"Wir begreifen unser Glück erst,..."
"...wenn wir es von draußen sehn"In diesen Tagen machte mich ein Mitglied auf einen Songtext von Reinhard Mey aufmerksam, von dem ich tatsächlich noch nie gehört hatte- der mich seither aber tief bewegt. Es handelt sich um den 2013 erschienen Titel des gleichnamigen Albums „Dann mach’s gut“, den Mey seinem verstorbenen Sohn Max widmete, der 2009 mit einer verschleppten Lungenentzündung in ein Wachkoma fiel und nach mehreren Jahren dann verstarb. Konform zu den Joy-Regeln werden hier nur einige Passagen zitiert und in einen persönlichen Kontext gestellt.
Als ich ihn vom Bahnhof abgeholt habe, das letzte Mal,
Spülte ihn der Strom der Reisenden in die Novembernacht.
Ich erkannte ihn von weitem an dem wehenden Khmer-Schal,
Ich lehnte am Kofferraum unseres alten Strichacht.
Wir umarmten uns, klopften einander flüchtig auf den Rücken,
Ich musste mich etwas strecken, er musste sich etwas bücken.
Spülte ihn der Strom der Reisenden in die Novembernacht.
Ich erkannte ihn von weitem an dem wehenden Khmer-Schal,
Ich lehnte am Kofferraum unseres alten Strichacht.
Wir umarmten uns, klopften einander flüchtig auf den Rücken,
Ich musste mich etwas strecken, er musste sich etwas bücken.
Genauso geht es mir seit über einem Jahr, wenn ich meinen inzwischen größer gewachsenen Sohn Freitag abends vom Bahnhof abhole. Er ist bei Hamburg stationiert und fährt nahezu jedes Wochenende Richtung München heim. Nur dass mein kaum jüngerer VW Bulli kein Mercedes „Strichacht“ ist.
Da saßen wir beide dicht an dicht,
Ich am Steuer, er von ferne heimgekommen, weit gereist.
Wir hatten doch alles, aber wir wussten es einfach nicht.
Und als mich seine Einsilbigkeit schier zur Verzweiflung trieb,
Dachte ich, mein Gott, wie hab ich diesen Haderlumpen lieb!
Ich am Steuer, er von ferne heimgekommen, weit gereist.
Wir hatten doch alles, aber wir wussten es einfach nicht.
Und als mich seine Einsilbigkeit schier zur Verzweiflung trieb,
Dachte ich, mein Gott, wie hab ich diesen Haderlumpen lieb!
Mein Junge, abgekämpft von einer weiteren Woche bei den Fallschirmjägern, ermüdet von über 700 km Bahnfahrt, einfach nur platt von den Fallschirmsprüngen, Helikopterflügen. Er sitzt neben mir und schweigt- freilich nicht aus mangelndem Interesse.
Als ich ihn zum Bahnhof gebracht habe, das letzte Mal,
Schulterte er seinen grünen Seesack... Er trug das rote Barett, das ihm betrunkene Soldaten mal geschenkt hatten... „Dann mach‘s gut!“ Und wir klopften einander flüchtig auf den Rücken. Ich musste mich etwas strecken, er musste sich etwas bücken.
Schulterte er seinen grünen Seesack... Er trug das rote Barett, das ihm betrunkene Soldaten mal geschenkt hatten... „Dann mach‘s gut!“ Und wir klopften einander flüchtig auf den Rücken. Ich musste mich etwas strecken, er musste sich etwas bücken.
Genauso sehe ich meinen Jungen vor mir, mit seinem roten Barett und den inzwischen drei Streifen auf der Schulter. Einem aberwitzig sperrigen Seesack auf der Schulter, der heute „Berghaus“ heißt und noch viel praktischer als unser damaliger Seesack ist.
Und als sich die Waggontür lärmend zwischen uns beiden schloss,
Sah ich ihn schemenhaft hinter der spiegelnden Scheibe stehn -
Wir begreifen unser Glück erst, wenn wir es von draußen sehn!
Sah ich ihn schemenhaft hinter der spiegelnden Scheibe stehn -
Wir begreifen unser Glück erst, wenn wir es von draußen sehn!
Bis heute schmerzt mich dieser Moment, wenn es wieder Abschiednehmen heißt und der ICE Richtung Hamburg in die kalte Winternacht davon zischt.
Doch im Gegensatz zu diesem begnadeten Liedermacher mit diesem furchtbaren Schicksalsschlag kommt mein Junge bisher noch jedes Mal wieder! Ein letztes Zitat aus dem Liedende:
Wenn ich ihn vom Bahnhof abhol’n könnte noch einmal
Wollt‘ ich seinen schweren Seesack tragen und er wär mir leicht,
Und ich deckte eine Tafel für ihn für ein Abendmahl
Wie es einem Königssohn gebührt und zur Ehre gereicht.
Und ich wollte ihm den köstlichsten Wein von der Loire eingießen
Und Girlanden sollten weh‘n und alle Flüsse aufwärts fließen.
Wenn ich ihn vom Bahnhof abholen könnte nur noch einmal.
Wollt‘ ich seinen schweren Seesack tragen und er wär mir leicht,
Und ich deckte eine Tafel für ihn für ein Abendmahl
Wie es einem Königssohn gebührt und zur Ehre gereicht.
Und ich wollte ihm den köstlichsten Wein von der Loire eingießen
Und Girlanden sollten weh‘n und alle Flüsse aufwärts fließen.
Wenn ich ihn vom Bahnhof abholen könnte nur noch einmal.
Meine Gedanken sind seither bei Reinhard und Max Mey. Und werden es bei jedem Abschied und jedem Wiedersehen bleiben. Aber ich begreife und fühle unser Glück- von innen und von außen. Gestern, heute und morgen.
Betroffene Grüße: Martin