"Worte malen und sie wieder zu Worten werden lassen."
Ist ein Zitat aus einem Spielfilm. Schreiben ist nur wenigen vorbehalten und grenzt an Magie.
Die erste Deutschstunde nach den Ferien hatte ab der 3. Klasse nur ein Thema.
Aufsatz: Mein schönstes Ferienerlebnis
Und es lag an jedem selbst wie er es zu verpacken verstand. Es ging nicht um die weiteste oder die teuerste Reise. Ob Ausland oder bei Verwandten, sondern um persönliche Erlebnisse.
Da ich sogar in der Pflichtlektüre das eine oder andere Lieblingsbuch hatte, mit Textstellen an die ich mich heute so erinnere wie damals.
(Ich mochte ausführliche Orts und Situationsbeschreibungen die mich in die Lage versetzten, dass gelesene "real" mit zu erleben, quasi dabei zu sein. Das können nur wenige Schriftsteller.)
Habe ich diesen Stil kopiert und meine Abenteuer (teilweise frei erfunden) in detailgetreue Situationsbeschreibungen verpackt und mir letztlich zu einer guten Note verholfen.
Nach der Lehre verkümmerte Kommunikation zur reinen Informationsübermittlung.
Dies geschah durch Geräusche, also Lautgebungen, in Kombination mit Handzeichen. Die den Maschinenlärm durchdrangen.
Beispeil:
• Moooooo Laaaaaaaaa = Motorlauf
• uuuuuuuuu faaaaaa = runter fahren
• haaaaaaaaaa eeeeeeee = High End - ganz nach hinten fahren
• annnn treeeeeeeeee = (antreggen) - anziehen
Nun sollte man nicht glauben, dass es in den Pausen, in der Kantine eine geschwätzige Wortvielfalt gab. Wenn man redete, dann ausschließlich in Abkürzungen. Es hatte sich eine ganz eigene Sprache etabliert. Die nur verstand, wer länger dazu gehörte.
Um so erschreckender die Erkenntnis das sich auch andere Berufe über eine sogn. Fachtermini austauschen. Die Beherrschung der Selben, war wichtiger als die täglich geleistete Arbeit.
Und ja es gibt Menschen die sich ausschließlich in oder über Fachtermini verständigen. Von anderen nicht verstanden zu werden, gibt ihnen das Gefühl der Überlegenheit.
Um dem wenigstens etwas entgegen zu setzen, versuchen es nicht wenige mit englisch und tuen sich weder selbst noch der deutschen Sprache einen Gefallen. Denn im Zuge der Sprachvermischung gehen Wortbedeutungen verloren und oder werden in einem völlig anderen Kontext verwendet.
Sich hin zusetzen und einen Aufsatz zu schrieben, dürfte den meisten von uns heute sehr schwer fallen, weil wir verlernt haben uns auf wirklich wichtiges zu konzentrieren. Oder eine für uns wichtige Essenz in Erinnerung zu behalten.
Der Konsum macht auch vor den Erinnerungen nicht halt. Immer neue Informationen wollen verarbeitet werden. Wobei das Wort verbraucht passender wäre.
Die Erlebnisse eines Tages, im richtigen Zusammenhang und in chronologisch richtiger Reihenfolge wieder zu geben, fällt den meisten so schwer, dass sie es erst gar nicht versuchen.
Das Führen eines Tagebuchs war auch für mich anfangs eine Herausforderung.
Seit 1997 führe ich ohne Unterbrechung Tagebuch. Nur wenn es wirklich nichts zu berichten gibt, bleibt die Zeile leer.
Parallel dazu führe ich seit 2009 ein Traumtagebuch.