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Freitod

Freitod
Mit großer Betroffenheit las ich eben vom Freitod des ehemaligen Nationaltorhüters Robert Enke. Bis heute entsetzt es mich jedes Mal, wenn ich vom freiwilligen Sterben eines Menschen höre, dem ich mich in irgendeiner Weise verbunden fühlte. Bei Robert Enke war es nicht nur der Kampfeswille, mit 32 Jahren noch mal gegen alle Jungspunde im DFB-Trikot anzutreten, sondern auch der Tod seiner zweijährigen Tochter Lara mit nur 2 Jahren, die ihn möglicherweise in Depressionen getrieben hat. Mein Mitgefühl gilt seiner Frau sowie seiner Adoptivtochter, die fortan ohne ihn zurechtkommen müssen.

Für einen Leistungssportler neigt sich mit 32 Jahren durchaus die Karriere dem allmählichen Zenit entgegen, auch wenn sein Vorgänger Jens Lehmann gerade heute erst seinen 40. Geburtstag feierte. Ist der Leistungsdruck heute so entsetzlich hoch, dass begnadete und hochdekorierte Sportler an der Verfolgung durch nachdrängende Generationen zerbrechen? Doch was soll ein „einfacher“ Arbeitsloser denken, der nach der Insolvenz von Quelle oder anderen Industrieunternehmen nun vor dem Aus steht?

Auch im meinem unmittelbaren, persönlichen Umfeld hatte ich bereits wiederholt mit dem Freitod zu tun. Wie in einem anderen Thread betont verwende ich den Ausdruck „Selbstmord“ ausdrücklich nicht. Es ist der letzte große Entschluss im Leben eines Menschen, den wir niemals werten dürfen. Der mir eher Respekt abverlangt, weil ein Mensch auf der Schwelle zwischen Sein und Nichtsein eine eindeutige und unwiderrufliche Entscheidung trifft.

Für mich kommt dieser Schritt als überzeugter Christ zwar niemals in Frage, aber ich bete für diese Menschen, die in so unlösbare Engen geraten sind, aus denen sich für sie offenbar kein anderer Weg mehr ergab.

Betroffene Grüße: Martin
*******1965 Frau
399 Beiträge
Hallo Martin,

mich macht es auch sehr betroffen, wenn ich vom Freitod eines Menschen höre. Das Ausmaß an Verzweiflung, das hinter einem solchen Schritt steht, vermag vermutlich niemand zu erfassen.

Dass mir eine Entscheidung für den Freitod generell Respekt abverlangt, würde ich jedoch nicht sagen - unter anderem, weil ich denke, dass viele solcher Entscheidungen auch krankheitsbedingt getroffen werden (z. B. Depression).

Du schreibst:
Es ist der letzte große Entschluss im Leben eines Menschen, den wir niemals werten dürfen.

Den Entschluss zum Freitod an und für sich würde ich auch nicht werten. So eine Entscheidung trifft niemand "grundlos". Mir gelingt es aber nicht, die Umstände des Freitodes nicht zu werten. Damit will ich sagen: Es erschließt sich mir nicht, warum sich Menschen beispielsweise vor den Zug werfen. Der Zugführer bekommt einen Schock, macht sich vielleicht sein Leben lang Vorwürfe und kann sein Leben evtl. nie mehr unbeschwert genießen. Die Leute, die hinterher die Reste der Leiche zusammen suchen müssen, lässt das auch nicht kalt.

Viele Grüße
Mary
****53 Frau
53 Beiträge
@**ry: ja, das stört mich auch immer daran... die Umstände. Aber dem könnte abgeholfen werden, wenn unsere Gesellschaft den Freitod integrieren würde.
Ich bin der Meinung, dass es ganz schwierig ist, die Grenze zwischen eigenen Entscheidungen und Einmischung zu ziehen. Davor habe ich grossen Respekt. Wo ist mein Revier und wo fängt das meines Nächsten an?
...
was ein Schock ...

das hat sicher auch mit dem Tod seines Kindes vor einiger Zeit zu tun, oder vielleicht mit der Rückkehr des Tumors ...

was ein Schock!

