Diese Menschen in die Schubladen "echter" Flüchtling, Wirtschaftsflüchtling und Kleinkrimineller einzuteilen halte ich für sehr fragwürdig und ich möchte mit niemandem tauschen, der solche Entscheidungen von Amts wegen treffen muss und diese Aufgabe ernst nimmt. Ein Raster von 20/20/60 Prozent darüberzulegen mag zwar subjektive Eindrücke bestätigen, trifft meiner Meinung nach aber nicht den allgemeinen Zustand.
Dass in der Nähe von Unterkünften mit einer größeren Anzahl dieser Menschen mehr Eigentumsdelikte vorkommen und die Situation in den öffentlichen Verkehrsmitteln Probleme bereitet ist zwar zutreffend, aber das trifft auch für soziale Brennpunkte zu und wer sich nach einem Fußballspiel in die Straßenbahn wagt, kann auch einiges erleben.
Das von
@*******paar erwähnte Supermarktbeispiel ist mir bekannt und ich halte grundsätzlich diese Reaktion für ein falsches Signal, das andere ermutigt, ebenfalls diese Art von Selbstbedienung zu probieren. Allerdings kann es auch sein, dass in Einzelfällen so eine unangenehme Entscheidung im Sinne einer Deeskalation angemessen sein kann.
Diesen Problemen und den damit verbundenen Ängsten mit Selbstverteidigung entgegenzuwirken ist auf den ersten Blick eine Lösung, denn das ist eine Sprache, die diese Leute verstehen.
Aber auf den zweiten Blick ist es meiner Meinung nach eben keine Lösung, denn es kommt doch gerade darauf an, diesen Menschen zu zeigen, dass in unserem Land (im Gegensatz zu machen Herkunftsländern) die menschliche Kommunikation nicht mit den Fäusten erfolgt. Der Dauerkonflikt zwischen Israelis und Palestinensern zeigt doch, zu was das führt.
Der Migrationsdruck auf Europa wird zunehmen, das ist die bittere Wahrheit. Dagegen mit Grenzzäunen, Obergrenzen und Kriegsschiffen anzugehen hat den gleichen Effekt, wie Alkoholkonsum mit Prohibition zu bekämpfen - das Problem wird nicht beseitigt sondern in die Illegalität gedrängt.
Auch eine Zwei-Klassen-Strafrecht(sofortige Abschiebung auch bei geringfügigen Delikten), wie es in der Schweiz gefordert und (zum Glück!!) vom Volk abgelehnt wurde ist nicht die Lösung, denn es rüttelt an einem Grundpfeiler unserer Rechtsordnung, die Gleichheit vor dem Gesetz.
Merkels Willkommensgeste war vielleicht zu allgemein, zu blauäugig und auf die Folgen war man nicht vorbereitet, obwohl man es hätte wissen müssen. Auf die Dauer aber ist es der beste Weg, diese Menschen nicht zu bekämpfen, sondern alles daran zu setzen, sie zu integrieren. Wer die Wahl hat zwischen einer Schattenexistenz als Kleinkrimineller und einer Ausbildung zum Facharbeiter, wird sich wohl kaum für Ersteres entscheiden. Und auch die europäische Solidarität, die Merkel einfordert ist unabdingbar, denn diese Menschen suchen natürlich immer die schwächste Stelle und das ist gerade Deutschland.
Ängste abbauen kann man dadurch , dass man auf der einen Seite diese Ängste ernstnimmt und tatsächliche Misstände nicht unter den Teppich kehrt, auf der anderen Seite aber auch entschieden gegen jede Panikmache eintritt.
Noch eine Anmerkung zur Kleinkriminalität, vielleicht etwas OT: Verglichen mit der Großkriminalität, die seriös aussehend in Gestalt von Managern, Bankern und Politikern daherkommt, sind das wirklich nur Peanuts. Mit dem Geld etwa, das unsere Reichen mit Cum-Ex und Cum-Cum-Geschäften unserem Staat abluchsen könnte man in der Flüchtlingsfrage viel bewegen.