Es ist recht einfach, sich über Missstände aufzuregen, im eigenen Land, in der Türkei, in den Herkunftsländern der Flüchtlinge und und die schändlichen Motive von realen oder vermuteten Drahtziehern der ganzen Misere zu verurteilen. Das bringt uns aber keinen Schritt weiter!
Besser ist es doch, das anzuerkennen und anzunehmen was Realität ist und mit positiven Gedanken und positivem Handeln darauf zu reagieren.
Den Migrationsdruck aus dan armen Ländern in die reichen, aus den krisengeschüttelten in die (relativ!) stabilen und friedlichen gibt es schon lange. Durch die aktuellen Konflikte und vor allem durch die neuen globalen Kommunikationsmöglichkeiten hat sich das nun dramatisch verschärft.
Die Gründe für diesen Migrationsdruck sind sehr vielfältig und reichen vom Intrigenspiel macht- und geldgieriger Eliten bis zum Konsumverhalten von uns allen. Hier einseitige Schuldzuweisungen auszusprechen wird der Sache nicht gerecht.
Vielleicht machen sich einige Migrationswillige falsche Vorstellungen über das was sie hier erwartet, aber die in den Startlöchern stehen doch heutzutage in ständigem Kontakt mit denen, die unterwegs sind und denen die angekommen sind. So groß kann also die Täuschung nicht sein! Also ist trotz der hier ständig wiederholten Klagen das Leben bei uns offensichtlich so viel besser und angenehmer, dass viele das hohe Risiko und die Strapazen einer Flucht in Kauf nehmen.
Natürlich können wir nicht alle aufnehmen, aber wenn sich eine positive Einstellung gegenüber diesen Menschen durchsetzen kann, sind unsere Kapazitäten meiner Meinung nach noch lange nicht ausgeschöpft.
Trotzdem muss der Zustrom beschränkt werden und da gibt es eben keine saubere Lösung sondern nur mehr oder weniger schmutzige. Die Hilflosigkeit und Unfähigkeit, mit der unsere Politiker und andere Verantwortliche reagieren ist doch nur ein Spiegelbild unser aller eigenen Hilflosigkeit und Unfähigkeit, mit dieser Situation umzugehen.
Ich selbst habe einige Zeit in Arfrika gelebt, unter einfachen Umständen mit Afrikanern zusammengearbeitet und auf engem Raum mit ihnen zusammengelebt. Es war eine schöne Zeit und ich hatte da keinerlei Berührungsängste. Aber ich habe doch gespürt, wie die Menschen sehnsuchtsvoll und etwas neidisch nach Europa blicken und wenn ich hier - etwa im Bahhof oder in der Straßenbahn - immer mehr dunkelhäutige Menschen sehe, beschleicht selbst mich manchmal ein beklemmendes Gefühl.
Ach ja, es geht hier ja um die Türkei. Nun, die Türkei ist ein souveräner Staat, einwohnermäßig etwa so groß wie Deutschland und wirtschaftlich relativ stabil. Die dortige politische Entwicklung samt ihren Akteuren finde ich absolut besch.... aber so wie es aussieht, wird das von einem großen Teil der Bevölkerung mitgetragen und wir müssen das wohl zähneknirschend akzeptieren. Da die Türkei momentan eines der wichtigsten Transitländer für Flüchtlinge ist, ist es für eine Steuerung oder Begrenzung des Flüchtlingsstroms nicht vermeidbar, mit denen zu verhandeln und die Deals die dabei rauskommen werden immer schmutzig sein.