Zwei Jahre in Folge ohne eine Live-Aufführung des Weihnachtsoratoriums - das fehlte mir sehr. Und zu allem Unglück fiel ausgerechnet in der Adventszeit auch noch mein CD-Player aus, mit dem ich mich diesbezüglich im vergangenen Jahr beholfen und wenigstens meine CD-Aufnahme davon rauf- und runter gespielt und meist auch laut mitgesungen hatte.... Erst gestern konnte ich das Gerät repariert zurückbekommen, immerhin, und jetzt ist meine Weihnachtswelt, in musikalischer Hinsicht, wieder halbwegs in Ordnung!
Als ausgesprochen positiv empfand ich dagegen den Kirchgang am Hl. Abend, der im vergangenen Jahr völlig entfallen musste. In diesem Jahr fanden die (evangelischen) Gottesdienste in meiner Stadt wieder statt, fast überall im Doppelpack, d.h. aufgrund der geltenden Beschränkungen dann eben jeweils zwei mal hintereinander, damit möglichst viele Menschen eine Möglichkeit zur Teilnahme hatten. Man musste sich anmelden, damit die vorgeschriebenen Abstände von 2 Metern nach allen Seiten tatsächlich gewahrt werden konnten (und auch wurden!), aber das fand ich völlig in Ordnung, zumal an allen Weihnachtsgottesdiensten ausdrücklich alle willkommen waren, ungeachtet ihres Impfstatuses. Und es wurde viel gesungen, zwar mit Maske, aber das geht ganz prima, es soll mir da niemand was anderes erzählen, mit ein wenig Kompromissbereitschaft auf allen Seiten geht tatsächlich vieles, auch wenn man ein paar liebgewordene Gewohnheiten eben mal loslassen und sich situativ umorientieren muss.
Mir persönlich hat die lockere Sitzordnung im Kirchenraum jedenfalls sehr dabei geholfen, bei mir zu sein und zu bleiben und mich auf den eigentlichen Kern und die Ursprungsbedeutung des Weihnachtsfestes zu fokussieren. Dazu noch eine unvermutet anspruchsvolle Predigt, die gänzlich ohne den vielerorts leider üblich gewordenen süßlichen Kitsch und peinliche Frömmeleien auskam und stattdessen darauf ausgerichtet war, zu versöhnen anstatt zu spalten, ohne die konkret vorhandenen Nöte, Differenzen und Ambivalenzen dieser verrückten Zeit zu unterschlagen - für mich hätten die Feiertage nicht besser und angemessener beginnen können, und ich bin zutiefst dankbar, dass das so möglich und mir und meinen Lieben in dieser Form zugänglich war!
Und wie immer waren bei uns auch diesmal die gesamten Feiertage fröhlich und innig, getragen von der allseitigen Freude, sich zu sehen und gute Gespräche zu führen. Es hat sich da eine für uns bewährte Art und Weise der Treffen in unterschiedlicher familiärer Zusammensetzung etabliert, die immer das Ziel im Auge hat, in erster Linie kommunikative Begegnung und Austausch aller untereinander zu ermöglichen, und gleichzeitig dabei darauf zu achten, dass auch an solchen Feiertagen die Bedürfnisse und Eigenheiten der Einzelnen bestehen bleiben dürfen, auch die nach temporärem Rückzug oder außerfamiliären Kontakten. Hierüber zum jeweils auftretenden Zeitpunkt Transparenz herzustellen und sich rechtzeitig einander mitzuteilen und schließlich eine Lösung zu finden, die für alle akzeptabel ist, das ist allen grundsätzlich wichtiger als auf je eigenen Wünschen stur zu beharren, oder sich hinten und vorne bedienen zu lassen. Und dennoch - oder gerade deshalb - gibt es an diesen Tagen viel leckeres, gemeinsam zubereitetes oder dezentral vorbereitetes und mitgebrachtes Essen (das wird im Vorfeld abgestimmt) und alle sind aktiv und freudig mit dabei.
Also: lauter nährende Begegnungen im wörtlichen und übertragenen Sinn. Weihnachten, so wie es sein soll - finde ich jedenfalls!
Euch allen einen "Guten Rutsch" und einen ähnlich gelingenden Beginn des Neuen Jahres, mit Augenmaß und Zuversicht und Erhalt der Gesundheit!