undurchschaubare Komplexität
Hallo ihr Lieben,
es wird sehr schwierig für den Verbraucher, wenn nicht gar unmöglich die chinesischen Tentakeln nicht zu füttern. Sehr viele Roh- und Hilfsstoffe kommen aus China, das kriegen wir im Produkt kaum mehr mit.
Darüberhinaus:
Die Automobilindustrie als erstes und zwischenzeitlich so gut wie alle Branchen beziehen Werkzeuge zur Produktion von Stanzteilen und von Kunststoffteilen etc. aus China. Da fließen Milliarden in den Chinesischen "Sondermaschinenbau". Es dürfte zwischenzeitlich sehr sehr wenige Produkte geben die nicht indirekte Wertschöpfung aus China beiinhalten. Selbst wenn in Deutschland das Endprodukt produziert und montiert wurde, sind darin Werkzeug fallende Teile wie Stanzteile, Druckgussteile, Kunststoffteile, etc. enthalten, welche mit Werkzeugen/Betriebsmitteln/Sondermaschinen hergestellt sind, die wiederum aus China importiert wurden.
Auf Anordnung von oben, war ich vor 14 Jahren als Ingenieur das erste Mal in China. Ich habe damals sehr viel "know-how" rüber transportiert. Betriebsnormen die immer hoch geheim waren wurden plötzlich an Chinesen rausgegeben; unter dem Deckmäntelchen als Anhang von Verträgen und Qualitätsnormen. Alles aus Profitgier? - Vordergründig sicher, hintergründig ??. Es war ein mittelständisches Unternehmen, das möglicherweise ohne diese kostenoptimierungsstrategie und das Joint-Venture mit chinesischen Unternehmen damals nicht überlebt hätte. Wettbewerbsdruck, vermeintlich hohe Lohnkosten in Deutschschland etc. Das alte Lied... "Jeder" hat´s gemacht - also mitrennen oder eingehen, oder eine bessere Idee haben! - Hm.
Ein riesen Faktor ist sicherlich auch die Flexibilität der Chinesen. Ob über das Wochenende, über Nacht... egal, es wird alles möglich gemacht. Der Kunde ist König, (solange er zahlt), Die chinesen sind nicht satt - meine Erfahrung. "Time to Market" ist einer der wichtigsten Marketingfaktoren geworden, für den letztlich wir Verbraucher verantwortlich sind. Mit deutscher freizeitorientierter Wertementalität ist da für den, der risikoreich und oft mit Fremdkapital in eine millionenschwere Neuproduktentwicklung investiert, nicht mehr viel zu gewinnen - sorry ist (gefühlt) so. Da kann jeder ansetzen. Nicht immer dass Neueste und Modernste haben wollen... warum braucht es mittlerweile fast im 1,5 Jahresrhytmus ein Facelift bei den Automodellen... neue Handymodelle finden unverständlichen Absatz und das Alte fliegt ... wohin? In den Müll?
Gehe ich heute nach China, sehe ich, dass wir know-how-technisch mehr und mehr ausgeblutet werden von diesem vordergründig großen und chancenreichen Markt. Marktwirtschaft oder Kapitalismus? Für diese Antwort bin ich zu wenig Volkswirt.
Jedenfalls fühlt sich das alles nicht gut an. Wir haben in Deutschland zunächst die Textilindustrie verloren, dann die Schuhindustrie. Maschinenbau und Autoindustrie sind in vollem Gange. Strömungen die so übermächtig erscheinen, dass es undurchschaubar und unsteuerbar erscheint. Übrigens ist jetzt Indien dran. Die produzieren billiger als die Chinesen...
Im größeren Kontext wäre hier sicherlich über die Globalisierung und deren Auswirkungen nachzudenken. Ich hoffe es gibt Think-Tanks auf der ganzen Welt die das bereits tun und die Ergebnisse irgendwann in die Politik einbringen werden.
Grüsse
der soul