dom
*******ca1 Frau
1.592 Beiträge
ich finde es furchtbar...
...was geschehen ist, WIE VERZWEIFELT muss Robert Enke gewesen sein, um sich SO das Leben zu nehmen.
Ich kämpfe auch mit dem Wort FREITOD und dem Umstand, dass sich jemand selbst tötet. So etwas geschieht selten bei klarem Verstand und ist doch eher eine Verzweiflungstat, die ich nicht bewundern kann. Ich kenne die Hintergründe bei Robert nicht, aber er hinterlässt ein wahres Chaos. Schlimm ist es für die Hinterbliebenen, für sie bricht eine Welt zusammen.
Ich hatte auch schon Selbstmordgedanken (für mich passt der Begriff eher) und das große Küchenmesser in der Hand, aber letztendlich erkannte ich, dass es (ich spreche hier nur für MICH) sehr feige gewesen wäre, meine Kinder im Stich zu lassen und der Familie die Tochter, die Schwester, die Tante auf so grausame Weise zu nehmen.
Ich glaube fest, dass der Verstand aussetzt oder verwirrt ist, dass es tiefste Depressionen sind, die jemanden in den Tod treiben.
Meine Freundin stürzte sich von einer hohen Eisenbahnbrücke, was niemand verstand, denn sie hatte zwei kleine Kinder. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass sie an unerträglichen Schmerzen litt. Man fand ihr Auto mit geöffneter Wagentür, die Handtasche lag auf dem Beifahrersitz, sie muss in einer Schmerz- und Panikattacke den Wagen verlassen und sich dann die Brücke hintergestürzt haben, an einer Stelle, die nicht sofort tödlich war. GRAUSAM! Wohlüberlegt war das niemals!
Ich denke, dass (fast) alle Menschen Angst davor haben, sich das Leben zu nehmen, auch wenn sie das noch so oft formulieren.
Der Vater einer Freundin war schwerkrank und sprach immer wieder davon, sterben zu wollen. Er schnitt sich dann die Pulsadern auf, was seine Tochter zum Glück bemerkte, als sie dann losrannte und Handtücher auf die blutenden Arme drückte, fragte der Vater sie allen Ernstes angsterfüllt, ob die Tücher denn auch sauber seien. Für mich war das ein eindeutiges Zeichen dafür, dass er in allerletzter Sekunde am Leben festgehalten hat und Sorge zeigte, dass die Wunden verschmutzen. Welch Drama!

Jeder mag es nennen wie er möchte, SELBSTMORD oder FREITOD, ich für mich muss sagen, dass mir letzteres zu verharmlost klingt, fast sanft und etwas schön geredet, wenn man das hier überhaupt bei einer so schrecklichen Sache sagen kann.

Ich bete für die Hinterbliebenen von Robert Enke.


Betroffene Grüße,

Andrea
******aas Mann
1.590 Beiträge
Unverständlich
Worte beschreiben eine Tatsache immer nur von einer Seite, ob Verzweiflungstat oder überlegte Entscheidung, ob aus gesundheitlicher oder psychologischer Ursache. Die Tatsache ist: Jemand wollte nicht weiterleben.

Ich kannte Robert Enke nicht, und da ich dem Fußball sehr fern bin, habe ich den Namen ehrlich gesagt heute morgen zum ersten Mal gehört. Daher kann ich seine Persönlichkeit nicht einschätzen, ein kurzer Rundblick über die Medien ergibt eine Biographie, die von vielen beruflichen und privaten Tiefpunkten, aber auch von Anerkennung und Bewunderung unter seinen Kollegen spricht. Ein letztlich erfolgreicher, bestimmt nicht von materiellen Sorgen geplagter Mensch, mit ernsten und schwerwiegenden, aber nicht einmaligen Problemen.

Die Suche nach Gründen kann in solchen Fällen nie abgeschlossen sein, selbst wenn ein Abschiedsbrief oder eine Botschaft den Entschluss zu erklären versucht.
Am Ende ist es ein persönliches "Ich kann nicht mehr" - und das ist der Punkt, an dem mein Unverständnis ansetzt.

