Reihe brachten".
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Ich kenne diese Krisengebiete/Stadtteile, die sieDom beschreibt - die gibt es auch hier,
und ich bin froh, nicht dort zu wohnen. Es sind keine Märchen, die sie erzählt.
Auch Duisburg ist echt.
Es ist in meinen Augen falsch, das man dort in Angst leben muss,
nur weil das eigene Land hilfsbereit ist/war.
Staat/Politik haben vieles falsch gemacht, das Resultat ist sichtbar.
Änderungen, die beiden Seiten helfen würden, leider nicht.
DAS zu sagen, ist kein Rassismus.
DARÜBER verbittert zu werden, so wie sieDom schreibt,
ist eine Reaktion, die verständlich ist.
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Die TE gibt m.E.n. hier ein gutes Beispiel,
gerade was den Titel des Thread anbelangt.
Auch deutsche Familien ziehen um, weil der Geldverdiener versetzt wird oder
woanders eine Chance sieht, das es der Familie besser geht.
Auch dabei werden die Kinder nicht gefragt,
es geht schließlich um das Wohl der eigenen Familie!
Ich kenne tatsächlich KEINEN Erwachsenen, der das seiner Familie krumm nimmt/nahm und Jahrzehnte später - beruflich erfolgreich - immer noch das Land verurteilt,
in dem er/sie heute erfolgreich ist.
Das waren mehr als nur 10 cent.
Und ich könnte noch so viele Gedanken dazu beitragen...