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Bilderthread "Alt, abgelegt, aus dem Sinn"

Bilderthread "Alt, abgelegt, aus dem Sinn"
In der modernen Welt unseres Alltags werden wir immer häufiger zum Konsumrausch gedrängt, um die Aktionärsrenditen und Vorstandsgehälter zu befriedigen.

Dabei bleibt so vieles auf der Strecke, das achtlos aufgegeben oder weggeworfen wurde. Und so werden auch wir, heute in der Blüte unseres Lebens, eines Tages vielleicht abgeschrieben und aufgegeben sein...

Ist es euch einen Blick wert? Nimmt euch ein Flohmarkt auch gefangen mit Blicken auf Dinge, die uns einst vertraut waren? Dann stöbert in den Archiven und kramt es für uns hervor... Berichtet von euren Gedanken, Empfindungen, Gefühlen.

In Vorfreude auf alle Beiträge: Euer Martin
nachdem das erste motiv
noch niemandes Geschmack traf, hier ein weiteres...

FG Martin
Dollnstein im Altmühltal
lieber martin...
...es liegt nicht daran, dass deine motive nicht gefallen (denn sie sind wirklich sehr schön, vor allem der schlüsselbund faszinierte mich), sondern ich habe schlichtweg keine bilder von objekten, die passen könnten.

ich verrate dir aber gerne meine gedanken zu dem thema:

es ist sicherlich richtig, dass man heute kaputte gegenstände, wie zum beispiel einen angeschlagenen krug, schnell wegwirft, anstatt sich zu überlegen, wie er noch etwas glanz abbekommen könnte, beispielsweise in einer vollkommen anderen funktion wie der eines blumentopfes, den man liebevoll bepflanzt im garten plaziert.
oft fehlt uns in dieser schnelllebigen zeit die muse und auch die energie dazu, was ich selbst auch traurig finde, denn früher, als es den menschen noch nicht so gut ging wie heute, hat man nichts so schnell weggeworfen.
es ist eine kunst, die phantasie und den blick dafür zu haben, um aus altem oder hässlichem noch etwas schönes entstehen zu lassen. das ging mir in meinem ersten leben auch so: hätte ich nicht ein wunderschönes haus vor meinem geistigen auge gehabt, wäre das etwas heruntergekommene objekt niemals so erblüht, aber ich wusste, dass mit etwas liebe und kreativität aus dem hässlichen entlein ein schöner schwan werden kann. sicher hätten wir uns damals auch ein haus nach unserem geschmack bauen lassen können, aber das hat uns nicht herausgefordert.
es lohnt sich auf jeden fall zu prüfen, ob etwas nutzlos ist oder ob man nicht doch noch etwas schönes daraus machen kann.

liebe grüße von andrea
so etwa?
Dieser einstmals stolze Trog geniesst nun seinen Lebensabend in unserem Garten...

Und die Schindel stammt von einem eingestürzten Stadl in der Toskana- eines meiner Lieblingsstücke im Garten.
2008-07-03
ja, lieber martin,
so hab ichs gemeint! ich finde es wundervoll, wenn man alten gegenständen so zu neuem glanz verhelfen kann! wundervolle bilder!!


liebe grüße von andrea
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Alt, unbrauchbar, aber ...
immer noch ein Stück Geschichte. Das Morbide alter verfallener Gebäude, Gegenstände und Details fasziniert mich auch. Hier ein kleines Beispiel eines Hauses auf Guernsey. Auch wenn schon Jahrzehnte eher Staub als Wasser aus dieser Pumpe rieselt, stellt sie doch wie eine liebgewonnene Marotte einen unverzichtbaren Bestandteil des Hauses dar. Alle 20 Jahre gibt des dafür ein wenig Farbe.

Hendrik
Staubspender
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Und wenn ...
man das große Morbide liebt, dann sollte man seine Schritte zur oder mit sehr viel Glück in die Battersea Power Station in London lenken. Eine Kraftwerksruine, ehemals im Art Déco Stil im Innern verziert, mit einer überwältigenden Dimension der Zerstörung im Innern, der noch immer nicht die kraftstrotzende Wirkung nach außen abhanden gekommen ist. Jedesmal, wenn ich in London bin, schaue ich dort vorbei. Leider gehen die Meinungen über den Verwendungszweck dieses Industriedenkmals sehr weit auseinander. Solange bleibt nur der Blick auf die Erhabenheit der vier Schornsteine durch die sich früher der Qualm von 1 Mio Tonnen Kohle pro Jahr den Weg ins Freie bahnte.

