Ich bin mal (kurz) wieder da.
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
Ich bin sowas von aufgedröselt. Ich habe das Gefühl Jahre weg gewesen und nun auf einem anderen Planeten zu einer anderen Zeit gelandet zu sein.
Aber ich versuch mal all das erlebte zu komprimieren und in verständlicher und chronologischer Reihenfolge wieder zu geben.
Zunächst ging es ja für mich darum, heraus zu finden ob dieses oder ein anderes Kloster, dieser oder ein anderer Orden, eine Alternative für den "Lebensabend" darstellt.
Man kann im Net viel lesen und ist dann, frei nach Goethes Faust, hinterher genau so schlau wie vorher. Darum muss man es einfach mal selbst gesehen und im wahrsten Sinne des Wortes erlebt haben.
Katholisch, katholischer, Zisterzienser!
Die Zisterzienser haben sich im Jahre 1098 von den Benediktinern abgespalten weil diese, zu viel Wohlstand gekommen waren, nach eigenen Regeln spielend, Wein, Weib und Gesang mehr liebten, als das gottesfürchtige Leben.
Mit den Zisterziensern habe ich mir, wenn man es salopp formulieren will "Die Kante" gegeben. Aber volle Kanne!
http://www.kloster-marienthal.de/seiten/start?locale=de
"Seit über 780 Jahren leben und arbeiten die Zisterzienserinnen im Dienst Gottes und unserer Mitmenschen im Klosterstift St. Marienthal in Ostritz.
Benedikt (ca. 480 – 547), versteht das Kloster als Ort der Begegnung mit Gott.
Diese Begegnung vollzieht sich im Gebet, in der Arbeit und in der Gemeinschaft – in der Abgeschiedenheit des Klosters."
Der Klosterstift St. Marienthal ist einer der wenigen, die durchgängig als Kloster bewirtschaftet wurden. Also auch zu DDR Zeiten. Mit einem Heim für behinderte Kinder.
Geschichtliches entnehmt bitte dem Internet oder auch --> 3Sat "Die Zisterzienser" In dem Bericht ist u.a. auch Marienthal zu sehen wenn auch nur kurz.
Zunächst musste ich alles über Bord werfen was ich über das Leben im Kloster zu wissen glaubte. Denn Klöster sind (leider nicht so verschlossen wie angenommen. Doch dazu später mehr) Orte der Begegnung der Bildung.
Ich wurde von der Äbtissin so herzlich empfangen, wie von einer alten Freundin. Gemeinsam fuhren wir das letzte Stück ins innere des Klosters. Mir wurde meine Zelle zugewiesen, wurde dann durch die Kreuzkapelle und die Klosterkirche geführt und bekam ein geschichtliches aber auch einen religiöses Kurz Update. Abendbrot im Gästerefektorium und nach dem ersten Gottesdienst. Nachtruhe. Die Zelle war kalt und es schien mir trotz der winterlichen Temperaturen und Schneeregens, dass es draußen wärmer sei. Ich konnte vor Kälte nicht einschlafen. Auch das viel zu harte Bett, bereitete mir in den kommenden Nächten Schmerzen. Am nächsten Tag, mittags, wurde ich den Schwestern im Konvent vorgestellt und war jetzt offiziell in der Klausur. Jetzt geht's los!
Ora et labora! Bete und arbeite.
Zu meiner ersten Aufgabe gehörte es, das Moos aus den Steinen im Ehrenhof zu kratzen. Ganz ehrlich, ich war froh wenn die Glocke zum Gebet rief. Das machte ich dann 2 Tage lang, danach war ich im "Innendienst" durfte den oberen Gang der Klausur saugen. Also wer schon mal Parkett abgeschliffen hat, der weiß wie es sich anfühlt Sandsteinboden, trocken mit einem Nasssauger zu saugen 160 Meter und mir fielen beide Arme ab. 3x 320 Meter sind zu saugen. Das hat aber noch niemand am Stück geschafft. In der Waschküche ging es beim zusammen legen der Haushaltstextilien und beim Bügeln nicht nur entspannter sondern auch fröhlicher zu. Trotzdem bin ich jeden Tag um 20 Uhr wie eine Tote ins Bett gefallen. Auch wenn ich die Pausen zwischen den Gebeten den Mahlzeiten etc. auf dem Bett liegend verbracht habe, die Rückenschmerzen blieben. Obwohl man über die geheimen Treppen und Gänge jeden Ort binnen weniger Minuten erreichen kann, ist da immer die Sorge, zu spät zu sein. Was bei den Gebeten sehr unangenehm gewesen wäre da, sie öffentlich sind und entweder im Schwesternchor oder unten im Chor der Kirche statt finden und über das Intranet direkt in die Fernseher der Kranken und Hausgäste übertragen werden. Und damit "Schwester Chantalle" nicht im Minirock durchs Bild läuft, bekam ich einen grauen Chormantel geschneidert!
Die Osterfeiertage waren heftig. Liturgisch besonders bedeutsam die Kreuzigung und die Auferstehung Jesu. Da lassen es die Katholiken richtig krachen. 5 Tage Party. Als sie dann auf das Kreuz stürzten um es zu berühren und zu küssen, wurde mir bewusst wie nah Glauben und Fanatismus bei einander liegen. Ich bekam richtig Angst!
Weihrauch, Lärm und die Menschenmassen ... Ostermontag ließ ich mich vom Gottesdienst entschuldigen. Ich war satt und wäre am liebsten abgereist. Wenn man das nicht selbst erlebt hat ... einfach nur unbeschreiblich.
Ich möchte an dieser Stelle behaupten, dass wenn es einen Gott gäbe, dann wäre die Kirch leer! Zur Lichterfeier wurde das Feuer gesegnet und die Osterkerze entzündet. Was die Scheinheiligen da an Kerzen angeschleppt haben. Zum Glück waren Größe und Gewicht durch die Klostermanufaktur beschränkt worden. Es war feierlich. Keine Frage, doch mir macht so etwas Angst. Ich ging nicht ins Kloster um hilflos solchen fanatischen Menschenmengen ausgesetzt zu sein. Eine Steigerung erfuhr das Ganze noch als die Osterreiter Station am Kloster machten und "Tausende und Abertausende" gekommen waren und das Kloster als "Spielplatz" für sich entdeckten und einmal eine Tür geöffnet, strömten sie durch die Gänge. Die Dreistigkeit die die Leute an den Tag legen, wenn sie in Bereiche vordringen in denen sie nichts zu suchen haben. Plötzlich standen sie in meiner Zelle. Ich geb ja gern Ausflugstipps. Aber diesmal ... Liebe Leute ... so viel Grips sollte doch vorhanden sein. Man kann nicht einfach die Klausur stürmen und Zellentüren auf reißen, weil man mal gucken will. Gehts noch? Die Schwestern eines Klosters sind kein Trachtenverein. Da war bei mir echt eine Grenze überschritten. Ich bin ins Kloster gegangen, weil ich mit genau diesen Assis nichts mehr zu tun haben will. Unfassbar!
Aber nun lass ich die Bilder sprechen.