Anschlag in Belgien

Es gibt keine Rechtfertigung für diese brutalen Anschläge, aber man muss auch sehen, dass das nur die Retourkutsche für das ist, was der Westen in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten in islamischen Staaten angerichtet hat. Der IS ist erst dadurch entstanden, dass der Westen den Irak plattgemacht hat und bei der Destabilisierungen vieler arabischer Länder durch den sogenannten "arabischen Frühling" mitgewirkt hat.
Am Sonntagabend habe ich mir den Tatort angeschaut und war angenehm überrascht, dass ausgerechnet in einem Krimi für so einen Anschlag auch einmal die Sicht der Täter gezeigt wurde.

http://www.ardmediathek.de/t … d=602916&documentId=34233908

Dass wir in Deutschland noch nicht betroffen sind, könnte damit zusammenhängen, dass wir bei all diesen Aktionen immer etwas zögerlicher waren als andere westliche Staaten. Ich hoffe, dass jetzt unsere Seite endlich mal nicht wie bisher nur mit Kriegsrhetorik und schärferer Überwachung reagiert, sondern sich auch auf die eigene Mitverantwortung besinnt.

Ich erinnere mich noch ganz gut daran, wie direkt nach dem 11. September Ulrich Wickert bei Bush und Bin Laden "gleiche Denkstrukturen" festgestellt hatte und dafür viel Kritik einstecken musste.Aber er lag da gar nicht so stark daneben. Zu den mordenden Terroristen und unschuldigen Fluggästen gehören eben auch amerikanische Drohnen und unschuldige afghanische Bauern.

gilt den Opfern. Obwohl ich sicher bin, dass ich nicht annähernd das erfühlen kann, was diesen Menschen und ihren Angehörigen widerfahren ist. Es macht mich einfach traurig und sehr nachdenklich. Jedes Wort erscheint mir daher als leere Phrase, weil es die Gefühle nicht annähernd trifft.

Ich kann mich noch sehr gut an die kollektive Lähmung hier in Norwegen erinnern, als Breivik die vielen unschuldigen Menschen getötet hat. Das hat die Menschen für eine gewisse Zeit zusammenrücken lassen. Was sich aber bis heute erhalten hat, ist das Gefühl der Entzauberung der heilen Welt in Europa. Das ist ein bleibender Eindruck, der aus meiner Sicht nicht wieder vergessen wird. Wir haben vergessen, wie die Welt "da draußen" funktioniert. Sie ist brutaler und menschenverachtender als die meisten hierzulande wahrhaben wollen. Eine Welt, für deren Zustand jeder von uns, mit dem Billigurlaub, der Geiz-Ist-Geil-Nummer, der Erdölverschwendung, dem täglichen Überfluss, dem Kauf seines Smartphones mitverantwortlich ist. Alle in der sogenannten ersten Welt leben auf Kosten anderer Menschen und wir maßen uns an, unsere "westlichen Werte", welche immer diese sein mögen, in andere Kulturen als die einzig richtigen zu exportieren. Die Demokratie westlichen Zuschnitts ist lange von einer Diktatur des Geldes abgelöst worden. Die Folgen der missglückten "Demokratisierungen" können wir in Afghanistan und dem Irak sehen. Die daraus folgende Orientierungslosigkeit der Menschen lässt uns jetzt die Folgen spüren. Es sind die Auswüchse destabilisierter, haltloser, zukunftsberaubter Regionen in denen die Supermächte Stellvertreterkriege um sinnarme Weltmachtansprüche und Rohstoffe führen. Leider ist es so, dass jetzt, nach Syrien, Irak, Libyen, Afghanistan ... auch hier Menschenleben in das Mahlwerk der Folgen der "großen Politik" geraten. Die Radikalisierung von Islamisten nimmt nicht zufällig jetzt, in einer Welt zunehmender Verteilungskonflikte und -ungerechtigkeiten, solche Ausmaße an. Auch wenn unsere Medien uns das glauben machen wollen, die Verantwortlichen für die Opfer von London, Paris, Madrid und jetzt Brüssel sitzen nicht in Syrien, Afghanistan, Libyen oder dem Irak. Wir beginnen die Ernte unserer Saat erleben zu müssen. Geldgier und gnadenloses Wachstum des Wirtschaftswachstums sind keine Mittel um Menschen würdig und in Frieden leben zu lassen.

Das entschuldigt selbstredend die Anschläge von Islamisten auf unschuldige Menschen nicht. Nirgendwo auf der Welt gibt es auch nur einen Grund Menschenleben so zu beenden. Es gibt aber auch keinen Grund für das Vorgehen der USA und aller alliierten Partner in Syrien, im Irak und in Afghanistan. Das sollte bitte bei aller ehrlicher Trauer nicht vergessen werden.