Hendrik
in der Tat sehr morbide
und in der Bildkomposition schaut es fast nach einer Fotomontage aus! Faszinierende Aufnahmen, die eindrucksvoll belegen, warum wir dich hier so vermisst haben.

Ich krame noch ein wenig in Thüringen herum und zeige das alte, aufgelassene "Martinswerk" bei Bad Berka...
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Fotomontage ...
ist gar nicht so falsch. Bloß keine von mir. Der Zaun, der das total verplunderte Gelände verdeckt, ist mit einem englischen Park als Plakatwand beklebt. Englischer Humor mitten im einem Industriegebiet.
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Alte Gebäude ...
denen man ihre Bestimmung noch ansehen und die "besseren" Zeiten noch anfühlen kann, sind magische Orte. Auch als Ruine sind sie noch erhaben. Dein Foto ist genau so ein Beispiel. Mich drängt es dann immer einen Eingang zu suchen.

*

Das Foto aus dem Fenster-Thread hätte hier besser hin gepasst. Sensualita hat mich auf die Idee gebracht. Ich stelle es einfach zur Abrundung nochmal hier hinein, weil es das Thema einfach zu gut bedient. Bewundernswert ist der Mut dieses Fenster in einem geöffneten Shop der Töpferei bestehen zu lassen. Skurriles England - immer wieder gerne.

Hendrik
lieber hendrik...
...dieses bild passt wirklich sehr gut hier in den thread!

so etwas kann ich mir bei uns in deutschland nicht vorstellen, da sind die schaufensterauslagen eher sauber und geleckt, man geht daran vorbei, schaut hinein und sieht trotzdem nichts, was bleibt. würde ich in dein fenster blicken, wäre mein blick wie gefesselt wegen der mir entgegenspringenden skurillität. ein unglaubliches bild!!

liebe grüße von andrea
mein absolutes lieblingsmotiv in ligurien...
war diese alte, verfallene kirche in andagna.

liebe grüße von andrea
kirche in andagna 1
aufgelassene Kirchen...
Ja, Andrea! Ein großartiges Motiv, das einen richtig in den Bann ziehen kann.

Kirchen als Zeichen geschliffener Festungen, als Mahnmal gegen kirchliche Übermacht, oder wie hier als Steinbruch zweckentfremdet nach der Säkularisierung des Klosters Paulinzella (um ca. 1600 n.Chr.)?

Der Anblick lässt vermuten, diese Klosterkirche als eine der bedeutendsten romanischen Krichenbauten Mitteldeutschlands, sei noch erst im Bau, zumal der Sandstein noch wie neu aussieht. Beim Durchschreiten spürte ich noch die gregorianischen Choräle, die eben erst durch das mächtige Hauptschiff fluteten, atmete den Weihrauch der letzten Kindstauffeier ein, hörte mittelalterliche Instrumente spielen. Und doch ist das alles über 400 Jahre her.

Gottes Macht ist nicht durch das Abtragen von Steinen zu schmälern.

Unerschütterliche Grüße: Martin
Strand.Gut.
Er war ein stolzer, junger und kräftiger Baum, selbst ausgesät von der Natur, wild und unbekümmert gen Himmel gewachsen.

Mancher Vogel wollte sein Nest in der jungen Baumkrone bauen, doch er war zu stolz und sagte: "Ich habe das nicht nötig, nehmt die anderen. Aus mir soll schließlich mal etwas ganz Besonderes werden". Und wenn der Abendwind von der See über seine Wipfel strich war er sicher, dass ihm noch endlose Zeit beschieden war.

Gerade noch geduldet ruhten sich Seevögel in seinen Zweigen aus. Manch kleine Käfer nisteten unter seiner kraftvollen Borke, hungrige Waschbären kletterten seinen Stamm hinauf, um nach Futter zu jagen.

Ein gnadenloser Novembersturm brachte ihn viel zu früh zur Strecke. Das nur flach wurzelnde Geflecht bot ihm keinen Halt, als andere vor ihm Schutz bietende alte Bäume erst einmal umgenickt waren. Der Wind riss ihn zu seinem grenzenlosen Erstaunen einfach um, obwohl er doch noch so jung und kräftig war. Die raue See riss ihn mit auf eine Reise, die ihn auch den letzten Zweig kostete und seiner schützenden Schale entledigte.

