Ich selbst, war sowohl ALG II-Empfängerin, wie auch Mitarbeiterin des örtlichen Jobcenters durch die Bundesagentur und dann ALG I-Empfängerin. Auch wenn ich Fürchterliches selbst gesehen und erlebt habe, kann ich nicht alle über einen Kamm scheren. Ich selbst wurde, nachdem meine Selbständigkeit nicht mehr gefruchtet hatte, zum Sozialhilfefall. Das war kurz vor der Einführung der Hartz-Gesetze. Nach einem sehr menschlichen Mitarbeiter des zuständigen Sozialamtes, bekam ich eine, die nur auf Schikane aus war. Nebst ihren Versuchen, mich obdachlos machen zu wollen, bekam ich unregelmäßig mein Geld. Ihrem TL (Teamleiter) gegenüber konnte ich immer glaubhaft nachweisen, die Schuld lag eindeutig bei ihr. Als ich dann wie befohlen eine neue Wohnung gefunden hatte, verschwand meine Akte und die Zahlungen und Genehmigungen die mir zustanden, konnten nicht getätigt werden. Nach dem Einmischen der Sekretärin des damaligen Sozialdezernaten, mit der ich telefonisch damals zu tun hatte, ging alles ganz schnell dann doch über die Bühne. Meine Akte wurde gefunden. Die lag im Keller zwischen den eingestellten Akten!
Dann landete ich bei einem der örtlichen Jobcenter. Dort hatte ich die Menschlichkeit in Person, als Arbeitsvermittler. Er hörte mir zu, ich war für ihn ein Mensch und keine Statistik. Mit seiner Hilfe und gemeinsamer Kursauswahl, fand ich auch wieder einen Job. Der von mir neu getätigte Umzug, erwies sich als Horrorwohnung. Trotz frischem vom Jobcenter finanzierten Umzug, genehmigte mir dieses Jobcenter einen neuen Umzug.
Dann wurde ich selbst Arbeitsvermittlerin. Ich arbeite mit wohnsitzlosen Süchtigen. Wir betrieben eher Pflege, Zuhören, Hilfe, Beistand, als Arbeitsvermittlung. Ich liebte meinen Job. Wir gingen wahnsinnig menschlich mit ihnen um und erneut lernte ich eine Kollegin kennen, die wie für diesen Job geschaffen war. Sie kannste sich mit dem SGB II und SGB III so hervorragend aus, dass sie das Gesetzt oft so gedreht und manipuliert hatte, um ihren Kunden helfen zu können. Ich war beeindruckt. In meinem Fall, wollte einer meiner Kunden den Realschulabschluss machen. Laut SGB II, steht einem aber nur ein Schulabschluss zu und das ist der Hauptschulabschluss. Für unsere Kunden gab es damals eine Sonderregelung den Realschulabschluss machen zu können, sofern sie zu einer Schule gehen, die nur für trockene Süchtige geeignet war. Mein Kunde wollte da nicht hin, er wollte weg von diesem Klientel. Also fand ich ihm einen passenden 1-Euro-Job früh Morgens im Zoo - er wollte mit Tieren arbeiten - und nachmittags ging er zu einer städtischen Schule. Dass er zur Schule ging, trug ich in seine Akte nie ein, nur den 1-Euro-Job und somit war er für 18 Monate "vermittelt" und konnte seinen Schulabschluss nachholen.
Ich arbeitete aber auch zu diesem Zeitpunkt mit einer Kollegen, die lieber im Internet auf Männersuche ging, als ihre Arbeit zu machen. Sie stand auch kurz vor ihrer Verbeatmung auf Lebzeiten. Durch sie verloren einige Kunden ihre Wohnung, weil sie die Miete nicht überwiesen hatte. Auch Neu- und Folgeanträge stapelten sich in ihrer Schublade, was wir erschrocken rausgefunden hatten, als sie im Urlaub war und ihr Büro quasi blitze blank aussah.
Erst redete ich als direkte Kollegin mit ihr. Als dies nichts brachte, mit unserem TL. Als der krank wurde, mit unserem Bereichsleiter. Der bat mich ihm Beweise zu liefern, ich tat es. Nichts passierte. Also ging ich eine Etage höher, zu meiner direkten Vorgesetzten, die leider auch seine war. Das Ende von Lied, ihr passierte nichts, sie wurde verbeamtet und ich sollte abgemahnt werden. Ich wurde zu einem Problem der Bundesagentur - mein direkter Arbeitgeber - und Zwangsversetzt in ein anderes Jobcenter. Wie konnte ich auch nur eine Kollegin anschwärzen wurde ich gefragt und solle mich nicht wundern, deswegen gemobbt geworden zu sein, so die Aussage der Personalleiterin, der Personalabteilung der Bundesagentur.
