Liebe Urlauberinnen und Urlauber, liebe Gäste
Ich denke, es ist Zeit für die Korrektur eines möglicherweise falschen Bildes von einem wunderschönen Land - Mecklenburg-Vorpommern. Ja es stimmt, wir gehören zu den ärmsten Bundesländern Deutschlands - trotzdem sind wir reich. Reich an nahezu unberührter Natur, glasklaren Seen, grünen Wäldern und rauschenden Meereswellen. Nicht nur das, auch die Menschen in diesem Land sind etwas Besonderes. Die Ureinwohner hier reden nicht viel, sie mögen es eher ruhig und beschaulich. Wenn sie etwas sagen, so kann man sicher sein, dass sie es sich vorher überlegt haben.
Es gehört eher zu den Ausnahmen, dass Aussagen zweideutig sind oder Hintertüren offen lassen. Man prostituiert hier nicht gerne seine Meinung. Vielleicht ist auch das ein Grund für die Armut des Landes, dass seine Bewohner sich nicht gerne beugen und dann so tun, als sei es ihr freier Wille. Nein, vor ausländischen Invasoren - Verzeihung - Investoren hat man hier keine Angst. Der Solidaritätszuschlag ist schließlich nicht nur in die Buschzulage für die freundlichen Mitarbeiter aus dem Westen, sondern auch in die Erneuerung der Infrastruktur geflossen und hat dem Land damit auch die technischen Möglichkeiten eröffnet, an der weltweiten Kommunikation teilzunehmen. Schließlich hat man hier eine Tradition darin, von Freunden überwacht zu werden.
Die Bewohner hier nehmen das mit Humor, schließlich kennt man das. Neu ist allerdings, dass man den Überwacher kennt und ihn trotzdem „Freund“ nennen muss. Es wird wohl eine Weile dauern, bis man sich hier daran gewöhnt hat. Es ist halt die neue Zeit, in der Menschen öffentlich erklären, dass der Faschismus ein unseliges Erbe der deutschen Vergangenheit ist und trotzdem mit ausländischen Faschisten zusammenarbeiten. Oder das Menschen erklären, sie würden Ungerechtigkeiten mit wirtschaftlichen Sanktionen ahnden und im nächsten Satz betonen, dass es für die Zusammenarbeit deutscher Konzerne mit russischen Unternehmen selbstverständlich keine Einschränkungen gibt. So etwas ist eher untypisch für uns hier, da wir gewöhnlich mit beiden Beinen fest auf unserem Boden stehen und schon allein deshalb keinen solchen Spagat - also verbales Beinespreizen - hinbekommen.
Nun, und das die östlichen NATO-Länder - die es ja laut amerikanischer Aussage von 1990 nie hatte geben sollen - nun deutsche Waffenbrüderschaftshilfe bei der Ausspähung russischen Luftraumes erhalten, muss man verstehen. Wir in M-V hatten schon immer ein gutes Verhältnis zu unseren östlichen Nachbarn. Hier in M-V mag man keine Waffengewalt und schon gar keine Kriegsspiele mit deutschen Eurofightern. Schließlich haben wir hier aus unserer Vergangenheit gelernt. Hier ist das Land der Ruhe und Beschaulichkeit, hier erholt man sich vom Stress der wirklichen Welt.
Also, lieber Urlauber, bitte lassen Sie sich nicht von Menschen täuschen, die verlauten, typisch für unser Land zu sein und es zu vertreten. Sie sind es nicht und es gibt sie hier nicht. Damit Sie hier einen ungestörten und wirklich erholsamen Urlaub verbringen können, schicken wir solche Menschen dahin, wo der Schaden, den sie anrichten, am wenigsten auffällt. Nach Berlin ...