"Ich kann nicht mehr" bedeutet: Da ist sonst niemand, der an meiner Stelle kann. Es bedeutet auch: Ich versuche es nicht mehr. Ich kann heute nicht mehr, also will ich kein Morgen mehr.
Oft - und hier ziehe ich eigene Erfahrung heran - wird es zu einem "Ich will nicht mehr".

Gedanken an Selbsttötung sind weit verbreitet, ich nehme an das viele Mitleser schon das eine oder andere mal, mehr oder weniger ernst darüber nachgedacht haben. Die Schwelle, dort aber anzukommen, ist hoch - es sei denn, man ist in der "falschen" Gemütsverfassung. Ich habe dunkle Zeiten erlebt, habe Menschen, Zukunftspläne und Hoffnungen verloren, und kenne das Gefühl, wenn man nichts mehr tun will. Etwas verändern? Kämpfen? Weiterhoffen?
Nein, der Tag soll einfach rumgehen. Man schlägt die Zeit tot, prokrastiniert.
Der Gedanke, der mich an so einer Stelle zurückhält, ist: Selbsttötung ist die ultimative Prokrastination. Man will nichts, man kann nicht, die Zeit ist zu lang um sie totzuschlagen - also schlage ich mich selbst tot. Inhärent logisch, von außen betrachtet kompletter Unsinn.

Und damit stoppe ich mal, es soll ja ein Diskussionsforum sein.
Herrn Enkes Angehörigen und Freunden wünsche ich Zusammenhalt und Nähe zueinander, um den Verlust zu überwinden - für Robert Enke selbst hoffe ich, das er von seinen Sorgen frei ist, und die Konsequenz seines Handelns sieht.

Chris

[Anmerkung vom Mod: Prokastrination= das krankhafte Aufschieben von anstehenden Arbeiten und die Beschäftigung mit sinnlosen Tätigkeiten]
*********nski Mann
9 Beiträge
Ruhe in Frieden
Fassungslos, auf der Suche nach Worten...
So einfach ist das nicht..!
Wer noch nie mit dieser Krankheit Depresion in Berührung gekommen ist, kann auch nicht abschätzen, was in diesen Menschen vorgeht!!

Es ist kein feiger Akt!! Es ist auch nicht das Davonlaufen vor Kleinigkeiten!!

Das zu tun, ist ein großer Schritt und den begeht man nicht, weil man nicht weiss, wie man die Zeit totschlagen soll!

Nachzuvollziehen ist es wirklich nur für Betroffene, aber ich denke es kann oder es sollte sich niemand herausnehmen, darüber eine Wertung abzugeben, weil ein NICHTbetroffener das nicht werten kann!!
******aas Mann
1.590 Beiträge
Liebe Frau und Herr Cologne,
sollte sich das auf meinen Beitrag beziehen, bitte ich den Text etwas eingehender zu studieren: Ich betrachte mich als "Beinahe"betroffenen, und habe die Idee zur Diskussion gestellt, das es kaum Nichtbetroffene gibt. Wirklich Betroffene kann man eben bedauernswerterweise nicht mehr fragen.
Mis besten Grüßen, Chris.
Frau Cologne
was heißt denn beinahe betroffen?
******aas Mann
1.590 Beiträge
Beinahe-Betroffen in dem Sinn, es letztendlich unterlassen zu haben.
achso
aber dann müsste sein Tun für Dich ja anchvollziehbar sein
******aas Mann
1.590 Beiträge
Nachvollziehbar ja, verständlich nein. Meiner Erfahrung - oder besser: Empfindung nach ist ein bewusster Entschluss zur Selbsttötung unsinnig: Man gibt auf, lässt alle anderen zurück, macht sich aus dem Staub ohne die Verantwortung zu tragen, die man für andere vielleicht noch hat - und hintergeht sich selbst, indem man sich die Chance auf Veränderung nimmt.
Ich verstehe die Selbsttötung im Affekt, als nicht durchgehend reflektierte Handlung: Dann wenn der Schmerz zu stark wird, die Diagnose des Arzts keinen Ausweg lässt, ein Brief in der Post alle Hoffnungen zerstört. Nähme man sich die Zeit zum reflektieren, wäre klar, das der "letzte Schritt" kein Ausweg ist, sondern eine Flucht.
******aga Frau
4.722 Beiträge
Vor einigen Jahren war ich sehr krank und das ging mit schweren Depressionen einher. Das war ein schrecklicher Zustand, zumal ich eher eine bin, die im Grunde eine positive Einstellung zum Leben hat.