Und somit landete ich als Mitarbeiterin im Team des TLs, der damals mein menschlicher Arbeitsvermittler war. Man war ich glücklich nicht wissend, was für Dreck unter den Teppichen dieser Abteilung lag. Mein TL war toll, doch als TL schwach. Jeden Dienstag wo er frei hatte, tanzten die Puppen auf dem Tisch. Die Beamtinnen der Abteilung, gönnten sich täglich mehrere stundenlange Pausen und zig Raucherpausen. Alles natürlich ohne auszustechen. Während ich bei Teilzeit 385 Kunden hatte, hatte die neben mir bei Vollzeit 90. Ein anderer Kollege - ein Albaner - machte immer judenfeindliche Kommentare in meine Richtung. Die Entrüstung war groß, aber getan wurde nichts. Mir wurde vorgeworfen, zu viel Zeit mit meinen Kunden zu verbringen, wir währen ja nicht beim Wohlfahrtsverband.
Ein Monat bevor ich gehen musste, kam eine ältere Kundin zu mir und fragte mich lächelnd ob ich denn wüsste, was sie sich zu Weihnachten wünsche. Den Tod, sagte sie mir. Sie saß eine Stunde bei mir bis ich mir sicher war, sie ein bisschen aufgepäppelt zu haben und gehen lassen zu können. In der Zeit klopfte diese "Beamten-90 Kunden-Kollegin" mehrfach an meiner Tür, ich solle doch hinnen machen, Kunden würden auf mich warten. Da ich eh wusste dass ich bald gehe sagte ich zu ihr, sie kann sie doch für mich annehmen, sie würde doch sonst nie was tun.
Mein TL, war hin und her gespalten. An meinem letzten Tag, verabschiedete er sich nicht mal bei mir. OK, er war auch nicht da, also schrieb ich ihm eine Email von zuhause. Er hat sie nie beantwortet. Mein Zeugnis, welches er mir geschrieben hatte, wurde er zweimal von der Bundesagentur gebeten, es zu verschlechtern. So ein gutes Zeugnis würden sie mir nicht ausstellen wollen. Das sagte mir sogar direkt ein Mitarbeiter der Personalabteilung der Bundesagentur der selbst so etwas noch nie gehört hätte und mein TL.
Angenommen, hatte mich in diesem Jobcenter der stellvertretender Bereichsleiter, der damals der TL dieser Tante von Sozialamt war. Wir haben uns sehr gut verstanden. An meinem letzten Tag ging ich zu ihm, mich zu verabschieden. Er konnte nicht verstehen, wieso ich gehen gelassen werde und wieso man mir so viele Steine in den Weg immer gestellt hatte. Er wünschte mir alles Gute. Der Bereichsleiter, der inzwischen wieder sesshaft in diesem Jobcenter war, würdigte mir die paar Monate die ich da war, keinen Blick. Dennoch ging ich in sein Büro, mich verabschieden zu wollen. Als ich nach seinem Herein eingetreten bin sagte er gleich, er hätte keine Zeit. Ich, die ja nichts nichts mehr zu verlieren hatte, erhob meine Stimme und sagte zu ihm: "Sie als Bereichsleiter, zu feige mir in die Augen zu schauen, zu feige mit mir ein Wort zu wechseln, werden mir jetzt dennoch zuhören, wie ich mich von Ihnen verabschieden möchte". Er schaute mich überraschend an und bevor ich die Tür hinter mir schloss kam von ihm noch ein "alles Gute und Beste an sie".
Ich habe viel Feigheit und Verlogenheit bei der Bundesagentur/Jobcenter erlebt. Ich habe da nicht reingepasst, weil ich mich weigere unterzuordnen, wenn ich dadurch jemanden schaden muss. Es wird getratscht, es wird gemobbt und es wird weggesehen. In meiner letzten Bundesagentur-Mitarbeiterversammlung wurden die Zahlen der inzwischen psychisch erkrankten Mitarbeiter genannt. 25%!
Als ich dann als Arbeitslose bei der Bundesagentur gelandet bin, ging es mir nicht besser. Ich bekam eine Arbeitsvermittlerin, gegen die ich zwei Dienstaufsichtsbeschwerden und zwei Widersprüche veranlassen musste. Insgesamt hatte ich drei Arbeitsvermittlerinnen. Eine dummer als die andere. Jedes Stellenangebot welches ich bekam, war für mich zu 0% geeignet.
