Hin und Her gerissen
bin ich (Frau) bei diesem Thema.
Einerseits ist der volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Schaden immens, keine Frage.
Andererseits - man mag Weselky symphatisch finden oder nicht, auch seine Motivation lassen wir einfach mal beiseite - gibt es ENDLICH mal wieder eine Gewerkschaft, welche für Verbesserungen ihrer Arbeitnehmer kämpft.
Denn mal ganz ehrlich, irgendwo werden wir alle immer mehr zum Spielball der Konzerne. Und wenn es dann noch um einen Konzern wie die Bahn geht, bei welcher EIN Aktionär die Geschicke bestimmt und es nur auf maximale Ausschüttung für unsere Staatskassen geht, dann hört bei mir das Verständnis einfach auf.
Die Kurzsichtigkeit auf den Fokus Gewinn/Ausschüttungsmaximierung bringt unseren Staat immer mehr in die Bredoullie. Denn wer bitte, soll denn noch Geld ausgeben, wenn man am Existenzminimum krabselt? Wer soll dafür sorgen, dass wir von nicht mehr so extrem von Exporten abhängig sind?
Der Lauf der Dinge wird immer kurzsichtiger und die Unternehmen vergessen komplett, dass jeder Mitarbeiter auch Kunde ist.
Die Milliarden welche Konzerne erwirtschaften fliessen nicht in den deutschen/europäischen Geldumlauf. Sondern werden gebunkert oder weit weg von uns investiert. Wir haben im Prinzip eine Wirtschaftsblase, welche früher oder später platzen wird.
Und nun gibt es da jemanden, der zumindest in seiner Sparte dafür sorgen möchte, dass die Menschen Geld verdienen, damit sie konsumieren können und auch für ihre Arbeitseinsätze würdig behandelt werden. Und dann wird diese Person mit den Füssen getreten, der allgemeine Mainstream geht gegen die Streikmöglichkeit, ohne die wesentlichen Aspekte und Auswirkungen zu beachten.
Wir werden immer mehr zum deutschen Michel einer Presse, welche in keiner Hinsicht mehr eine freie Meinung ist. Wir graben uns selbst das Wasser ab, anstatt uns zu freuen, dass es noch Menschen gibt, welche sich gegen die Wirtschaftsdiktatur wehren und Gerechtigkeit fordert. Es wird nicht wahr genommen, dass die Bahn ebenso stur ist und ausschliesslich ihre eigenen Interessen mit Stimmungsmache durchsetzen möchten. Wir haben das in Stuttgart schon auf die übelste Art erlebt und es ist erwiesen, dass die Bahn Agenturen mit Stimmungsmache in ihrem Sinne in der Presse beauftragt.
Was wollen wir denn? Unsere Rechte wahrnehmen oder alles schön gebügelt und gestriegelt den Bach runter gehen lassen?
Insofern - ich freue mich über den Streik und darüber, dass Interessen vertreten werden, dass nicht nur gekuscht wird. Unsere Streikkultur wird sonst zu einem Zerrbild ihrer selbst.
Ich bin übrigens auch betroffen davon und musste eben umdisponieren. Und in der Stadt in der wir wohnen, kann man wegen des Streiks auch überhaupt nicht mehr Auto fahren, da 12 Stunden lang die Strassen zu sind. Also steigen wir aufs Fahrrad oder fahren Strassenbahn.