Gefangene Seele
@***te: Kompliment für drei wunderbare Aufnahmen. Besonders das letzte Bild ist durch seine Fokussierung auf die Gitterstäbe sehr eindrucksvoll. Man erkennt die schöne Welt draussen nur noch verschwommen und empfindet wirklich ein Gefangensein! Warum dieser Schärfekontrast? Es sind meine Tränen, die eine schärfere Wahrnehmung verhindern.Deshalb kann ich die Aufnahmen auch genau umgekehrt interpretieren. Der Schutz dient nicht zur Abwehr von vermeintlichen direkten Bedrohungen von außen, sondern von Gefahren aus Verlockungen. Wurde nicht die Mauer um Ostdeutschland euphemistisch als "antifaschistischer Schutzwall" gepredigt, damit man nicht vom Westen überrannt werde? Indes war er nichts als ein Käfig, um seine Bürger gefangen zu halten.
Ich kenne in meinem Leben eine Reihe von Menschen, denen es emotional so geht: In ihrer Beziehung oder Ehe, im Beruf, in einem sozialen Umfeld. Nur nicht seine Blicke nach draussen riskieren, sonst könnte sich eine zu faszinierende Welt eröffnen. "Bedenke, was du alles aufgibst", sagt der Verstand, "Denk an deine Pflichten!", "Was werden die Anderen sagen", "Dein Mann hat eine gesellschaftliche Funktion!", Deine Frau ist schließlich Kultrurreferentin bei der Stadt", "Sei vernünftig, mein Kind", "Dein Mann ist doch ein renommierter Arzt", "Dein derzeitiger Job ist dir schließlich sicher".
Eines Tages erträgst du es nicht mehr, rennst mit aller Gewalt gegen diese Barrikaden an. Doch vor deiner Traumwelt liegen ja noch stählerne Gitterstäbe. Du prallst zurück, bleibst gebrochen am Boden liegen, und deine Seele weint ganz still und leise.