Um Jahre gealtert landete er eines Tages wieder an seiner Bucht. Kaum ein Baum stand inzwischen mehr dort, und er begriff, dass Jugend kein Garant für ein langes und erfolgreiches Leben war. Erschöpft liess er sich von der letzen mächtigen Welle weit auf den Strand werfen und schloss gedemütigt die Augen. Mit der Spitze in den Ufersand gebohrt trat er die letzte lange Reise an. Rotbraunes Blut trat aus seinen Adern, einem Bekenntnis des unabwendbaren Untergangs gleich. Er hatte keine vierzig Jahre überdauert, wie die Jahresringe nun gnadenlos bekundeten.

Über ihm kreisten die selben Vögel, denen er einst stolz und selbstherrlich jeden Zutritt verwehren wollte. "Da liegt er nun, seiner Kleider beraubt, seiner Überheblichkeit zum Trotz... Hochmut kommt eben vor dem Fall..." zwitscherten sie keck und suchten sich eine andere Bucht aus, um ihrer Brut eine neue Heimat zu schenken.

So oder so ähnlich empfand ich bei einem Strandspaziergang an der rauen Ostküste Kanadas. Verrät Ihr mir Eure Gedanken?

Gedankenverlorene Grüße: Martin
AUS der Traum
Der Tag war gekommen. Endlich konnte Herr -nennen wir in Z- voller Stolz zu seinem Autohändler gehen, um seinen nagelneuen Audi 80 in Empfang zu nehmen.

Es war ein regnerischer Tag, wolkenverhangen, fast zu hässlich für diesen lang ersehnten Anlass, hatte Z doch viele Jahre gespart, um sich als vielleicht letzten Neuwagen endlich mal einen Audi leisten zu können. Er betrat mit seiner Frau das Autohaus, und liess sich mit zitternden Knien diesen Traumwagen erklären, der von nun an -und für immer?- sein geliebtes Vehikel werden sollte.

Daheim angekommen, regnete es noch immer. Der schöne neue Wagen stand vor dem Haus, doch trotz der herunterprasselnden Tropfen hatte Z nur Augen für ihn. Seine Frau liebte er da längst nicht mehr.

20 Jahre später unternahm er, inzwischen verrentet, eine Reise nach Griechenland. Inzwischen stolzer Besitzer eines gediegenen Mercedes, bereiste er eine griechische Insel. Plötzlich, an einem kleinen verlassenen Dorf stockte ihm der Atem: DA stand ER! Erinnerungen stiegen in ihm hoch... Er empfand Schamgefühl, diesen treuen Weggefährten irgendwann in Zahlung gegeben zu haben.

Doch nun dieses Bild! Tiefe Traurigkeit umspielte sein Herz, und der noble Daimler schien vergessen... Und mit Wehmut dachte er an seine damalige Frau, die er bald darauf, auf dem Gipfel seiner Karriere angekommen, wegen seiner jungen Sekretärin verlassen hatte. Das Ganze hielt zwar nur ein Jahr, doch seine Frau war bald darauf an gebrochenem Herzen gestorben.

Ein Traum war zu Ende gegangen.
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ein herrlicher Traum
zu diesem Bild.

Ich hänge auch an einem alten Auto. Allerdings habe ich es noch. Mein MG Roadster (30 Jahre alt) ist schon seit einigen Jahren ein Hobby ohne Ende. Unser Traum: eine Rundreise auf den britischen Inseln.

Lieben Gruß
Hendrik
lieber martin...
....deine beiden geschichten, die du um die bilder gesponnen hast, sind sehr phantasievoll und machten mein herz traurig. die worte berührten und lassen mich auf eine fortsetzung hoffen. deine idee, einem alten gegenstand die letzte ehre in form einer ausgedachten story zu erweisen, finde ich ganz zauberhaft!

liebe grüße von andrea, die sich jetzt ein ausgedientes objekt wünscht, um ihm mit ein paar zeilen für ein allerletztes mal etwas leben einzuhauchen.
ich habe da etwas gefunden...
dieses bild entstand auch an den erdpyramiden in südtirol. mich hat der anblick des alten baumes berührt, der sich da so verzweifelt an dem sich immer mehr auflösenden felsen zu klammern scheint, wohl wissend, dass sein ende mit jedem weiteren regen nahen wird.

liebe grüße von andrea
die alte treppe...
als ich diese, von kleinen blümchen bewachsene, treppe in ligurien sah, musste ich lächeln und fand es wert, diese in einem pic festzuhalten.

ich stellte mir vor, wohin wohl die stufen führen könnten.............

dieser moment hatte etwas märchenhaftes und verzauberte mich für eine kleine ewigkeit. welch unverhoffte MAGIE!

