Alles Quatsch. Oder vielleicht doch nicht?
Als ich noch ein Junge war, gerieten meine Gedanken manchmal auf erschreckende Abwege......von der stets verkündeten und alleinig wahren Lehre: Was wäre, wenn nach dem Tod nicht alles zu Ende ist? Gibt es die Fortsetzung in einer neuen Existenz? Gab es mich schon einmal in früheren Leben?
Mein Glaube ist heute längst erwachsen geworden, und das ist gut so. Er braucht keine Dar-/ Vorstellungen von Höllenfeuer oder harfeklimperndem Zeitvertreib auf einer Wolke. Die Zeiten haben sich geändert, und das ist gut so. Allein dieser Gedanke ist geblieben: Was wäre, wenn nach dem Tod nicht alles zu Ende ist? Gibt es die Fortsetzung in einer neuen Existenz? Gab es mich schon einmal in früheren Leben?
„Weißt Du wer ich bin, weißt Du wer ich war? “ sang eine deutsche Liedermacherin vor etwa zehn Jahren in ihrem beeindruckenden Album „Land der langsamen Zeit“. „...ich sah einen riesigen Saal mit Spiegeln an der Wand- doch in keinem hab ich mich erkannt... ich sah Menschen aus früherer Zeit und manchmal sah ich mich- als ein Mönch, der die Schriften studiert, als Magd im Kerzenlicht...Ich regierte am Hof von Versailles, ich wählte Dich zum Mann- und schon damals fing uns're Liebe an“
Habe ich bereits früher einmal gelebt? Was heißt „einmal“- mehrmals? Bin ich Menschen damals bereits begegnet, die nun heute Teil meines Lebens sind? Woher kommt diese unglaubliche Seelenverwandtschaft, die ich immer wieder empfinde? Fing damals unsre Liebe an? Waren wir Partner, Geschwister, Verwandte?
Was ist meine Bestimmung? Geht es mir wie mit dem Hindu, dem ich vor 12 Jahren in Delhi auf der Strasse begegnete, und der mich so erschreckend lange und intensiv anschaute, als würde er mich jahrhundertelang kennen? Dem kleinen afrikanischen Mädchen, dessen Blicke mich so intensiv umarmten, als hätten wir uns nach vielen Leben wiedergesehen? Dem alten Indianer in Nevada, der meine Hand so lange hielt und mantraartig seine Verse murmelte, die ich nicht verstehen konnte? War ich die Magd und er mein Herr? Malte er mich, obwohl das gegen alle gesellschaftlichen Statuten verstieß?
„es ist gleich wer man ist, was man tut- wir reisen durch die Zeit. Und der Tod ist nur wie eine Tür, wir wechseln nur das Kleid. Nur die Liebe und das Schicksal bleibt“ textet JW weiter. Warum muss ich DIR nicht erklären, warum ich so und nicht anders empfinde, fühle, reagiere? Warum kennst DU längst die Antworten auf Frage, die ich nie zuvor stellte? Ist es die Erfahrung aus der früheren, gemeinsamen oder das Präludium für die nächste, endlich alles erfüllende Existenz?
Schwere Kost. Dennoch oder gerade deshalb möchte ich alle in unserer Gruppe einladen, ihre Meinungen dazu in Worte zu fassen, für die das alles eben nicht Quatsch ist.
Nachdenkliche Grüße: Martin