Damals hatte ich den starken Wunsch, diesen schier unerträglichen Zustand beenden zu wollen. Ich hatte regelrechte Todessehnsüchte und begab mich dann in die Klinik und war einige Wochen dort. Diese Depressionen gingen mit einer schweren Medikamenabhängigkeit einher und ich bin froh, dass ich in der Klinik war.

Es war schrecklich......und in einem solchen Zustand denkt man irgendwann nicht mehr an Menschen, die einen lieben - sondern nur noch daran, diesen Zustand beenden zu wollen und ich habe das große Glück gehabt, dass mich jemand in die Klinik brachte. Alleine hätte ich das nicht mehr geschafft.

Ich freue mich für jeden, der aus welchen Gründen auch immer, aus solchen Tiefpunkten rauskommt und später irgendwann erkennt, wie schön das Leben sein kann.

Wenn ich von solchen tragischen Nachrichten höre, wird mir immer wieder bewusst, dass man Depressionen eben nicht unterschätzen sollte. Ich kann gut verstehen, dass Enke das geheim halten wollte, denn Depressionen werden wirklich nicht verstanden und mit einem "reiß Dich mal zusammen" ist es eben nicht getan.

LG, baba *blume*
Hallo Martin
... wenn ich vom freiwilligen Sterben eines Menschen höre, ...
Von "Freitod" kann meines Erachtens nur beim "Harakiri" und seinen artverwandten Selbsttötungen gesprochen werden.

Der Begriff "Freitod" verfälscht in den anderen Fällen die Tatsachen völlig, denn hier kann von selbstbestimmender Freiheit in dieser Entscheidung keine Rede sein. Ein Mensch, der Suizid verübt, steht unter furchtbarem physischen Druck und somit unter dem Diktat von Unterbewusstsein und auch Fremdbestimmung.

Das fatale an der Depression z.B. ist, dass einem depressiven Menschen häufig nichts anzumerken ist und vor allem ist eine dauerhafte Hilfe durch die Medizin bis heute nicht möglich. Es kann und es kommt immer wieder zu neuen depressiven Anfällen, die ohne Vorwarnung zum Suizid führen können. Man kann hier vermutlich von einem "Tunnelblick" durch den suizidgefährdeten Menschen sprechen. Es ist somit eine heute noch unheilbare Krankheit, die häufig tödlich endet.
... muss natürlich
... psychischem Druck ... lauten
Freitod vs. Selbstmord
Nach den zahlreichen und teils sehr tiefgreifenden Beiträgen von Euch möchte ich die begriffliche Einordnung in der Tat ein wenig relativieren. Dabei bin auch ich Betroffener als Ehemann einer jahrzehntelang depressiven Partnerin, die Gottlob dieses Jahr die Kraft aufbrachte, sich in einem mehrmonatigen Klinikaufenthalt therapieren zu lassen- mit sensationellem Erfolg.

In einem TV-Beitrag bei Stern-TV sprach gestern Abend der Depressionsarzt Prof. Erler über den Begriff „Freitod“, den er in diesem Zusammenhang als „euphemistisch“ bezeichnete, also eine klare begriffliche Bedeutungsverschlechterung. Hier muss ich ihm in der Tat Recht geben, denn ein Mensch, der unter solch immenser Anspannung steht, dessen Blickfeld sich so stark reduziert und der nahezu kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen kann, trifft seine Entscheidung wirklich nicht unter freiem Willen. Er ist viel mehr Gefangener seiner Krankheit und unfähig, die Dinge aus Sicht eines gesunden Menschen wahrzunehmen.

Dennoch möchte ich den Thread nicht von Beginn an umschreiben, also bitte ich um Verständnis, dass der Titel so stehen bleiben sollte.

Mein Kompliment an alle, die hier in dieser Tiefe mitdiskutieren!

LG Martin
******aga Frau
4.722 Beiträge
Was ist eine freiwillige Entscheidung?