Hank

PS: Manche mögen diesen Beitrag an dieser Stelle unpassend finden, aber ich kann die Opfer von Brüssel nicht unpolitisch aus dem Zusammenhang gerissen betrauern. Schon gar nicht nach London, Madrid, Paris. In Paris waren Freunde von mir unter den Verletzten.

Auch mein Mitgefühl allen Betroffenen!

Jedoch bitte ich bei uns hier davon Abstand zu nehmen, die Täter in eine bestimmte Richtung (z.B. Islam) fest zu machen! Danke.

Mit einem ähnlichen Titel wurde heute ein Thread in der Gruppe Spiritualität eröffnet. Sofort prallten Verschwörungstheoretiker und Verschwörungsgegner mit heftigen Statements aneinander und gerade als ich einen schlichtenden Beitrag schreiben wollte, wurde der Thread gesperrt.

Ich finde es wichtig, dass wir hier weitersprechen können und ich möchte alle Beteiligten bitten, einen sachlich moderaten Ton einzuhalten und persönliche Differenzen in privaten Mails auszutragen.

Ich schließe mich @****imu an .....
So sehe ich es auch......

Schlimm, was auf der Welt los ist ... Sodom und Gomorra ....

...die Ablehnung der zivilisierten Menschheit - und dabei ist es völlig egal, welcher Teufel sie zu ihrer schrecklichen Tat motiviert hat, ob es eine religiöse, politische oder schlicht pervers-kriminelle Triebfeder gab.

Ich kann in allen Punkten nur Zustimmen, vor allem Hank und mwalimu...

Zu Joanno möchte ich noch hinzufügen: So traurig es sein mag, aber auch der reine Selbsterhaltungstrieb, bzw. der Wunsch die eigene Familie ernähren zu können hat schon manchen (jungen) Familienvater oder Sohn dazu getrieben sich als Söldner anheuern zu lassen. Welche Alternative haben Menschen, deren Existenzen im wörtlichen Sinne zerbombt wurden indem die Industrie durch (wessen auch immer) Waffen vernichtet wurde?
Hierzu habe ich neulich einen sehr guten, scheinbar ordentlich recherchierten Artikel gelesen. Ich glaube es war eine soziologische Studie, in der die Autorin über mehrere Monate mit vielen Gefangenen gesprochen hat. Leider kann ich mich weder an ihren Namen noch an den Titel des Artikels erinnern. Falls ihn hier zufällig jemand kennt, bitte ich um Ergänzung dieser Angaben.

traurige und nachdenkliche Grüße in die Runde
Nahrin

Angriffe auf Zivilisten dienen alleinig Angst und Schrecken zu verbreiten, solche Art von Barberei kennt man als Mittel von Diktaturen, die aufkeimenden Widerstand zu bekämpfen versuchen.

Der Hinweis von Hank42 mit den Söldern ist jedenfalls sehr interessant, ganz besonders wenn man sich fragt, von wem diese denn bezahlt werden??

Interessant finde ich auch, das die Medien bzw. die Sicherheitsdienste immer sehr schnell schon vieles zu wissen scheinen?!?

Das macht leider auch niemanden wieder lebendig bzw. gesund, aber dennoch halte ich es mit meinen Gedanken wie

Magic_Mistery

LG che

... genau!
Immer schön politisch korrekt bleiben (auch wenn wir wissen, dass es falsch ist.....)
Das ist wie bei unserer Polizei, wo´s auch Dienstanweisungen gibt, dass "offiziell" Straftaten nicht durch Ausländer begangen werden - auch wenn sie es waren!
Das schürt nämlich nur Unruhe und gefährdet den Frieden, wenn man es offen sagen würde, wer es war!

Dieser ganze Klüngel .....

by the way ....
Aber Putin wird Propaganda vorgeworfen .......

Wir befinden uns hier auf ganz dünnem Eis.
Die Joy-regeln sind im Grunde ganz klar: Politische Themen sind grundsätzlich im Joy weder in den Foren, noch in Profilen erwünscht. Der Joy sieht sich - wohl nicht ganz zu unrecht - nicht als politische Plattform.
Daß wir Moderatoren dennoch einen gewissen Austausch zulassen darf man gerne positiv oder negativ bewerten.
Jedoch nehmen wir uns absolut heraus, dirigierend einzulenken. Wenn etwas aus dem Ruder läuft, werden auch wir Threads schließen.

Weiter möchte ich abermals anmerken, daß eine Gruppe von Menschen nicht pauschal abgeurteilt werden darf - schon gar nicht, wenn man keine glasklaren, unumstürzlichen und nicht manipulierten Beweise vorliegen hat. Die Geschichte hat uns sehr oft bewiesen, daß "Angriffe unter falscher Flagge" häufig der Auslöser für größeres Übel waren.

