Freundschaft bei Gewalt in der Beziehung
Dieser Tage bewegt mich die Situation eines Freundes sehr stark und ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll. Vor einigen Wochen kam mein Freund Martin, den ich schon sehr lange kenne, auf mich zu und erzählte mir warum er sich scheiden lässt.
Ich war richtig erschrocken zu hören, dass seine Frau und er eine sehr gewaltvolle Beziehung hatten und er sich noch immer sehr stark von Ihr bedroht fühlt. Ja ihr lest richtig, Martin wurde und wird von seiner Frau mit verbalen und körperlichen Gewaltattacken provoziert, bedroht und angegriffen. Jedes Mal, wenn es dazu kam, hatte er solange es ging sich zurück genommen, versuchte zu flüchten, sie abzuhalten etc. bis er irgendwann nicht mehr konnte und sich dann auch körperlich wehren musste.
Sehr erschrocken war ich, zu hören, dass sie letztes Jahr meinen Freund sogar mit dem Messer lebensgefährlich verletzt hat. Sie hat ihm das Messer in den Bauch gestochen und er musste mit der Stichverletzung ins Krankenhaus. Ihm musste ein Teil seines Darmes entfernt werden, da dieser 4 mal durchstochen war.
Wenn man seine Noch-Frau kennt oder kennenlernt mag man gar nicht glauben, dass sie zu so etwas fähig ist und das dies so passiert ist. Man mag dann auch der Geschichte von Martin fast gar nicht mehr glauben. Sie stellt die Dinge eher so dar, dass Martin an allem Schuld ist. Nun da ich Martin doch schon sehr lange kenne, ihn sehr schätze und auch schon einiges von ihm weiß und mit erlebt habe, glaube ich ihm.
Für mich ist klar dass ich mit einer solchen Frau nichts mehr zu tun haben möchte.
Dieser Tage kam er auf mich zu und fragte mich wie er mit 2-3 Geschäftspartnern umgehen soll. Das prickelnde an der Gesamtsituation ist nämlich, dass Martin und seine Noch-Frau ein gemeinsames Geschäft haben. Martin will und kann, was ich sehr gut verstehen kann mit seiner Noch-Frau nicht mehr zusammen arbeiten. Erstens weil er ,sich immer noch von Ihr bedroht fühlt und zu dem besteht immer das Risiko, dass seine Noch-Frau bei den gemeinsamen Kunden irgend etwas fallen läßt und ihn in ein schlechtes Bild versetzt - wie schon gesagt, seiner Noch-Frau würde man wahrscheinlich mehr glauben, allein schon von den Größenverhältnissen (er 190 und sie 160).
Mit diesen Geschäftspartnern besteht ein Arbeitskreis, zu dem sie sich regelmäßig treffen. Der Arbeitskreis dient dazu Kompetenzen zu vernetzen und aktiv gemeinsam bei Kunden zu arbeiten. In diesem Arbeitskreis ist auch die Nochfrau von Martin integriert.
Auf jeden Fall hat Martin diesen bestimmten Geschäftspartnern, die er auch persönlich gut kennt, wenn nicht gar ein freundschaftliches Verhältnis zu ihnen hat, von seiner Situation erzählt. Er hat jedem in einem sehr persönlichen Gespräch seine Situation dargestellt und wie er sich fühlt.
Gleichermaßen hat er Ihnen gesagt, dass er unter diesen Umständen mit seiner Noch-Frau nicht mehr zusammen arbeiten möchte. Für ihn wäre es auch wichtig zu wissen, ob sie, also die Geschäftspartner mit seiner Noch-Frau weiterhin zusammen arbeiten möchten bzw. werden, damit er, also Martin, für sich entscheiden kann, ob er noch mit einem der Geschäftspartner dann noch zusammen arbeiten will und kann. Nicht weil er einen von Ihnen nicht schätzt, im Gegenteil sondern, weil es ihm wichtig ist sich selber vor nachhaltigen Konsequenzen zu schützen. Er hat jeden einzelnen darum gebeten, dass sie ihm doch bitte mitteilen, wie jeder von ihnen dazu steht.
Jetzt hat er ein Mail von allen gemeinsam erhalten, in dem sie ihm wissen lassen, dass sie mit beiden, also mit Martin als auch mit seiner Noch-Frau, weiterhin gerne zusammen arbeiten möchten und bitten darum dass Martin und seine Noch-Frau dies untereinander klären mögen. Sie fühlen sich in ihrer Entscheidungsfreiheit bedrängt und möchten dies nicht.
Mich bewegt das schon, denn für mich war klar, dass ich mit dieser Frau nichts mehr zu tun haben möchte. Wenn ich für so reflektiere, was ich jetzt so nieder geschrieben habe - und ich hoffe es ist nachvollziehbar - dann hat Martin doch nur eine Wahl? Er muss sich unter den Umständen von den befreundeten Geschäftspartnern lösen, oder? Mir ist auch nicht klar, ob denn die drei wirklich verstanden haben, um was es in Martins Situation eigentlich geht. Ich vermute, dass die drei sich das alles gar nicht richtig vorstellen können und Martin evtl. auch nicht ernst nehmen.
Uff, das war jetzt viel, doch ich musste etwas ausholen. Was meint Ihr denn dazu? In welcher Welt leben wir? Wollen wir solche Situationen für uns selber nicht wahrhaben? Ist Gewalt an Männern in der Beziehung immer noch ein Tabu-Thema?