„Ein Verbot bringt nichts. Ist auch völlig unnötig. Das Problem ist wie immer die soziale und gesellschaftliche Akzeptanz. Der Staat kann die Hürden für die Beschaffung höher machen. Das sollte er in D auch ganz dringend. Er sollte seine eigenen monetären Interessen endlich hinten anstellen und sich der sozialen Folgen seiner Geldgier bewusst werden. Das wiederum setzt voraus, dass an den entscheidenden Stellen der Politik keine Lobbymarionetten, sondern moralisch gefestigte Menschen sitzen. Das ist in D leider eine Wunschtraum. Wenn ich das Heer an Berufspolitikern sehe, die außer einer gefälschten Vita und einer abgebrochenen Ausbildung nur Networking können, dann fehlt mir ein Glaube an Veränderung. Ergo muss es jeder mit sich selbst ausmachen. Das Ergebnis sehen wir.
Wenn ich in D zu Besuch bin, fallen zwei Dinge sofort extrem auf. Der allgegenwärtige Vandalismus und der fehlende Optimismus. Nicht nur wegen Pandemie und Krieg. Ich bin schon mehr als 10 Jahre in Norwegen und stelle das fest. Irgendwo da muss auch der Hang zum Alkohol mit verortet werden. Soll heißen, dass das soziale Gefüge, die Unzufriedenheit, Zukunftsängste und fehlender gesellschaftlicher Zusammenhalt das Suchtverhalten beeinflussen. Da ist D eindeutig auf dem absteigenden Ast. Egal was der Staat tut oder lässt. Er müsste ganz andere Dinge tun um dem Suchtproblem zu begegnen. Die Preisgestaltung und Kontrollen sind nur ein Mittel zum Zweck.
Inzwischen sind es bald 40 Jahre her, seit ich in Norwegen gelebt und gearbeitet habe, aber in meiner Erinnerung haben die Nordmänner schon ordentlich was weggetrunken, obwohl damals das Bier schon um die 10 Mark gekostet hat. Ein Rausch kostete damals etwa einen Euroscheck (also 400,-DM) und ich hatte den Eindruck, dass manche es offenbar als eine Art Statussymbol betrachten sich volllaufen zu lassen. Und die Fußgängerzone war am Sonntagmorgen voll von Schnapsleichen. Und schon damals war es extrem schwierig an Sprit zu kommen. Der wurde und wird nur im Vinmonopolet verkauft, eine staatliche Tankstelle mit absurd hohen Preisen und (damals war es so, vielleicht gibt es inzwischen ja mehr davon) 20 oder kurz über 20 Geschäftsstellen für das ganze Land - und das zieht sich über 2.000km vom Skagerrak bis zum Nordkap hoch. Schnaps einkaufen kann also durchaus zu einem Ausflug über 150-250km werden. Im Laden gibt es nur Lettöl, eine Art leichtes bzw. alkoholreduziertes Bier, an den Tankstellen überhaupt keinen Alkohol. Womit wir bei Deutschland wären: warum muss ich nachts um 2h an der Tanke noch Sprit bekommen? Und wieso traut sich niemand zu sagen, dass diese Politik IRRSINN ist? Warum scheitern alle Politiker, die sich für Verkaufsverbote von Alkohol nachts und / oder an Tankstellen aussprechen?
Wohlgemerkt, ich habe nichts gegen Alkohol und will auch kein Verbot, denn Prohibition hat noch nie funktioniert. Ich habe auch nichts gegen sonstige Drogen. Wenn es nach mir ginge, bekäme man das gute Heroin von Bayer einfach wieder in der Apotheke, wo man es in Deutschland bis 1958 schließlich ja auch bekommen hat. Und Cannabis aus dem Automaten - Marke "Kabul - der milde Ofen aus dem Osten" 20 Stück fertig vor-gedreht für 'nen Zehner, solange die normalen Kippen nur 7,-€ kosten, und wenn die Zigaretten dann 15 oder 20,-€ pro Schachtel kosten, kann man ja vielleicht mehr verlangen. Straßenbauaktien sollten eher mehr kosten, damit die Konsumenten nicht auf dieses erhabene Gefühl verzichten müssen, wenn man sich 'nen Hunderter durch die Nase zieht. Man kann ja vielleicht den Kondomautomaten einen zusätzlichen Schacht spendieren und in die Packungen gleich noch zusammengerollte Fünfhunderter einschweißen. Und für die armen Schlucker noch eine weitere Reihe für Pep oder Speed. Dann sollte hoffentlich für alle was dabei sein.
ABER: die Werbung für Drogen muss endlich verboten werden! Es ist nicht wichtig zu wissen, welches Bier mit Felsquellwasser gebraut wurde oder wo der gute Siegelhopfen drin ist, so wie heute keiner mehr an den Duft der großen weiten Welt glaubt. Und nein, es gibt kein Menschenrecht auf eine Verfügbarkeit von Schnaps und Kippen im Späti, an der Tanke oder wo auch immer rund um die Uhr!
Um die Frage des Eröffnungsbeitrags zu beantworten: ja, wenn es nach mir ginge, sollten Drogen nur an Volljährige verkauft werden dürfen, also Kippen und Sprit erst ab 18. Allerdings wird dadurch das Problem der Jugendbesäufnisse und vollgequarzten Schulhöfe nicht gelöst werden, denn die Kiddies werden sich ihr Zeugs dann halt auf anderen Wegen besorgen. Außerdem wäre es für die Youngsters völligstens langweilig, wenn sie keine Verbote übertreten können, denn die Kippe im Freundeskreis und der Sprit in der Gruppe schmecken noch viel besser, wenn sie verboten sind!