Ich denke grundsätzlich gibt es zu dem Thema zwei Lager, die unterschiedlicher nicht sein können:
Menschen, die freiwillig eine Fernbeziehung leben und genau diese Beziehungsart mögen
und
Menschen, die gezwungenermaßen in einer Fernbeziehung leben.
Ich persönlich möchte mich auf ersteres konzentrieren; die gezwungenermaßen in einer solchen Beziehung lebenden werden vermutlich noch zahlreich antworten.
Ich war schon immer jemand, der viel Ruhe braucht und sehr gern auch allein ist. Von daher schätze ich es ungemein
• meine eigene Wohnung zu haben
• meinen Alltag komplett nach meinen eigenen Bedürfnissen zu gestalten
• die Zeit mit meiner Partnerin und meinen Liebschaften ganz fokussiert genießen zu können
• durch Alltagsabläufe/Beruf/Hobbies kaum Einschränkungen unseres Miteinanders hinnehmen zu müssen.
Für mich ist es die optimale Beziehungsform. Dazu muß ich sagen, daß ich jemand bin, der sich über die Gegenwart eines geschätzen/geliebten Menschen freut; dem aber nichts fehlt, wenn diese Person nicht da ist. Trennungsschmerz oder das "Vermissen" sind mir fremd. Ich trage diese geliebten Menschen in meinem Herzen, sie sind also immer dabei. Selbst wenn ich in einer Situation bin, die mit einem solchen Menschen in dem Augenblick schöner wäre, freue ich mich darüber daß das so ist und freue mich so einen Menschen in meinem Leben zu haben/ zu merken, daß die Anwesenheit diese Menschen alles einfach schöner sein lässt.
Ganz praktisch betrachtet verbringe ich ganz gezielt Zeit mit solchen Menschen, die ausnahmslos "Uns" gehört und in der "Wir" der Mittelpunkt sind. Dann gibt es auch wieder Zeiten, die wir nicht gemeinsam verbringen; in denen jeder seinen Fokus auf andere Dinge richten kann.
Meine Erfahrung ist allerdings, daß dieses Denken und Leben insbesondere in einer Beziehung recht selten ist. Einen Partner für einen solchen Lebensstil zu finden ist nicht einfach. Bei meinen "Affären" (offiziell angemeldet, alle wissen von einander) ist - durch die andere Erwartungshaltung an ein solches Miteinander vermutlich - ein solcher Umgang eher möglich.
Mir hilft dabei, etwas treudoof zu sein. Wenn ich liebe, liebe ich - wenn ich mich geliebt fühle, fühle ich mich geliebt - ständige körperliche Nähe brauche ich da nicht. Ich glaube/weiß es und das reicht mir. Geistige Nähe ist da deutlich wichtiger.. ich brauche regelmäßigen Kontakt per Telefon, Email, SMS, Brief und das häufige an meine Frolleins denken. Aber auch das ist wieder Zeit, die nur uns gehört. Für mich hat das was mit Wertschätzung zu tun.. es wäre mir ein Graus Zeit mit einer mir wichtigen Person zu verbringen und diese Person nicht als Mittelpunkt zu haben. Unheimlich hilfreich ist da natürlich vollkommen eifersuchtsfrei zu sein und eine offene Beziehung zu leben. Ich denke damit klammert man die üblichen Sorgen einer solchen Beziehungsform doch recht erfolgreich aus.
Leid tun mir bei einer solchen Beziehungsform diejenigen, die diese Entfernung als Entfernung wahrnehmen und erdulden. Das ist sicher eine Bewährungsprobe.. wobei das die Betroffenen sicher besser zu Papier zu bringen wissen.