liebe grüße von andrea
diese alte glyzinie...
stand pate bei der namensgebung der knuffigen osteria. sie spendete uns gästen mit ihrem blätterschirm schatten und ließ ein lauschiges ambiente entstehen.

ich fand es sehr schön, dass der besitzer den wert des alten gewächses erkannt und es erhalten hat.
die schöne alte mauer..
.....hab ich in der toskana entdeckt, sie wirkt auch ohne erklärende worte.

liebe grüße von andrea
Herz.Stillstand.
Und dann war auf einmal das Ende da. Mehrere hunderttausend Kilometer hatte er klaglos abgespult und unzählige tausend Tonnen Last durch die junge Republik gekarrt.

Okay, mehr als hunderttausend Liter Dieselkraftstoff waren dabei durch seine durstige Kehle geflossen, doch das spielte in der Nachkriegszeit bei den damaligen Spritkosten nicht wirklich eine Rolle. Die junge Nation machte mobil, und ER war dabei. Okay, nur ungern gaben die Bänker im feinen Nadelzwirn den horrend erscheinenden Kreditbetrag heraus, doch mit ihrer Unterschrift konnte wenige Wochen später der Zusammenbau unzähliger Einzelteile in den Gussblock erfolgen.

Wie stark sein Herz stets pumpte! Einem grollenden Gewitterdonner gleich setzte er sich in Bewegung, erweckte das junge Herz kraftvoll zum Leben, hustete einige schwere Wolken am Heck heraus- doch das interessierte damals ja noch niemanden. Einmal in Fahrt gekommen, teilte ihm das Getriebe schon mit, wie oft seine sechs schweren Kolben auf- und abwärts tanzen sollten. Und schon bald vereinigte sich das muntere Stakkato an der ausdauernden Kurbelwelle mit dem Stuckern auf endlosen Querfugen der betonierten Autobahnen.

Mit Traurigkeit registrierte er, dass er später immer wieder in andere Hände kam, deren Pflegeeinsatz rapide abnahm- er hatte nur noch zu funktionieren. Statt Liebe gab es Hiebe, wenn er mal nicht anspringen wollte nach klirrend kalter Nacht. Derbe Flüche straften ihn für die Nachlässigkeit seiner Besitzer.

Eines Tages hörte er mit Entsetzen, wie eine scharfe Klinge die runden, bunten Aufkleber auf den Kennzeichen abkratzte. Völlig verstört trat er ahnungslos seine letzte Reise an. Getrennt von der ausgeweideten und durchlöcherten stählernen Karosse warf man ihn achtlos in den Sand. Dabei hatte er doch noch soviel vorgehabt. Nein, es tröstete ihn nicht im Geringsten, dass der ihn einstmals umhüllende Körper ebenfalls neben ihm gestrandet war.

Sein kraftvolles Herz sollte nie wieder schlagen.
Kein Anschluss unter...
...dieser Nummer mehr.

Die digitale Welt hat sich durchgesetzt. Immer kleiner, moderner, vielseitiger, aufwendiger. Und in fast allen Lebensbereichen.

Die Jüngeren unter uns werden es mit Kopfschütteln bestaunen: Ja, das war mal ein Telefon! Den Hörer abgenommen und hoffnungsvoll gelauscht, ob denn ein Freizeichen kommt...Der Finger zwängte sich in das Loch der Wählscheibe, die Federkraft nahm die Zahlen mit und nach dem Herausziehen schnellte die Scheibe flugs unter sanftem Schnarren zurück. Welch sinnliches Gefühl, den schweren duroplastischen Hörer sicher in der Hand zu wiegen, welch Erleichterung, wenn man ihn wieder sanft auf die satte Gabel zurücklegen konnte.

In Zeiten, da ich mit dem Daumen nahezu alle Ziffern meines Mobiltelefons gleichzeitig drücken kann, sehne ich mich manchmal zurück nach dieser Wertarbeit. Und lächele bei dem Gedanken, als die Rufnummern unseres Dorfes grade mal dreistellig und so einfach zu merken waren...

Nostalgische Grüße: Martin
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das erinnert mich ...
an mein altes W 38 mit dem ich jetzt sogar übers Internet telefonieren kann. Ist das nicht genial?
****42 Mann
4.929 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe noch ein mahnendes Überbleibsel
Alt, kaputt, schon als es neu war unnütz, aus dem Sinn aber unvergessen, warum es das gab. Saint Malo - der Wahnsinn hatte und hat einen Namen - Krieg.

Mahnende Grüße
Hendrik
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