Ein schwerst depressiver Mensch trifft keine freiwilligen Entscheidungen, eben weil sie im Grunde rein defensive sind. Der betroffene ist in einer schier ausweglosen Lage und kann nicht mehr wählen - und nicht mehr wählen zu dürfen, dass macht eine Entscheidung dann für meine Begriffe unfrei.

Es geht auch nicht um Wollen oder Nicht-Wollen, sondern um Zwänge und Müssen.

Im Stern online ist ein Interview mit Daum nach zu lesen, wo er die Tabuisierung von Depressionen auch kritisiert. Sehr interessant, wie ich finde und er bemerkt dabei auch eine Sache, die sicher auch nicht unwesendlich ist, nämlich das Unverständnis seitens der Gesellschaft, die dann sowas sagt wie "sei doch kein Weichei oder reiß Dich gefälligst zusammen".
Leider muss man damit rechnen stigmatisiert zu werden, wenn man zugibt, psychisch erkrankt zu sein und ich denke, solchen traurigen Anlässe tragen hoffentlich dazu bei, dass manche (ich meine auch niemanden persönlich) lieber nicht bewerten (sollten), bevor sie über Dinge sprechen, über die sie nicht die entsprechenden Erfahrungen haben.

Wenn zum Beispiel depressive Eltern, etwa eine alleinerziehende Mutter Hilfe beim Jugendamt sucht, muss sie damit rechnen dass man ihr die Kinder wegnimmt, anstatt der Frau wirklich zu helfen - und das kann es doch nicht sein.
@ chrismaas
Der Mensch empfindet Schmerzen nicht nur, wenn es organische Schmerzen sind.

Ich finde es zu einfach zu sagen, dass sich diese Menschen vor Ihrer Verantwortung drücken und vor Problemen flüchten. Und es wird hierbei auch komischer Weise immer nur darüber gesprochen, dass derjenige, der den Freitod gewählt hat flüchtet oder es sich "zu einfach" Macht.

1. Einfach ist es sicherlich nicht und 2. was ist denn mit den Menschen in seinem Umfeld? Hatten die keine Verantwortung? Sind die nicht geflüchtet? Im Nachhinein Vorwürfe auszusprechen und sich selber als Opfer darstellen dass ist "einfach"!!

Manchmal ist das innere Leid so groß, dass man nur noch Frieden fühlen möchte und sieht im Freitod diese Chance. Nur Ruhe!! Erlösung. Ich kann es gut nachempfinden.

Zumal es meistens auch Menschen sind, über die alle anderen sagen: Es ging ihm/ihr doch gut. Job, Familie etc. Aber das sind alles nur Oberflächlichkeiten und das wird dabei immer vergessen. Der Mensch muss hier gesehen werden und sonst gar nichts.

Ich denke mal, es wird keinem leicht fallen, gewisse Dinge zurücklassen zu müssen und diesen Schritt zu gehen.

Also ich muß auch sagen, dass ich einen gewissen Respekt vor diesen Menschen habe!

Verurteilt habe ich einen Menschen schnell, aber wirklich kennengelernt? Dazu gehört viel mehr!!!

Grüße Sabine
@ baba_yaga
Wenn ich von solchen tragischen Nachrichten höre, wird mir immer wieder bewusst, dass man Depressionen eben nicht unterschätzen sollte. Ich kann gut verstehen, dass Enke das geheim halten wollte, denn Depressionen werden wirklich nicht verstanden und mit einem "reiß Dich mal zusammen" ist es eben nicht getan.


Da gebe ich Dir absolut Recht!!

Grüße Sabine
******aas Mann
1.590 Beiträge
Sabine/Cologne, ich habe große Hochachtung für Dein Mitgefühl und gebe Dir Recht: Wenn kein rationales Denken mehr möglich ist, kann eine Selbsttötung als einziger Ausweg erscheinen. Schmerz, ob psychich oder physisch (die Trennung hatte ich gar nicht gemacht) und Depression bewirken beides, phasenweise: Es wird so dunkel, das man an die Existenz von Licht nicht mehr glaubt.

