"Hier brauche ich ein Handy, das auch Radiofunktion hat (mitgelieferte Ohrhörer als Antenne) und die App Radio FM muss installiert sein."
https://www.inside-digital.d … w-radio?order_by=ranking_asc
Welches Handy kann das? Die Liste ist illuster und es fehlt z.B. ein namhafter Anbieter komplett. FM ist außerdem ein Auslaufmodell. DAB ist angesagt. Für Katastrophenmeldungen wären eigentlich KW Sender viel besser. Da braucht man für D oder z.B. Norwegen nur 2 oder 3 (Redundanz inklusive) um die gesamte Fläche abzudecken. Es ist noch viel schlimmer, weil immer mehr Sender aus Kostengründen nur noch als Internetradio "senden" und wer hat denn heute von den jungen Leuten noch ein klassisches Radio? Selbst der klassische TV ist ein Auslaufmodell. Die meisten sind über Kabelanbieter versorgt oder wer vorn dabei ist, der schaut lineares TV (öffentlich rechtliche Sender sind auch in D ganz vorn dabei) via Fire TV Stick. Die Schüssel auf dem Dach oder gar terrestrischer Empfang ist bereits heute von gestern. Es ist tatsächlich einfacher sich für ein paar € ein DAB/FM-Radio zu kaufen. Aber ... immer an die Batterien denken ist dann auch Pflicht.
Kommunikationstechnisch sehe ich tatsächlich die größten Probleme. Das haben wir jetzt schon wiederholt erlebt. Wirbelsturm Katrina, der Tsumani 2004. Selbst wenn die Sendemasten noch funktionieren, bricht das Netz schlicht an der Flut der Verbindungen zusammen. Festnetztelefon geht auch nicht mehr, weil es keins mehr ist, sondern VoIP, welches über ganz wenige Internetknoten geroutet wird. Sprich sich die Bandbreiten mit dem restlichen Internetverkehr teilt (QoS funktioniert nur auf unterster Ebene) und genauso anfällig ist. Supermärkte können Ware nicht verkaufen, weil die Kassensysteme nur online funktionieren, Tankstellen funktionieren ohne Online-Verbindung nicht mehr usw. usw. Es gibt auch kein Geld mehr aus irgendeinem Automaten oder eine Bezahlung mit Kredit- oder EC-Karte bzw. Apple-Pay u.ä. Was wird eigentlich mit der viel gepriesenen Abschaffung der Bargelds und fehlenden Kommunikationsinfrastrukturen? Im Katastrophenfall, wenn er etwas länger andauert, spielt Geld noch viel mehr eine Rolle als sonst schon. Gerade die finanziell Bessergestellten werden versuchen sich ihre Vorteile zu erkaufen und erwarten auch, dass das problemlos funktioniert. Man hat ja hart für das Geld gearbeitet und da kann man erwarten, dann man dafür auch einen Gegenwert erhält.
Es gibt auch noch einen Schwachsinn, den kaum jemand im Alltag merkt. Es gibt viele nützliche Apps auf dem Smartphone, die angeblich offline arbeiten. Sie erlauben lediglich Inhalte offline zu speichern um Datenvolumen zu sparen, aber sie laufen nicht ohne Internetkontakt. 99% aller Apps betrifft das. Es ist überhaupt nicht mehr abschätzbar, was Onlinekontakt braucht. Selbst normale PC's bekommen Probleme wenn sie mit Windows 10 oder 11 laufen und keinen Internetkontakt haben. Viele benutzen für ihre Dokument Microsoft 365. Die Cloud ist ja so bequem.
