Mittwochmorgengedanken.....
kennt ihr auch die tage, an denen man aufsteht und scheinbar ohne grund, schlechte laune hat? ok, die nacht war nicht erholsam, weil ein albtraum den schlaf negativ beeinflusste, aber das kann nicht die ursache dafür sein, dass einem ein unglücklicher Mensch aus dem badspiegel anschaut. nun, ich will euch von heute morgen erzählen:die gute laune meines schatzes und sein tatendrang, den er mit einem gemeinsamen, morgendlichen joggen ausdrücken will, können meine heruntergezogenen mundwinkel nicht in die liebenswertere position eines lächelns korrigieren, deshalb gebe ich ihm zu verstehen, dass ich lieber das frühstück vorbereite.
als sich die tür hinter ihm schließt, schlurfe ich mit hängenden schultern ins bad, schaue ungläubig die fremde im spiegel an und hüpfe unter die dusche. dieses mal kann mich das schmeichelnde, weiche wasser nicht wie sonst erfreuen, so wasche ich mir nur ungehalten den schlaf vom körper und hüpfe aus der wanne. nachdem ich die locken zurechtgezupft und mir ein leichtes make up aufgelegt habe und mich trotzdem IMMER NOOCH diese mürrische frau aus dem spiegel anfunkelt, ist meine laune gänzlich um den nullpunkt gesunken.
das kann ja ein toller tag werden!
ich versorge meine balkonblumen mit frischem wasser, decke den tisch fürs gemeinsame frühstück draußen und öffne meinem schatz die tür, der verschwitzt, aber freudestrahlend hereinstürmt..... oh, wie gerne hätte ich jetzt seine glückshormonausschüttung und ärgere mich, dass ich nicht mitgelaufen bin.
eine stunde später beschließe ich, meinen missmut mit radeln zu bekämpfen. ich ziehe mich rasch um und hole das fahrrad aus der garage, schon die ersten meter gebe ich gas und trete in die pedale, als ob ich auf der flucht vor meiner niedergeschlagenheit wäre.
ich nehme kaum die schöne gegend wahr, und bin schon in rekordzeit am baggersee angelangt. während ich die erste runde um den see radle, begegnen mir unzählige menschen: jogger, walker, spaziergänger, die ihre hunde ausführen. ich nehme kaum rücksicht auf sie und brause an ihnen vorbei und wundere mich etwas, warum sie mich teilweise so böse oder verbissen anschauen oder mir keinen platz machen wollen.
hin und wieder läuft mir ein vierbeiner in den weg , der mich zum bremsen oder zu ausweichmanövern zwingt. VERFLIXT!!
warum sind heute alle so schlecht drauf???
als mich dann die puste verlässt, frage ich mich endlich, warum ich mich so antreibe und um den see hetze....ich schalte einen gang zurück und verlangsame die zweite runde. .........................................
ich werde nachdenklich..... .............................................
und beschliesse, dieses mal meine laune zu korrigieren und die wegstrecke nicht als lästiges muss zu verstehen, sondern sie mit allen sinnen auf mich wirken zu lassen. ich wundere mich über die leichtigkeit des entspannten radelns und bemerke, dass sich meine innere verkrampfung löst, dann passiert folgendes:
ich blicke nicht mehr starr geradeaus und verstehe nicht die mir zum zweiten mal entgegenkommenden leute als hindernisse, sondern schaue ihnen offen in die gesichter....und SIE schauen neugierig zurück!!! und soll ich euch was sagen? plötzlich entdecke ich, dass mich einige von ihnen anlächeln und sich umdrehen (wahrscheinlich denken sie, ich trainiere für olympia)....
*ist nicht die frau von vorhin alleine um den see spaziert? wo kommt denn der Hund auf einmal her?
*lag der schwan vorhin auch schon so friedlich im schilf? woher kommen auf einmal all die enten?
*der igel muss doch vor einer viertel stunde auch schon am weg entlangmarschiert sein*********
*wie herrlich sich die sonnenstrahlen durch die zweige schummeln...
*wie friedlich sitzt da das ältere paar auf der bank und schaut auf den schimmernden see........
Ich werde still und schäme mich.....habe ich wirklich das alles bei meiner ersten runde übersehen?? wie konnte ich so blind durch diese wunderschöne landschaft radeln und kaum etwas davon wahrnehmen??
nachdenklich radle ich nach hause, mit offenen augen und wachem geist, mir begnet noch viel schönes, sei es ein schmetterling, der sich kurz auf meiner schulter ausgeruht hat oder sei es die kleine kindergartenschar, die fröhlich krakelend und lachend an mir vorbeizieht und mich an mein enkelchen erinnert.
ich sehe mein spiegelbild in einem schaufenster und bin erstaunt, dass ich lächle! bin das wirklich ICH???? die restlichen meter bis zur wohnung verbringe ich mit einem gespräch und bitte IHN um vergebung..............................
warum sind wir nur oft so unzufrieden?
warum freuen wir uns nicht an kleinen dingen?
warum sehen wir immer nur makel und fehler an uns und übersehen unsere guten eigenschaften?
eigentlich müsste gerade ich es besser wissen, denn wenn einem das leben neu geschenkt wurde, sollte man klarer und demütiger sein.....
drum hebt den blick, lächelt und gebt jeder stunde die chance, die schönste im leben zu werden!
liebe, nachdenkliche grüße von andrea