Kinotipp: Hubert von Goisern
Hubert von Goisern- der Film „Brenna tuat's schon lang“Morgen ist Kinostart eines wirklich sehenswerten biographischen Films über den Ausnahmemusiker Hubert von Goisern, bürgerlich Hubert Achleitner – der seinen Künstlernamen als "Racheakt" an seiner Heimatgemeinde, dem Kurort Bad Goisern – bezeichnet. Die Nighties hatten gestern vorab Gelegenheit, den Film komplett zu sehen und waren beeindruckt.
Nein, es geht längst nicht mehr um das „Hiatamadl“, mit dem er Anfang der 90er Jahre über Nacht berühmt wurde. Er hat nach bis dahin vielen gescheiterten Versuchen seine musikalische Entwicklung immer wieder neu erfunden, was im Film sehr anschaulich und humorvoll portraitiert wird. Schon der Auftakt, wo er in den Morgenstunden mit einem Angelboot auf dem einsamen Hallstädter See interviewt wird und diese Szene mit historischen Filmaufnahmen überblendet wird erzeugt Gänsehaut- untermalt mit seinem legendären „Heast as nit“ und den Zeilen „Die Jungen san alt wordn, und die Altn san g'storbn“...
Die Entwicklung seiner vielfältigen Karriere wird unter anderem mit seinen Reisen in den Senegal, Amerika und den legendären Schiffstourneen bis ans Schwarze Meer sowie Rotterdam abgebildet. Letzteres nimmt fast ein wenig viel Raum ein, und uns fehlte vor allem die sensationelle Filmmusik zu „Schlafes Bruder“, zu der er unter anderem eine Nacht lang die Orgel im Salzburger Dom spielte. Auch die chinakritisch motivierten Reisen nach Tibet und seine Begegnungen mit dem Dalai Lama kann der 94minütige Film aus Zeitgründen nicht aufgreifen.
Nein, legendäre Balladen wie in der Anfangszeit mit „Weit, weit weg“ kamen seither nie mehr aus seiner Feder und den zahlreichen Instrumenten, die er beherrscht. Weit, weit weg ist er von der Heimat aus aufgebrochen in ferne Länder. Er versteht sich mehr als kultureller Botschafter in anderen Ländern und Kontinenten, wo er musikalische Kooperationen mit deren Musik und Instrumenten ins Leben rief. Und dann umso „geläuterter“ in sein kleines Bad Goisern zurückkehrte.
Ja, Hubert von Goisern ist über die nun bereits 25 Jahre seiner Karriere selbst sichtbar alt geworden, wird heuer bereits 63 Jahre- die man ihm ansieht. Aber er wirkt noch sympathischer und ehrlicher, authentischer. Es geht längst nicht mehr um Durchbruch und wirtschaftlichen Erfolg, sondern um seine ganz persönliche Botschaft gegen soziale Ungerechtigkeit und Rassenverachtung wie in seinen bemerkenswert frühen Attacken gegen den verstorbenen Populisten Jörg Haider, der aus dem gleichen Dorf im Salzkammergut stammte.
Wer diesen sozialkritischen Ausnahmekünstler kennt und schätzt, dem sei der Film unbedingt empfohlen. Wer ihn liebt wie wir, für den ist der Film des großartigen Regisseurs Marcus Rosenmüller (u.a. "Wer früher stirbt ist länger tot") einfach ein Muss.