Demgegenüber gibt es aber auch Phasen, in denen ein Leidender merkt, das etwas nicht in Ordnung ist. Schweigt er dann, aus Angst, ausgegrenzt zu werden oder aus Stolz, es alleine schaffen zu wollen - wer soll ihm dann helfen? Wenn das Umfeld nichts mitkriegt, dann flüchtet es nicht, sondern ist blind. Sicher können Menschen die Augen verschließen, schließlich hat jeder seine eigenen Probleme - aber das verlagert die Verantwortung für eine Selbsttötung nicht auf deren Seite.

Um Hilfe bitten ist vielleicht nicht einfach, gerade und klischeehafterweise für Männer mit dem Mythos des starken Geschlechts. Aber sich lieber umbringen als zuzugeben das man mit den eigenen Problemen nicht mehr klar kommt - das hat nichts mit einer Entscheidung zu tun. Die Entscheidung liegt darin, nichts zu sagen, sich stark zu geben, und an den Punkt zu kommen an dem rationale Gründe nicht mehr greifen.

Sicher schreckt die Stigmatisierung "depressiv" ab, sie ist ja schon als Beschreibung milder selbstverursachter Traurigkeit in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen. Bekennt man sich dazu, ist das öffentliche Image beschädigt, die Karriere eventuell verkürzt, die Verwandten, Kollegen und Geschäftspartner vor den Kopf gestoßen. Wie baba_yaga sagt, reagiert selbst der Staat zwiespältig, und nimmt einer Mutter ihre Kinder weg, weil eine mögliche Gefährdung diagnostiziert ist. All das macht das Leben nicht leichter, nein - aber es ist immer noch Leben, und bietet die Chance, besser zu werden.
@ chrismaas
Das Problem bei dieser Krankheit ist, dass es für Nichtbetroffene nicht nachvollziehbar ist. Sie reagieren gekränkt, genervt und mit Unverständnis. Viele nehmen gewisse Reaktionen persönlich, grade wenn es um das Thema Todessehnsucht geht.

Und mal ehrlich, wenn es einem richtig schlecht geht, dann will man nicht hören, wie schön das Leben sein kann, denn man hat es anders erlebt. Optimisten sind dann die Menschen, von denen man sich gerne zurückzieht, weil die es gar nicht nachvollziehen können.

Du hast recht, dass einer mit Depressionen gleich als "gestört" abgestempelt wird, man als nicht belastbar und unzurechnungsfähig gilt und das ist es nun mal gar nicht!!

Ich finde, die Medien und alle drumherum übertreiben es jetzt. Es geht jetzt nicht mehr darum, warum es passiert ist. Das wird eh niemand mehr erfahren.

Weiter finde ich es absolut übertrieben überall Psychologen hinzusetzen, um eventuell gefährdete Menschen direkt "auszumachen".

Die Menschheit sollte mal wieder von ihrer Oberflächlichkeit runterkommen und sich wirklich mal um das Zwischenmenschliche kümmern, das ist viel wichtiger als Psychologen einzusetzen.

