Ein für mich hochinteressantes Thema, für das ich meinem Freund
hank42 herzlich danke. Und so finde ich heute endlich mal Zeit, darauf einzugehen, denn als ein sehr an Geschichte interessierter Mensch habe ich mich ebenfalls vor einiger Zeit mit Champollion und den Hintergründen dieses "Dreisprachensteins" befasst, dessen Replik ich im Februar 2002 in Kairo bewundern konnte.
Der Hintergrund ist sehr umfassend, und so will ich auf die historische Entwicklung der Entdeckung eingehen. Sie führt zurück in das Jahr 1798, als Napoleon Bonaparte mit einer Flotte von 328 (!) Schiffen sowie 38.000 Mann Besatzung von Toulon aus über Malta nach Ägypten aufbrach, um von dort nach Indien zu gelangen und die verhaßten Engländer unter Lord Nelson zu vernichten, der zu dieser Zeit ebenfalls nach Ägypten unterwegs war. Leider begegnete Napoleon zunächst dem Heer der Mamelucken, einem orientalischen Stamm, die er niedermetzeln ließ. Im Gegenzug fielen seine Truppen am 07. August jedoch bei der Seeschlacht von Abukir in die Hände der Engländer, wo seine Armee unterging und ihn ein Jahr später nach Frankreich fliehen ließ.
Doch unter seiner Besatzung waren auch zahlreiche Wissenschaftler sowie ein begnadeter Zeichner namens Dominique Vivant Denon. Der hielt alles auf Papier fest, was er für wichtig hielt, Und als Napoleon mit der Kapitulation 1801 sämtliche Beutekunst aus dem Land am Nil an die Engländer abgeben musste, hatte er bereits alle wichtigen Dinge "kopiert", also abgezeichnet. Und nun kommt der geniale Jean-François Champollion ins Spiel, der schon mit 13 verschiedene orientalische Sprachen erlernte, und die Verbindung zwischen dem Koptischen und den Hieroglyphen erkannte. Schon 1809 wurde er zum Geschichtsprofessor der Universität von Grenoble berufen. 12 Jahre später verfasst er die Schrift "Lettre à M. Dacier relative à l'alphabet des hiéroglyphes phonétiques"- sie enthält die Grundlagen der Entzifferung.
Wie kam es zur Entschlüsselung? Bei der Entdeckung des "Obelisken von Philä" 1815 fand sich der Name "Ptolemäus" in einer Kartusche, wie die ovalen Einrahmungen genannt werden- sein Vergleich mit den Zeichen für "Cleopatra" ermöglichte die Dechiffrierung einzelner Zeichen.
Meine Quelle: Das Buch "Götter, Gräber und Gelehrte" von C.W.Ceram, das mein Vater meiner Mutter
zu meiner Geburt schenkte (wie eine Widmung beweist)