Der globale Minotaurus
Seit dem 27.01.2015 mischt ein Politneuling die europäische Wirtschaftskrise mächtig auf. Wer ist Yanis Varoufakis eigentlich, über den sich die Medien teils empören (schon weil er in Motorradstiefeln und mit offenem Hemd auftritt), die Frauen hingegen Seufzer der Zuneigung ausstoßen?Ist er nur ein Polit-Newcomer, der sich in der verworrenen Streitlage mit der EU aufspielt und eben mal die Zusammenarbeit mit der Troika aufkündigt?
Nein- er ist vielmehr ein Experte! Schon das ist in der Politik mehr als ungewöhnlich, sitzen doch in den meisten Parlamenten Beamte, Lehrer oder sonstige Zeitgenossen die viel zu oft gar nicht wissen worüber sie reden. Doktor Varoufakis ist ein promovierter griechischer Wirtschaftswissenschaftler, der Wirtschaftsmathematik an der University of Essex sowie Mathematische Statistik an der University of Birmingham studierte. Später arbeitete er als Dozent an Hochschulen in England, Schotland, Australien und Griechenland und war als Berater für späteren griechischen Ministerpräsidenten Giorgos Papandreou tätig, dessen Politik er zunehmend scharf kritisierte. Aus erster Ehe besitzt er auch die australische Staatsbürgerschaft.
Er hat im Gegensatz zum wohlhabenden Juristen Schäuble verstanden, dass die Bevölkerung Griechenlands nach massiven Entlassungen und Lohnkürzungen die Schulden niemals mehr zurückzahlen kann, und beschreibt in seinem viel beachteten Werk „The global Minotaur“ sehr anschaulich, dass eine „schwarze Null“ politisch zwar erfreulich sei, die aktuellen und künftigen Generationen aber nicht alle Lasten alleine tragen können. Zumal die erwirtschafteten Handelsbilanzüberschüsse der reicheren Staaten wie Deutschland, Japan und China zu etwa 70% an die Wall Street geflossen sind. Gerettet wurden bisher nur die griechischen Banken, bei denen diese Nation zusätzlich zum Rettungsschirm ebenfalls hoch verschuldet ist.
Und er hat klar gemacht, dass die zahlreichen griechischen Großunternehmer –insbesondere die bis heute steuerfreien Reedereimilliardäre- herangezogen werden müssen, bevor die Gesellschaft unter immer neuen Lasten zusammenbricht.
Unabhängig von unserem eigenen politischen Standort (in Deutschland scheint es ja nur noch einen einzigen zu geben...) ist das Werk für mich eine klare Empfehlung. Und hilfreicher, als über Motorradstiefel zu debattieren.
Martin von den Nighties, ebenfalls studierter Ökonom