Hat jemand schon mal probiert, was das Handy macht, wenn Null Internetkontakt besteht. Manche klemmen schon beim Starten. Wir haben uns von einer Infrastruktur abhängig gemacht, die lediglich vom Kommerz und einer Spaßgesellschaft vorangetrieben und betrieben wird. Es gibt nicht einen Internetprovider oder Backbone-Betreiber, der sich dem Katastrophenfall verpflichtet fühlt oder ist. Manch einer erinnert sich an 9/11 und den Zustand des Internets nach dem Impact. In den Towern waren zwei der entscheidenden Knoten des Internets untergebracht. Das Internet weltweit war wochenlang gestört. In einer Zeit, als das Internet noch nicht die elementare Rolle hatte wie heute, waren die Schäden schon groß. Oder wer weiß schon, dass das DNS-System des Internets auf 13 Root-Server konzentriert ist. Ohne Namensauflösung kein Internet, obwohl alle Hosts und Resources online sind. Wer das System angreift und lahmlegt, richtet mit lächerlichem Aufwand weltweit zeitgleich Schaden an. Das System ist veraltet und nicht redundant. So wie das Internet in den 90er angefangen hat, so ist es heute noch strukturiert. Nur größer und anfälliger. Was glaubt ihr was passiert, wenn Deutschlands Internetknoten in Frankfurt ausfällt? Ich meine nicht Stromausfall, sondern Bombenanschlag, Hackerangriff, sprich Vernichtung der technischen Infrastruktur. Dann ist nichts mehr mit Industrie 4.0, Kassen, Tanken, Telefonie oder Teams VC oder oder. Auch 4G ist übrigens im Hintergrund eine VoIP-Technologie. 5G ohnehin. Wir haben keine Kontrolle mehr darüber, was online sein muss und was nicht, was Internettechnologien und -infrastrukturen benötigt. Wie anders kann es dann sein, dass Hacker an die Steuerungen von Pipelines und Kraftwerken kommen? Siehe Stuxnet Virus. Selbst Profis haben das Gefühl dafür verloren was online erreichbar sein muss und was nicht.
Das private Preppen ist das eine. Damit schiebt jeder für sich individuell den Tag X nach hinten. Man sollte sich den Film Maleville anschauen. Irgendwann braucht jeder die Welt da draußen. Der eine früher, der andere etwas später. Die gut gerüsteten Selbstversorger schlagen nach, ich sage mal 2 Wochen, dann in einer Welt auf, in der sich die schon gut eingerichtet und das Sagen haben, die früher um das Verbliebene kämpfen mussten, weil sie schneller am Ende waren. Das ist dann kein Zuckerlecken mehr. Es ist ja völlig unklar, wie viel Zeit man überbrücken können muss. Die Amis verkaufen Bunkerwohnungen in denen man monatelang klaustrophobisch leben kann. Ich wette, dass sich nach 3 Monaten die Insassen gegenseitig ermordet haben.
Für mich hat die gesellschaftliche und infrastrukturelle Vorsorge für den Fall X viel mehr Bedeutung und Gewicht, weil man nur darüber die Folgen einer Katastrophe von Anfang an für die Mehrheit abfedern und Infrastrukturen sowie das öffentliche Leben wieder aufbauen kann. Für die Mehrheit, was dann auch für Frieden und mehr Ruhe sorgt. Alle anderen Überlegungen sind für mich eine Geburt der Egozentrik, die nur ein Spiel auf ganz kurze Zeit sind. Bei allen Diskussionen darüber erkenne ich immer die gleiche Tendenz. Es geht darum, wer am längsten mit maximalem Komfort durchhält. Wozu? Ein, zwei Tage, vll auch drei ... okay. Aber dann sollte der nationale und auch internationale Katastrophenschutz Lösungen vor Ort haben. Ein Blackout im Hinblick von reiner Elektroenergie muss viel schneller behoben sein. Daran muss gearbeitet werden. Da hilft auch kein Preppen.
Und ich sage es gerne noch einmal. Es gibt wenig Sinn zu Preppen, wenn die Mehrheit es gar nicht kann. Das ist Elitedenken von Menschen mit Kapital und Eigentum. Ein Mietwohnungsbewohner hat nicht einmal Platz um den ganzen Kram zu lagern. Geschweige denn die Möglichkeit im Wohnzimmer ein Notstromdiesel aufzustellen.
Das Problem des Katastrophenschutzes, eben auch des Schutzes vor einem Blackout, muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe erkannt werden. Wie gut das gesamtgesellschaftliche Denken funktioniert, kann jeder in seinem Land aktuell in der Pandemie gut beobachten. Da wird dem einen oder anderen ganz anders werden, wenn sich die gleichen, die Polizisten als Nazis beschimpfen, um Lebensmittel, Medikamente und Wasser streiten.