Jeder Akt von Gewalt darf verurteilt werden und ich behaupte zu sagen, daß in JEDEM Menschen ein Same liegt, Böses zu tun, wenn nur die "richtigen" Umstände gegeben sind.

Wer unter uns wirft also den ersten Stein?

Zuweilen sind die Umstände derart verwaschen, daß man nicht einmal mehr erkennen kann, wer Täter und wer Opfer ist. Womöglich sind wir alles in einer Person.

Lasst also bitte in künftigen Beiträgen (sei es in diesem Thread oder in anderen) davon ab, mit dem Finger auf den Anderen zu zeigen! Wir tun gut daran, vor unserer eigenen Türe zu kehren.

Beim allem: Gewalt ist falsch, Krieg ist vollkommen verkehrt - doch mit Hass und Verachtung säen wir ebenso keine gute Saat...


Jörg als Mod und Mitglied

es ist dieses Gefühl, Ohnmacht, nicht wissen was weiter passiert
Ängste um die Freunde, die Erinnerung an Freunde, die schon bei anderen Anschlägen ihr Leben verloren, andere sind knapp entgangen, Gedankenspiralen
was kommt wo als nächstes

Vielleicht ist das der Artikel, den ToBchanged angesprochen hat. Den hatte ich mir damals auch als interessant gebookmarkt. Ist allerdings auf Englisch: http://www.thenation.com/art … interviewing-isis-prisoners/

liebe LaDesiderata,

ja, der Artikel war auf Englisch und ich bin ziemlich sicher, dass es sich um eben diesen handelt. Schön, dass er weiteren Menschen bekannt und gemerkt ist

.. für diesen interessanten Artikel. Er bestätigt genau das, was ich weiter oben beschrieben habe. Die Hauptantriebsfeder dieser "Terroristen" ist der Hass auf die Amerikaner und ihre Verbündeten, die den Krieg ins Land gebracht und den Menschen ihre Existenzgrundlage und ihre Würde genommen haben.

Wahre Größe würde der Westen jetzt zeigen, wenn sich politische Repräsentanten dazu durchringen könnten, Fehler einzugestehen und eine Form der Entschuldigung zu finden. An Willy Brandts historischem Kniefall in Polen kann man sehen, was eine einzige Versöhnungsgeste bewirken kann.

Aber Politiker von diesem Format sehe ich im Moment keine auf der Welt.

Genau DAS ist es doch!
.... und doch wird immer wieder propaganda-artig das, was WIR als Westen machen, für automatisch gut befunden - die Anderen sind die Verbrecher, die Spinner, die Radikalen - ja - bis hin zum Feindbild.
Die spannende Frage der Motivation - warum die Dinge geschehen; was steckt in Wahrheit dahinter; was waren die Auslöser - wer stellt sie noch.....?

Allzu leicht wird ein impliziertes Bild einfach übernommen, weils politisch opportun ist .... aber die Genauigkeit; die Richtigkeit der politisch korrekten Aussage wird interessanter Weise kaum hinterfragt (so lange es die offizielle, eigene Position betrifft).

Dabei verfolgt die "eigene Seite" genauso Interessen und betreibt allzu oft "false flag - Operationen" ......

In "Avatar - Aubruch nach Pandorra" hat Jack einen sehr trefflichen Satz gesagt:
".....So läuft das doch ständig! Wenn irgend Wer auf irgend einer Sache sitzt, die du haben willst - mache ihn dir zum Feind! Und DAS rechtfertigt dann, dass du es dir nehmen kannst......"
So mal in freien Worten von mir .......

Deswegen hat Cameron nicht DIE Oscars bekommen, die der Film wert gewesen wäre; ja - man hat ihm anti-amerikanisches Verhalten vorgeworfen (!) - weil er geschichtlich und politisch die Wahrheit sagte ..... vom Genozid an den amerikanischen Ureinwohnern - bis hin zur aktuellen Politik.

DAS sind die Gründe für die Dinge, die wir sehen können - immer wieder dieser Klüngel aus Politik, Macht, Gier, Bereicherung!

Du beziehst Dich jetzt in Deinen Aussagen nicht wirklich auf einen Film, oder?

Was mich als Mensch, der auch nordafrikanische Wurzeln hat und auch optisch so aussieht, derzeit massiv verstört, ist das Misstrauen, das mir überall im Alltag entgegenschlägt.

Bis zu einem gewissen Grad bin ich es ja gewohnt, dass, wenn ich z.B. mal etwas "typisch" gekleidet bin, mir der Hausdetektiv im Geschäft "unauffällig" folgt - aber in den letzten Monaten ist aus dem Misstrauen teils schon offene Ablehnung geworden.