Ja, es arbeitet dort viel Dreck, doch der sitzt meistens unter den Beamten die sich ja sicher sein können, nie gekündigt zu werden. Ich hatte einen Beamten-Kollege, der sich im Jahr oft krank schreiben hat lassen und wurde dabei beim Taxi fahren erwischt. Der sitzt heute noch im Jobcenter und verdient dort sein Geld. Immer wenn ihm die Arbeit und seine Post über den Kopf stiegen, machte er monatelang krank. Seine Kollegen und extra dafür eingestellten Kurzzeitarbeiter, dürfen seinen Tisch dann wieder aufräumen. Das alles war den Vorgesetzten bekannt, gemacht wird nichts.
Eine andere Kollegin wiegte bei 1,65 m, locker 160 kg. Sie litt an Asthma und rauchte wie ein Schlot. Sie war auch min. 5-6 Monate im Jahr krank. Das soll sich mal ein Normalangestellter leisten. Der würde umgehend entsorgt werden. Aber als Beamter kann man sich ja so etwas leisten. Wenn ich bedenke, wie viele Beamten sich krank über Monate melden, obwohl sie es nicht sind und sich ein High-Life auf Kosten der Steuerzahler machen, ich könnte kotzen. Uns schickt die Krankenkasse sofort den MDK ins Haus und der entscheidet sogar oft nur nach Aktenlage.
Und dann gibt es die, die befristet eingestellt werden. Bis die voll im Thema sind, sind sie wieder weg vom Fenster. Wie viele von denen hätten eine so tolle und menschliche Arbeit machen können, hätte man sie gelassen. Arbeit gibt es genug, doch die Arbeitslosen sind keine Menschen. Sie sind eine Zahl und eine Statistik und die hat zu stimmen.
Wir mussten damals alle sechs Monate unsere Kunden sehen. Das Problem wurde so gelöst, dass man eine Eingliederungsvereinbarung erstellt, sie dem Kunden schickt und wenn eine Kopie von ihm unterschrieben wieder da ist, wird es als "wahrgenommener Termin" vermerkt. Veranlasste Sanktionen mussten zeitnah eingegeben werden. Dies ist oft nicht geschehen, weil es viel Arbeit macht und man keine Lust in der Leistungsabteilung darauf hatte. Somit wurden sie für drei Wochen zur Seite geschoben und verloren somit ihre Gültigkeit. Gerade für die schmarotzenden Kunden, war dies ein willkommenes Fressen.
Natürlich werden die Statistiken verschönt. Ein Fast-Rentner, der ALG II bekommt ist ein Hartz IV-Empfänger. Doch die werden oft aus der Vermittlung genommen und erscheinen somit in keiner Statistik. Genauso wie Menschen in Elternzeit, Mütter vor und nach einer Geburt, Maßnahme-Teilnehmer, 1-Euro-Jobber, wer länger als 6 Wochen krank geschrieben ist, wer zur Schule geht, wer einen 450-Euro-Job hat oder auch nur 150 Euro im Monat verdient hatte, ein Praktikum oder eine vom Amt finanzierte Ausbildung macht. Das geht in die Millionen, die aus der Statistik fallen.
Auch sah zu meiner Zeit die Bundesagentur ein sittenwidriges Gehalt erst ab "unter 3 Euro" an. Dennoch vermittelte ich meinen Kunden keinen Job, der weniger als 7 Euro die Stunde angeboten hat. Ich half ihnen auch bei der Wohnungssuche und dem Ausfüllen von Formularen. Das alles war so selbstverständlich, als ich mit den Suchtkranken gearbeitet habe. Jetzt ist auch das nicht mehr gegeben.
Die Bundesagentur, ist der mieseste Arbeitgeber, den man haben kann. Sowohl als Arbeitsloser, als auch als Angestellter. Hier werden quasi die psychisch Kranken gezüchtet. Auch wenn ich Kollegen hatte, die wirklich nur Gutes getan haben, so muss eine bestimmte Umgebung von Autorität und Akzeptanz geschaffen werden, dass man so agieren kann. Hat man entsprechende Vorgesetzte, sind die Grenzen offen. Hat man aber so einen Dreck, dem ich auch begegnet bin, dann Prost Mahlzeit.
Der Kollege, der mich als Jüdin vermehrt beleidigt hatte, der wurde fest eingestellt. Der hat einer im sechsten Monat Schwangeren brüllend damals mitgeteilt, sie solle sich verdammt um einen Job kümmern. Sie wär nicht krank, sie wäre nur schwanger. Dennoch muss ich auch gestehen, dass unter all meinen Kunden, die ich 39 Monate lang betreut habe, es nur einen minimalen Bruchteil gab, der wirklich arbeiten und aus ALG II raus wollte.