Die Fourgonette...
Gewiss, die Zuverlässigkeit war nicht annähernd mit deutscher Wertarbeit vergleichbar, und der Rostteufel hatte mangels ernsthafter Konservierung leichtes Spiel. Woher ich diese Erfahrungen habe? In meiner Studentenzeit war ich selbst stolzer Besitzer dieses herrlich praktischen Autos! Und ich konnte sogar die etwas größere und modernere Version "R4 F6" mein eigen nennen, die nicht nur länger und größer war, sondern auch wesentlich komfortabler war. Diese Baureihe wurde ab 1975 angeboten, meiner war ein 1977er. Immerhin 20 cm länger als der kleine Kastenwagen bot er 465 Liter
mehr Laderaum- soviel hat ein Golf insgesamt nicht an normalem Kofferraumvolumen.
Als ich in den Semesterferien jobbte und mit meinem Lkw im Westerwald unterwegs war, belieferte ich u.a. einen Opelhändler, der gleich mehrere Fahrzeuge dieses Typs in Zahlung genommen hatte- sie waren zuvor in einer Tongrube eingesetzt und nach Ende der Abschreibungsfrist von nur drei Jahre in einem unvorstellbar abgewirtschafteten Zustand.
Es war gegen Ende meiner 8-wöchigen Ferienarbeit, und ich wollte noch 10 Tage nach Kroatien- nun natürlich liebend gerne mit dem neuen Auto, den ich noch am selben Tag kaufte- für 2.500 Mark. Abends baute ich die simplen Sitze aus- Stahlrohrgestell mit Kunststoffüberzug, die ich bald gegen Seriensitze aus dem R4 tauschte, bockte den Wagen vorne auf und jagte mittels Hochdruckreiniger eine dicke Tonsicht durch die Hecktür hinaus, in der sich mehrere hundert Kronenkorken sowie Zigarettenstummel befanden... In den Folgetagen ersetzte ich alle Verschleißteile und putzte das gute Stück heraus. Dann waren Waschen und Wachsen sowie alle überfälligen Kundendienstarbeiten dran, und natürlich ein gescheites Radio mit gigantischen Canton100-Lautsprechern verbauen. Gerade rechtzeitig zum Urlaubsantritt bekam ich ihn fertig und verbrachte herrliche Urlaubstage in Kroatien!
Später baute ich ihn mir zum kleinen Campingmobil aus. Zunächst richtete ich die vielen Beulen und Schrammen, verbrachte viel Zeit mit Spachteln, Schleifen; dann lackierte ich ihn in der eigenen Garage (mit Spritzpistole, nicht gerollert...) Innen montierte ich mir maßgefertigte Elemente, die ich mit Teppichboden überzog, und in die fortan Grill mit allem Zubehör, Kühlbox und sonstige Freizeitutensilien untergebracht waren. Durch einfaches Umklappen entstand eine Schlaffläche von fast 2 Metern, und durch die niedliche Dachluke über der Hecktür konnte man die Sterne sehen...
Beim Verkauf erhielt ich zwei Jahre später mehr als ich bezahlt hatte. Wie schade, dass damals so wenig Fotos entstanden sind!
Ja, der Vorgänger war ebenfalls ein R4, aber ein "normaler". Gut zu erkennen sind die zahlreichen Beschädigungen im Frontbereich...
mit wohnlicher Deckenverkleidung, Vorhängen und Mobiliar
bei schönem Wetter wie immer mit offener Dachluke unterwegs
am Ende sah er wieder richtig toll aus! Und musste doch einem ersten Opel weichen... Wieder direkt vor einem Urlaub...