Bei aller berechtigten Kritik ...
... finde ich die Situation besser als an vielen anderen Orten. Auch wenn viel mißbraucht, bin ich über unseren öffentlich-rechtlichen Rundfunk recht froh. Gebrauch der eigenen Urteilsfähigkeit vorausgesetzt, bietet er doch reichlich auch Kontroverses, Bedenkenswertes, Informatives und Unterhaltendes. Da ist schon ein Unterschied zum staatlichen Rundfunk mancher Länder, die man durchaus als "frei" und "demokratisch" bezeichnet. Von dem, was uns die privaten Medien liefern, braucht man meiner Meinung nach gar nicht reden.
Was mich eher erschreckt, ist die Debatte in Folge der Whistleblowing-Plattformen, wo mir zu viele Journalisten - wohl aus Angst um ihre Rolle als Gatekeeper - sehr einhellig mit Stimmen aus der Politik plötzlich in den Chor einfielen, daß Information aufbereitet, gewertet, gewichtet, kommentiert werden muß, um sie dem Menschen zumuten zu können.
Selbstverständlich braucht man für fast alles, wo man nicht selbst Fachmann ist, die Expertise von anderen, recherchiert und aufbereitet. Ich finde es traurig, daß daraus zu häufig geschlossen wird, der "normale Mensch" gehöre von den Quellen ferngehalten.
Warum soll mich ein gut recherchierter journalistischer Beiitrag nicht dazu bewegen, mir die Quellen selbst zu besehen? Oder umgekehrt: Warum soll ich nicht, motiviert durch Neugier, Betroffenheit oder was auch immer, mich mit den Quellen beschäftigen und dabei auf gegebenfalls gefundenes hinweisen, das Journalisten und andere mit ihrem gelernten Handwerk dann bearbeiten können?
Mein Lieblingsmedium ist das Radio: Deutschlandfunk, DRadio Kultur und Wissen, WDR5, Nordwestradio und viele weitere Informations- und Kultursender. Ich gebe zu, daß ich für diese Angebote gerne bereit bin, den Rundfunkbeitrag abzudrücken.
Ergänzen läßt sich das hervorragend durch die Presselandschaft, insbesondere durch verschiedenen Magazine, die weniger die Aktualität, als Hintergründe, Dossiers, und Kommentierung zum Zwecke haben, für mich allen voran die "Zeit" als regelmäßige Ergänzung. Leider hat der "Spiegel" schon seit etwa der Jahrtausendwende den Großteil seiner Innovativität eingebüßt, daß er sich nur noch gelegentlich lohnt zu lesen.
Selbst das Fernsehen ist zur Ergänzung gut geeignet - seit den Mediatheken auch jenseits nachtschlafender Zeit. Leider schlägt Profitgier hier auch wieder den freien Informationszugang, sei es durch auf Rechten sitzende Produktionsgesellschaften oder durch politischen Druck erzwungene "Depublizierung" - ein echtes Unwort ...
Gruß
Gerardus