Sollte ich mir die Haare entkrausen, blond färben und in Bleichmittel baden?

das ist mir hier auch schon aufgefallen
aber auch eine Art Unsicherheit der Nachbarn, ob ich denn wirklich sie grüße, so öffentlich, das macht mir Angst
in irgendwelchen Töpfen wird eine unverdauliche Brühe gekocht
ich trauere um die lockere und freundliche Vielfalt, das Sprachengewirr, die kulinarischen Genüsse, die Unbefangenheit, unterschiedliche Menschen unvoreingenommen kennen zu lernen

@****nah und @****tna:

lebt ihr eher ländlich oder städtisch?

Mir persönlich ist das (latente Anfeindungen/Ignoranz etc.) noch nicht aufgefallen. Mit meinen syrischen Wurzeln passe ich sehr deutlich in das optische Schema "der Flüchtlinge"...
Vielleicht bin ich auch nicht sensibel genug um solche unterschwelligen Anfeindungen wahrzunehmen. Oder ich ignoriere sie unterbewusst gekonnt

Hat hier noch jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?
Gibt es hierzu möglicherweise bereits einen eigenen Thread? Passt ja nicht mehr so recht zum Ursprungsthema...

LG N

Kleinstadt, => 46.000, eine Millionengroßstadt direkt dabei und vieleviele Besucher, täglich

Ich lebe auf dem Dorf - aber mit einer Stadt mit 60.000 Einwohner in direkter Umgebung...

allerdings spüre ich das auch gerade in Großstädten wie Frankfurt...

auf meinem dorf kennen mich die Menschen ja schon seit einer Ewigkeit, da hat sich eher wenig geändert.

Problem Deutschlands und damit vieler" Deutscher" ist doch eine erhebliche Verunsicherung über ihre eigene Idendität, da zum einen eine wirkliche Entnazifisierung im Nachkriegsdeutschland nicht wirklich stattfand und auch nicht gewollt gewesen ist und auf der anderen Seite ein gewaltiges Pazifisierungsprogramm, welches man auch Gehirnwäsche nennen kann, auferlegt wurde.

Das zeigt sich gerade heutzutage wieder ganz deutlich, man teilt auf in die Allianz der Gutwilligen, den Schreihälsen der Willkommenskultur und den Bösen, wo es auch tatsächlich böse Schreihälse und üble Dumpfbacken gibt, aber eben auch eine sehr große Schar einfach nur ängstlicher und besorgter Menschen, nicht selten aus Unkenntnis über das vermeintlich "Fremde" heraus. Auf der Strecke aber bleibt allein der Mensch und mit ihm das menschliche Miteinander.

Aus Erfahrung sage ich, die beste Politik ist die des Respekts voreinander, denn ob nun "Einheimischer", "Migrant", "Wirtschaftsflüchtling" oder "Asylant", keiner braucht Belehrung von oben herab oder Stigmatisierung durch pauschalierte Verunglimpfung--Mensch ist Mensch und Schwein ist Schwein, das versteht jeder Mensch auf der ganzen Welt unabhängig von irgendwelcher Sprache, denn das ist das einzige was wirklich international ist!!

Würde Geldadel mit samt ihren Banken und Konzernen wirklich fairen Handel und gerechtes Wachstum wollen, gebe es Perspektiven für viele Menschen in vieler Herren Länder, die man verächtlich und herablassend Entwicklungsländer nennt und nicht stetig steigende Zahlen von Flüchtlingen infolge von Kriegen, Hunger und Zerstörung. Eine Politikerklasse müsste weniger bemüht sein Wahrheiten zu verbiegen und Menschen könnten in Frieden voneinander und miteinander lernen durch Gedanken- wie Gefühlsaustausch, ohne dabei sich stetig wechselseitig in ihren Gefühlen zu verletzen.

Wie gesagt, insandir insadir, domusdur domusdur (Mensch ist Mensch, Schwein ist Schwein), das regeln die Leute schon unter sich selbst überall auf der Welt.

LG che

der FAZ zu den Befürchtungen bezüglich einer steigenden Terrorgefahr, die auch hier schon geäußert wurden:
http://www.faz.net/aktuell/p … ource=twitterfeed#/elections

Zu der Kredibilität des Autors kann ich leider keine weiteren Angaben machen.
Inhaltlich erscheint mir der Artikel schlüssig.

Ich wünsche eine gute, wenn auch nicht besonders spaßige, Lektüre.
LG Nahrin

@ Che... ich stimme dir zu.
Eine Frage:

Welche Sprache ist das?
LG

das ist türkisch!!

LG che