Ende des 19. Jahrhunderts
vor ca. 120 Jahren, beschlossen sie, das neue Stadtgymnasium nach den Plänen des Architekten Edmund Lechner zu bauen. Es sollte der ganze Stolz der Stadtväter werden und viele gebildete Söhne und Töchter des Landes hervorbringen.
Nur wenige Jahre später wurde es feierlich eröffnet, und beim Betreten der modernen Klassenzimmer bekamen Schüler, Eltern und Lehrer feuchte Augen. Kein Wunder, dass man sich bald mit den besten Abschlussnoten des Landes rühmen konnte! So gingen die Jahre und Jahrzehnte ins Land, bis der zweite Weltkrieg ausbrach.
Nun war nur noch bloßes Überpinseln angesagt, wo eine grundlegende Sanierung bitte nötig geworden war. Das Geld wurde für die hochrangigen Militärs sowie prunkvolle Bauten der Stadtväter benötigt- Bildung war längst kein vorrangiges Thema mehr. Nach dem zweiten Weltkrieg konnte der Schulbetrieb des zwischenzeitlich zum Lazarett umfunktionierten Gebäudes zwar wieder aufgenommen werden, doch überall regierte der Mangel. Der Kommunismus hatte auch in diesem Fleckchen Erde Einzug gehalten. Die integrierte Kapelle wurde zur Sporthalle umfunktioniert.
Erst nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und mit dem Beitritt in die Europäische Union erblühte die Stadt wieder. Und nun hat man ein nachhaltiges Sanierungskonzept entwickelt, welches Dornröschen nach und nach wieder aus dem Leben erweckt. Die im Hundertwasserstil erbaute gegenüberliegende neue "Blaue Kapelle" war der Anfang, und 2010 soll das alte Gebäude in neuem Glanz erstrahlen.
Beim Gang durch die leeren Flure sehe ich Kinder zum Schuljahresende glücklich tobend nach draußen drängen, blicke in erschöpfte Gesichter alter Lehrer. Und irgendwo weht der Hauch eines Cellostückes durch die Stockwerke...
School's out...