Aber da sind wir dann mal wieder bei dem Thema, schön alles auf andere abwälzen. Hauptsache, wir haben was getan.
auch ich.....
....bin vor 8 jahren mit suizid in meinem freundeskreis konfrontiert worden.
mein bester und langjähriger freund hat sich entschlossen seinem leben ein ende zu setzen.
er saß im rollstuhl und hat seit seinem unfall, den er mit
26 jahren hatte, bereits den entschluß gefasst niemals pflegefall zu werden. dies nun stand
für ihn in aussicht.
für mich war es damals....tja wie soll ich sagen....mit worten ausdrücken kann
ich dieses einschneidende, bewegende ereignis nicht wirklich. ich weiß wie er seinem leben
ein ende setzte und finde es gehört fester wille und entschlossenheit dazu....ja vielleicht
auch mut.....sehr viel mut sogar wie ich meine, zu sagen: "jetzt ist es soweit".
aufhalten oder ihn von diesem entschluss abbringen konnte ihn niemand. ich glaube das
funktioniert bei keinem menschen der sich dazu entschlossen hat.
vielleicht klingt´s für euch komisch wenn ich schreibe.....diesen endgültigen entschluss zu
fassen und schlussendlich in die tat umzusetzen, davor habe ich großen respekt!
****53 Frau
53 Beiträge
Zu diesem Thema kommt mir in den Sinn, dass ich mal gelesen habe, dass in einer alten Kultur (könnten die Indianer gewesen sein), derjenige, der einen Anderen vor dem Tod rettet, für diesen fortan sorgen muss. Er hat die Verantwortung für diesen Menschen mit seinem Eingreifen übernommen. . .
Das hat in mir damals und weiterhin für viel Nachdenken gesorgt. Was heisst Einmischen? Wo sollte ich einfach akzeptieren? Wo nicht verpassen etwas zu unternehmen. Was bedeutet das Wort "Not-wendig".
Ich weiss, das ich in dem Bereich z.T. sehr krasse Meinungen habe. Doch ich finde es spannend, wenn verschiedene Meinungen sich sammeln.
Meine Mutter fragte mich, überlaut in der ersten Bank der kleinen Kirche, bei der Abdankung ihres verstorbenen Ehemannes, in völlig betrunkenem Zustand: " Gell, ich darf mich zu Tode trinken?" - Ich spüre heute noch, wie die Kirchgemeinde den Atem anhielt und auf meine Antwort wartete. - "Ja" sagte ich zu ihr. . . . (sie hat es dann auch gemacht)
*******l_by Paar
135 Beiträge
@cologne6569
Und mal ehrlich, wenn es einem richtig schlecht geht, dann will man nicht hören, wie schön das Leben sein kann, denn man hat es anders erlebt. Optimisten sind dann die Menschen, von denen man sich gerne zurückzieht, weil die es gar nicht nachvollziehen können.

Du hast recht, dass einer mit Depressionen gleich als "gestört" abgestempelt wird, man als nicht belastbar und unzurechnungsfähig gilt und das ist es nun mal gar nicht!

Es ist schade, dass depressive Menschen alle über einen Kamm geschoren werden und man hier nicht auf von Fall zu Fall beurteilt. Ich musste leider die Bestätigung dieses Vorurteils erfahren, wobei ich z.B. bei Robert Enke nicht den Eindruck hatte, er wäre nicht belastbar oder gar unzurechnungsfähig. Zumindest soweit ich das bei meinem mageren Wissen beurteilen kann.


Vor ein paar Jahren hatte ich eine Weile eine Freundschaft mit einer Frau, die depressiv war/ist. Ich muss gestehen, ich habe mich dann nach ca. 2 Jahren zurückgezogen, weil ich nach dieser Zeit in einem Gefühlsstrudel war, von dem ich Angst hatte, selbst depressiv zu werden. Ich war damals verwirrt, enttäuscht, leicht sauer, schockiert, traurig, entmutigt, gekränkt, frustriert - um nur einige der Gefühle zu nennen.

Ich wollte damals dieser Bekannten keineswegs einreden, dass das Leben schön ist - aber sie hatte mich gebeten, ihr bei einigen Sachen zu helfen. Ich hab mich darüber gefreut und mir gedacht: wenn dich jemand um Hilfe bittet und du helfen kannst, dann tu es. Aber als dann wirklich jede meiner Antworten mit einem "Ja, aber..." beantwortet wurde und ich zeitweise für mein Zuhören und vorsichtiges Nachfragen über Hintergründe auch noch beschimpft wurde, habe ich einen Schlussstrich gezogen. In diesem Moment konnte ich nicht mehr, nicht noch mehr hinunterschlucken.

Ich bin jemand der zwar auch immer wieder mal auf die Nase fällt, sich dann aber sehr schnell auf die Seite rollt, wieder aufsteht und weiter marschiert. Von daher ist es für mich sehr schwer verständlich, dass Menschen depressiv werden. Noch schwerer verständlich allerdings ist es für mich, wenn ein solcher depressiver Zeitgenosse erst um Hilfe bittet, dem Helfenden dann aber das Gefühl gibt, dass er/sie die Hilfe gar nicht will. So kam es jedenfalls bei mir an. Was soll man dann mir solchen Menschen machen?

Es ist komisch, das ist nun schon einige Jahre her, aber es beschäftigt mich immer noch....
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